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BIRDS OF PASSAGE: Winter Lady

Besinnliche, ruhige Shoegaze-Ambient-Musik ohne Weihnachtskrimskrams.

Weihnachten im Roadhouse. Statt Julee Cruise – unter der Leitung von Angelo Badalamenti versteht sich – steht Alicia Merz auf der Bühne, umgeben von einer rot schimmernden Dunkelheit, in einem nahezu einsamen Raum. So klingt immerhin der Song Away With The Night, und doch hat das zweite Album der Neuseeländerin Alicia Merz alias BIRDS OF PASSAGE mehr zu bieten. Winter Lady ist Entschleunigung, totaler Minimalismus, völlige, besinnliche Einsamkeit. Auf kitschfreie Art und Weise ist das eigentlich Weihnachtsmusik, eben etwas für die stille Zeit, eine bewusste, träumerische Abgrenzung vom Alltag. Alicia Merz, die in diesem Jahr bereits ihr Debütalbum Without The World und die Kollaboration mit LEONARDO ROSADO namens Dear And Unfamiliar war keineswegs faul, und ihre tiefe, und doch so stille, zurückhaltende Musik, ist dennoch sehr frisch, inspiriert und voller Hingabe.

Alicia Merz ist eine Träumerin, sie klingt wie das leicht verrückte Mädchen von nebenan, das durch seine Straße im Winter tanzt – und in ihrer ganz eigenen Welt lebt. Winter Lady klingt dabei weniger nach Neuseeland, denn nach einem verlassenen Dorf ganz hoch im Norden. Und hier läuft sie barfuß, mit federleichten Schritten in einem Sommerkleid durch den Schneesturm. Die Assoziationen, die BIRDS OF PASSAGE beim Hörer wecken, mögen bei allen Menschen unterschiedlich sein, aber eines haben zumindest diejenigen gemeinsam, die hinter Winter Lady mehr erkennen, als nur einen Klangteppich: Die Luft ist zum zerreißen gespannt, wenn Songs wie Highway Men In Midnight Masks, Disaster Of Dreams oder Hollow erklingen, dann wird es hier und da fast schon unerträglich intensiv. Im Gegensatz dazu stehen Stücke wie Away With The Night und Waltz While We Sleep, die ein wenig melodiöser orientiert sind und wie pure Träumereien wirken, aber in denen es ebenfalls geradezu brodelt.

Winter Lady ist einerseits völlig entspannt und wunderschön, andererseits kann diese fast schon brutale Reduktion mitunter auch ein wenig anstrengend sein. Dennoch, wer träumerische Shoegaze-Momente sowie poetische Ambient-Experimente liebt und im Minimalismus voll und ganz aufgeht, der findet hier Material für viele schöne Winterstunden. Vorgetragen von einer schönen, unaufdringlichen Stimme, mit subtiler Unterstützung von leisen Synthesizern und Gitarren entsteht eine märchenhafte Dreiviertelstunde, wie gemacht für harmonische, ruhige Stunden in denen es auch Tiefgang geben darf. Freunde von BIRDS OF PASSAGE allgemein, JONSI & ALEX, ( ) von SIGUR RÓS und ähnlich außerweltlicher Musik dürfen das Portemonnaie zücken und ohne schlechtes Gewissen in diese wunderschöne Scheibe mit ihrem unheimlich gutem Artwork investieren.

P.S.: Und wer von Winter Lady noch nicht genug bekommt, darf außerdem bei der parallel erscheinenden 10-EP Highwaymen In Midnight Masks zugreifen, denn auf der B-Seite findet sich eine Kollaboration mit Aidan Baker von NADJA, die ebenfalls verspricht, spannend zu werden.

Veröffentlichungstermin: 16. Dezember 2011

Spielzeit: 46:03 Min.

Line-Up:
Alicia Merz – Instrumente, Gesang

Produziert von Alicia Merz / Mathias Van Eecloo (Away With The Night)
Label: Denovali Records

Homepage: http://www.birdsofpassagemusic.com

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/birdsofpassagemusic

Tracklist:
1. Fatal Melody
2. Highwaymen In Midnight Masks
3. Away With The Night
4. Disaster Of Dreams
5. Hollow
6. The Monster Inside You
7. Waltz While We Sleep

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