Bei Maryland denk ich ja immer zuerst an die kultige Doomszene dort. Aber natürlich gibt es nicht nur diese. Mit ANY GIVEN SIN hat sich eine andere Band aufgemacht, um mit moderneren Klängen durchzustarten. Ein paar Singles, 2015 die EP “Forbidden”, fast 22 Millionen Klicks, nun also steht das erste Album an bei Mascot. Kein ganz neues Programm, die bisher veröffentlichten Songs finden wir auch auf „War Within“, und ein paar neue Songs. Mit dem Sound sollte das Quartett eigentlich offene Türen einrennen, ihr Mix als Alternative Metal mit modernem Anstrich sollte auch bei uns reichlich Freunde finden.
ANY GIVEN SIN bieten auf „War Within“ modernen Alternative Metal
Der Titelsong eröffnet energisch das Album, mit aggressivem Groove, einschmeichelndem klaren Gesang und zickigem Gepöbel. Immer wieder zieht man die Bremse, ein Song zum Abhotten. „Calm Before The Storm“ kommt kraftvoll, wird wenig überraschend auch immer wieder mit großen Melodien zurückgezogen. Mag sein, dass man das so ähnlich oft hört, DISTURBED, SHINEDOWN oder ALTER BRIDGE hat man immer wieder im Ohr, aber auch KORN kommen mal vorbei. Na und? ANY GIVEN SIN machen direkt Spaß, mal mit verspielten Elementen, mal mit einer dicken Portion Nu-Metal. Das Spiel aus Wutausbrüchen und ankuscheln haben sie drauf. Die Melodien fräsen sich in den Kopf, die harten Riffs laden ein zum Rocken und Rumhüpfen. Außer es wird ruhig, „Cold Bones“ zieht einen zurück, lässt an die Freunde denken, die man u.a. während der Pandemie verloren hat. Die Bridge lässt gar kurz an späte ANATHEMA denken. Aber auch NICKELBACK-Balladen-Fans können mitschunkeln. Nichts neu, auch später nicht beim schönen „The Way I Say Goodbye“. Man swingt mit und weiß nicht so recht, welche Band man gerade hört. Und hat Spaß dabei.
ANY GIVEN SIN setzen keine wirklich eigene Duftmarke
Was immer wieder sitzt sind die Refrains, die sich sofort festsetzen. Die Melodien summt man sofort mit, Victor Ritchie hat die passende Stimme dafür und setzt sie abwechslungsreich ein. Die Wendungen in den Songs sind eigentlich immer vorhersehbar, und trotzdem oder gerade deshalb geht man immer mit. Im Rock-Radio oder auf großen Festivalbühnen, es passt immer. Sicher auch in kleineren Clubs, wo die Musik intensiver wird. Man wippt und swingt durch die Songs, wird immer mal wütend angepöbelt, „Dynamite“ bringt eine Prise 80er Hair-Metal mit. Wenn „Still Sinking“ das Album beendet hat bleibt der Gedanke, dass ANY GIVEN SIN es nicht so richtig schaffen, eine eigene Duftmarke zu setzen oder gar den herausragenden Übersong zu bieten. Dann nimmt man sich den Kopfhörer und begleitet die Jungs, es gibt viel zu entdecken. Man geht teils sehr verspielt zu Werke, was im Gesamtsound gar nicht so offensichtlich ist. Wir haben hier klasse Musiker, die ihr Können dem Song widmen und nicht ihrem Ego. Der moderne Sound macht das Zuhören einfach, der etwas erdiger der Band auch gut gestanden hätte.
ANY GIVEN SIN machen alles richtig auf „War Within“
Wirklich neu ist das nicht, was ANY GIVEN SIN auf „War Within“ bieten. Aber sie machen das, was sie machen, so gut, dass man sich auch bei uns reichlich Fans sichern dürfte. Man hört, dass die Songs aus verschiedenen Zeiten der Bandgeschichte kommen. Das bringt Abwechslung, einen echten Ausrutscher gibt es nicht. Dafür viele Songs, die richtig gut rein laufen. Die Band macht alles richtig. Dieses gewisse eigene Etwas fehlt ANY GIVEN SIN aber noch. Mal schauen, wie es in Maryland weiter geht. Ein amtlicher Grundstein ist gelegt mit „War Within“.
Veröffentlicht am 04.08.2023
Spielzeit: 39:29 Min.
Lineup:
Victor Ritchie – Gesang
Mike Conner – Gitarre
Rich Stevenson – Bass
Mike Showalter – Schlagzeug
Label: Mascot Records
Homepage: http://www.anygivensinband.com
Mehr im Web: http://www.facebook.com/yoursinAGS
Die Tracklist von “War Within”:
1. War Within
2. Calm Before The Storm (Video bei YouTube)
3. Another Life (Video bei YouTube)
4. Cold Bones (Video bei YouTube)
5. Follow You
6. Insidious (Video bei YouTube)
7. Ball And Chain
8. The Way I Say Goodbye (Video bei YouTube)
9. House On Fire
10. Dynamite (Video bei YouTube)
11. Still Sinking (Video bei YouTube)