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FLAME, DEAR FLAME: Aegis

FLAME, DEAR FLAME erweitern die deutsche Doom Metal-Szene mit einer ungewöhnlichen Mixtur. Ihr Debütalbum “Aegis” hat viel zu bieten, ist aber in mancher Hinsicht noch ein wenig unrund.

Die deutsche Doom Metal-Szene erlebt 2021 ein wirklich gutes Jahr. CROSS VAULT und WHEEL haben zurecht für Furore gesorgt und dem Genre frisches Leben eingehaucht. Nun ist mit FLAME, DEAR FLAME ein Newcomer hinzugestoßen, der schon früh in der Karriere allerdings einen anderen Weg geht, als die eher traditionellen Kollegen. „Aegis“, das Debütalbum der Braunschweiger präsentiert sich im Spannungsfeld aus klassischem Doom Metal, Doom Rock und Hardrock, hebt sich aber erst durch den Gesang erst so richtig von der Masse ab.

FLAME, DEAR FLAME gehen sehr dualistisch vor: Einerseits sind da die zwei Hälften des Albums, „The Millennial Heartbeat“ und „The Wolves And The Prioress“, die in drei, respektive vier Teile gesplittet sind. Die erste Hälfte des Albums ist etwas traditioneller und einiger etwas platten Riffswegen leider auch nicht immer packend. Stellenweise schaffen sie aber doch Großes:  Das CANDLEMASS-Riff im dritten Teil von „The Millennial Heartbeat“ ist brillant. Die zweite Hälfte von „Aegis“ ist etwas verspielter und folkiger. Das Yin-Yang endet an dieser Stelle nicht; die Instrumentalisten sind eher metallisch geprägt, Sängerin Maren Lemke treibt die Musik in eine andere Richtung. Konkret, ihre Gesangslinien erinnern an Anneke van Giersbergen in den Neunzigern, während die überraschend sanfte Stimme selbst auch auf einem Folk-Album gut aufgehoben wäre. Die Stimme ist es auch, die „Aegis“ abseits vom Doom Metal-Standard platziert.

FLAME, DEAR FLAME präsentieren sich im Spannungsfeld aus Doom Metal, Doom Rock und Hardrock

Das Flair der Neunziger entsteht nicht nur durch den Gesang, sondern auch durch die Produktion. Aus heutigem Blickwinkel ist der Sound des Albums leider nicht ausreichend. Das Drumming dürfte voluminöser sein und auch die Gitarren sind zu dünn. Die Dynamik stimmt, aber FLAME, DEAR FLAME wirken etwas zahnlos. Schade, dass auch das Mastering von Greg Chandler hier nichts verbessert hat. Das lässt auch das eigentlich sehr vielschichtige und durchdachte Songwriting auf den ersten Blick recht unspektakulär wirken. Es bräuchte ja nicht unbedingt eine Produktion wie auf dem neuen KING WOMAN-Album, aber etwas mehr Wucht hätte es gut getan. Dabei beweisen FLAME, DEAR FLAME, dass sie einiges zu geben haben. „Aegis“ sprüht gerade in der zweiten Hälfte vor Kreativität und Abwechslungsreichtum. Da sind hochmelodische Doom-Riffs, die MY DYING BRIDE und SWALLOW THE SUN gut stünden, dann nehmen sich zurück, um einen leisen Folksong mit proggigem Solo anzustimmen und dürfen am Ende sogar noch einen leichten Geschwindigkeitsausbruch erleben.

„Aegis“ kämpft noch mit ein paar Kinderkrankheiten

Insgesamt ist FLAME, DEAR FLAME ein Debütalbum gelungen, das Hörer überraschen dürfte, die klassischen Doom erwarten. Hier gibt es weder stumpfen Zeitlupensound, Epic Metal-Klischees oder Okkult-Rock-Plattitüden, sondern eine ausgewogene Mischung aus den unterschiedlichsten Facetten des Genres, mit Sorgfalt arrangiert und originell ausgearbeitet. Ja, „Aegis“ ist als Debütalbum insgesamt gelungen und hat dennoch mit einzelnen Kinderkrankheiten zu kämpfen – das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass in FLAME, DEAR FLAME enormes Potenzial schlummert. Wer Doom in all seinen Facetten liebt und keine extremen Ausprägungen braucht, erlebt schon am Anfang dieser mythischen Heldenreise das ein oder andere Wunder.

Wertung: 4,5 von 7 griechische Defensivwaffen

VÖ: 23. Juli 2021

Spielzeit: 45:10

Line-Up:
Maren Lemke – Vocals
David Kuri – Guitars
Martin Skandera – Bass
Jan Franzen – Drums

Label: Eisenwald

FLAME, DEAR FLAME „Aegis“ Tracklist

1. The Millennial Heartbeat Part I (Official Audio bei Youtube)
2. The MIllennial Heartbeat Part II
3. The MIllennial Heartbeat Part III
4. The Wolves And The Prioress Part I (Official Audio bei Youtube)
5. The Wolves And The Prioress Part II
6. The Wolves And The Prioress Part III
7. The Wolves And The Prioress Part IV

Mehr im Netz:

https://flamedearflame.bandcamp.com/
https://www.facebook.com/flamedearflame
https://www.instagram.com/flame_dear_flame/

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