THE CHASM und ihre Weltansicht decken sich nicht gerade mit meiner, Musik im Stil von SLAYER, alten KREATOR und etwas altem Death und Black Metal schon eher. Dennoch, ein Konzeptalbum über die Inkas und Mayas, über die südamerikanische Herkunft der Band, ist spannend und mal was wirklich Anderes. Kreativ wie ihre Musik sind THE CHASM in jeglicher Hinsicht. Und unbeugsam dazu, sonst würde die Band nach Jahren harter Arbeit und einem Leben unter der Armutsgrenze schon längst nicht mehr existieren.
Und trotz des Deals mit dem Earache-Sublabel Wicked World merkt man, wie kompromisslos diese Band nach wie vor ist. Wie sonst würde es kommen, dass die Musiker old-school Thrash Metal so progressiv gestalten und so komplex arrangieren? Dass sie dieses Ergebnis noch mit groovigem Death Metal und morbiden Black Metal-Versatzstücken garnieren? Das Ergebnis daraus ist sicherlich unbequem und nicht für jedermann genießbar. Thrashern der alten Schule könnte dies zu progressiv sein und Fans von epischen Metal könnten sich durch die extremen Passagen und den Kreischgesang mit Grausen abwenden. Was also tun? Genau, reinhören und dem Album Zeit geben! Denn THE CHASM bieten für jeden etwas.
The Spell of Rebribution ist ein sehr abenteuerliches Album, quasi Indiana Jones unter den Konzeptalben. Man merkt den Hintergrund der Band beim Hören, man merkt aber auch, dass sie nicht untätig zu Hause rumsitzen, sondern ihre Instrumente auch durch viel Üben beherrschen. Wie sonst könnte es sein, dass Songs wie Conqueror & Warlord so komplex und verspielt sind? Lange, verfrickelte Passagen sind in allen Songs vorhanden, viele Stücke bestehen fast ausschließlich daraus. Das bedeutet konzentriertes Zuhören, doch manche Passagen reißen gleich vom ersten Hören an mit. Da gibt es hymnische Stücke wie Retribution of the Lost Years (I, the Pathfinder III) aber auch brutales wie Manifest My Intervention beispielsweise. Beides jedoch ist gespickt mit eingängigen Passagen und catchy Thrash Metal-Riffs, denen man leicht folgen kann.
Etwas lang mutet das Album stellenweise aber doch an. Einige Passagen und Songs hätte man zwar kompakter verpacken können, doch im Endeffekt bleibt eine dicke Überraschung: The Spell of Retribution wirkt vielleicht darum recht kurzweilig weil so viel passiert. Keine Frage, wer keine Angst vor progressiven Songstrukturen, wilden Gitarrengefechten und einer bösen Atmosphäre hat und schon immer mal Pleasure to Kill mit einem Schuss Images and Words und Into the Pandemonium hören wollte, der sollte durchaus mal ein oder zwei Ohren riskieren und diese phantasievolle, äußerst unbequeme Heavy Metal-Scheibe bei vollem Bewusstsein genießen, auch wenn sie mit den oben genannten Werken nicht auf eine Stufe gestellt werden kann. Dennoch: Geht auf Entdeckungsreise!
Veröffentlichungstermin: 8. November 2004
Spielzeit: 66:06 Min.
Line-Up:
Daniel Corchado – Guitars, Vocals
Julio Viterbo – Guitars
Antonio Leon – Drums
Label: Wicked World / Earache
Homepage: http://www.enterthedeathcult.com
Tracklist:
1. From the Curse, a Scourge…
2. The Omnipotent Codex
3. Conqueror & Warlord
4. Manifest My Intervention
5. Fortress
6. Retribution of the Lost Years (I, the Pathfinder III)
7. Conjuring the New Apocalypse
8. The Eplise: Monument of the Empire
I. Sentence and Burden
II. The Voyage
III. The Restitution
9. Remains of the Covenant
10. Eternal Cycle of Delusion