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ANDRE MATOS: Time To Be Free

Das Solo-Debüt des ehemaligen ANGRA-Sängers ist ein Schritt in die richtige Richtung. Trotz einer gewissen Zerfahrenheit ist es eine hörenswerte Angelegenheit mit einigen großartigen Stücken und erwartungsgemäß starkem Gesang geworden.

Schon das einleitende Menuett ist symptomatisch für das Solo-Debüt von Andre Matos (ex-SHAMAN, ex-ANGRA, ex-VIPER, ex-LOOKING GLASS SELF – der Mensch ist rumgekommen): Erst geräuscht es ein bisschen, dann folgt ein Augenblick gespannter Stille, ehe sich eine schöne Melodie ans Tageslicht wagt. Mit anderen Worten: Die Lieder auf Time To Be Free kommen nicht immer direkt auf den Punkt – und wenn sie erst einmal dort sind, verharren sie eher ungern dort. Trotz dieser Zerfahrenheit ist das Album jedoch eine hörenswerte Angelegenheit geworden. Matos macht dort weiter, wo er einst bei ANGRA aufgehört hat, wobei er häufiger als früher aufs Gaspedal drückt. Im direkten Vergleich mit Aurora Consurgens hat Time To Be Free sogar eindeutig die Nase vorn. Das liegt in erster Linie an den gemäßigteren Stücken wie Looking Back und Rio. Diese hätten auch prima auf ein Album wie Holy Land gepasst. Beide Stücke sind Musterbeispiele dafür, wie schön Melodic Metal abseits europäischer Klischees klingen kann.

Beim etwas flotteren How Long (Unleashed Away) klingt Matos dagegen auf einmal Tobias Sammet (EDGUY, AVANTASIA) verblüffend ähnlich. Natürlich ist Matos der um Längen bessere (und höhere!) Sänger, der im Gegensatz zu früheren Versuchen auch mit etwas aggressiveren Passagen gut zurecht kommt. Es liegt wahrscheinlich eher am Songmaterial oder dem Einfluss von Produzent Sascha Paeth (mit dem Matos allerdings schon seit Angels Cry-Zeiten zusammen arbeitet und unter dem Banner VIRGO in anderen Stilgewässern aktiv war). Die Instrumentalisten zeigen zwar immer wieder ihr Können. Doch progressive Wucherungen wie jüngst bei ANGRA sucht man vergeblich, selbst wenn einzelne Songstrukturen nicht immer ganz nachvollziehbar sind. Die einzelnen Passagen deuten jedenfalls darauf hin, dass Time To Be Free tatsächlich das Solo-Album eines Sängers ist, da die Gitarrenriffs eine eher untergeordnete Rolle spielen.

Sowohl der speedige Opener Letting Go, als auch der dynamische Titeltrack haben ihren Reiz, offenbaren hier und da aber kleinere Schwächen im Songwriting. Beide Nummern sind natürlich immer noch wesentlich besser als das Material von Reason. Mein Urteil wäre vermutlich noch freundlicher, wenn ich nicht Meisterwerke wie Carry On oder Living For The Night im Hinterkopf hätte. Das restliche Songmaterial leidet mal mehr (Remember Why), mal weniger (Rescue) unter der Unentschlossenheit, wohin die Reise denn nun gehen soll (oder zumindest mit welcher Geschwindigkeit). Höhepunkt der Orientungslosigkeit ist das Re-Remake A New Moonlight. (Matos` ursprüngliche Interpretation der Mondscheinsonate erschien 1989 auf dem VIPER-Album Theatre Of Fate.) Das Wiedersehen mit einem entfremdeten Bekannten zieht sich unnötig in die Länge und hinterlässt einen faden Nachgeschmack. Da sind mir TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA wesentlich lieber.

Insgesamt ist Time To Be Free trotzdem ein Schritt in die richtige Richtung mit einigen großartigen Stücken und erwartungsgemäß starkem Gesang.

Veröffentlichungstermin: 22.02.2008

Spielzeit: 64:20 Min.

Line-Up:
Andre Matos: Gesang
Andre Hernandez: Gitarre
Hugo Mariutti: Gitarre
Luis Mariutti: Bass
Eloy Casagrande: Schlagzeug
Fabio Ribeiro: Keyboard

Produziert von Roy Z und Sascha Paeth
Label: SPV

Homepage: http://www.andrematos.net

Tracklist:
1. Menuett
2. Letting Go
3. Rio
4. Remember Why
5. How Long (Unleashed Away)
6. Looking Back
7. Face The End
8. Time To Be Free
9. Rescue
10. A New Moonlight
11. Endeavour

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