DIRTY AMERICANS & THE TREACEELORDS am 31.05.04 im Underground / Köln – Abrocken mit und ohne Gitarren

Livebericht zum Konzert am 31. Mai 2004 im Underground / Köln.

Mit Konzerten scheint es ja immer mehr so eine Sache zu werden. Ohne Kultstatus, Riesen-Aufgebot an Bands oder Mega-Stars scheint man heute nichts mehr reißen zu können. Alle beschweren sich über die Riesen-Package-Touren, überteuerte Tickets bei den großen Bands, und überhaupt alles, aber wenn dann mal zwei interessante Acts für kleines Geld in den Club um die Ecke kommen, geht keiner hin.

Es ist schon peinlich, wenn sich zu solchen einem Konzert im nicht gerade großen Kölner Underground gerade mal 70-80 Nasen aus dem Weg zu gehen versuchen…

TheTrotz der kleinen Kulisse pünktlich, betraten THE TRACEELORDS aus Hagen als erstes die kleine Bühne des UG, um mit trashiger Eleganz und gewohnter Eloquenz das Haus zu rocken. Gute Show, gute Songs, cooles Auftreten, ein gutes neues Album in der Hinterhand, was sollte das schon schiefgehen? Einiges. Es ist nun mal ein unumstössliches Gesetz, dass für guten Rotzrock bratende Gitarren unverzichtbar sind. Und es waren auch zwei Personen auf der Bühne zu sehen, die solche spielten. Und soweit man gesehen hat auch gar nicht schlecht. Nur gehört hat man es leider nicht. Überhaupt nicht. Wenn dann nur in Ansätzen. Marginale Spuren. Dann wenn alles andere Pause hatte. Wenn man sich ganz doll konzentriert hat. Wenn der Wind richtig stand. Wenn der liebe Herrgott wollte. Also, kurz: Der Sound war extrem dünn. Die anwesenden Schlagzeuger hatten sicherlich Vergnügen daran, das wirklich sehr gute Drumming von HAAN auch in der kleinsten Nuance verfolgen zu können, sogar der Bass von SLICK war deutlich zu vernehmen, aber Gitarren? Nada. Ich will es in keinster Weise der Band ankreiden, die können wohl am wenigsten dafür, aber es hätte eine so gute Show werden können! So wurde es eben ein bisschen dünn. Die Jungs gaben alles, der Mixer nichts. Schade. Dabei haben vor allem die Songs des neuen Albums „Refuse to Kick Ass“ das Zeug dazu, die Band endlich den großen Sprung machen zu lassen, den sie verdient. „I do“, „People of my Age“ , oder vor allem „Mastercard“ und „Get out alive“ (bei diesem Auftritt eher „Get out ohne-Piepsen-auffe-Ohren) haben das Potential, Clubs und sicher auch große Bühnen und das dazugehörige Publikum in bester Weise zu bedienen, zu rocken und seelig lächeln zu lassen. Die selbstironische Show hauptsächlich von Sänger, Gitarrist und Laberbacke ANDY BRINGS (incl. Rockstar-mässigem Plecs verteilen, sehr cool!) schaffte es dennoch sogar das Kölner Publikum aufzutauen und den der Band zustehenden Applaus zu entlocken. Sollte man sich mit vernünftigem Sound nicht entgehen lassen, die Jungs aus Hagen!

DirtyNach der recht kurzen Umbaupause bis zum Auftritt der DIRTY AMERICANSschien entweder der Mixer mit umgebaut worden zu sein, oder die zwei Marshall Half-Stacks und die Les Paul von Gitarrist JEFF PIPER reichten alleine aus um das volle Gitarrenbrett durch das UG zu jagen. Der Sound war laut, druckvoll und klasse! Die ungewaschenen Amis waren in bester Spiel- Entertain- und Abposerlaune und lockten das Publikum schon nach wenigen Tönen des Openers „No Rest“ aus der Reserve und an den Bühnenrand. Es wäre übertrieben von allgemeinem Abrocken zu sprechen, aber allgemeines Wohlwollen war zu spüren. Die Band rockte dafür auf der Bühne für alle Anwesenden mit ab und überzeugte mit jedem Lied mehr. Der leicht angestonedte (Was für ein Wort!), den Bogen von MONSTER MAGNET zu LYNYRD SKYNERDspannende, simple aber um so effektivere Rock der Band funktioniert Live absolut fantastisch. Die vier Jungs aus Detroit scheinen für genau diesen Moment zu leben. Absolut ehrliche, direkte Performance zu ehrlicher, direkter Musik. Jeder Song des neuen Albums „Strange Generation“ zündete ohne Verzögerung und man kann vor dem geistigen Auge schon die Festivalmassen in einträchtiger Hüpfbewegung sehen, wenn diese Jungs in absehbarer Zeit mal die Headlinerposition einnehmen werden. Sie sehen cool aus, sie können spielen, sie können Songs schreiben, sie können mitreißen. Die Präsenz auf der Bühne stimmt absolut. Die typisch amerikanische Show vom nie stillstehenden Sänger Myron, das coole Verschmelzen mit Gitarre und den Akkorden A und E von Gittarist Jeff, Bon Scott-lookalike Patrick mit stielgerechtem roten Tuch um den Hals am Bass und Igelkopf Jeremiah an den Drums, und es reicht völlig aus. Sehr groovig, sehr laut und sehr, sehr rockig. Nichts wirklich neues, aber immer wieder schön. Eigentlich können nur noch Drogen oder Frauen der Karriere dieser Band im Wege stehen. Eine Klasse Show! Es wurde nahezu die komplette neue Platte dargeboten, mit Inbrunst, Schweiß und Jack Daniel´s versehen und vom Publikum dankend angenommen. Schließlich hatte man schon lange keine Gitarre mehr gehört…

Der Zugabenteil bestehend aus Neil Young´s „Ohio“ und einem „herzzerbrechenden“ LED ZEPPELIN-Cover in absolut überzeugenden Versionen, unterstrich nochmal den sehr guten Gesamteindruck und entliess das Publikum in die absolut überflüssige Disco-Veranstaltung nach der Show, auf die jeder, und zwar absolut jeder, gerne verzichtet hätte, um eventuell noch ZZ TOP oder AC/DC Covers zu hören. Die Jungs hätten auch das draufgehabt. Keine Frage. Da wird noch einiges kommen…

Und endlich hatte man auch das schon vermisste Piepsen auffe Ohren…

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