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UNSOUL: Magnetic Mountain

Progressiver Death Metal mal ganz anders. Und nebenbei auch noch richtig gut.

Unsere multikulturelle Hauptstadt Berlin bringt gerade im Metalbereich nur wenig heraus, das dem Ruf dieser Metropole auch wirklich gerecht wird. Die einzigen an die man da denken kann sind wohl THE OCEAN und seit neuestem noch CELAN. Aber warum groß rumsuchen, wenn es doch alte Bekannte gibt, die sich und ihre Musik in keinster Weise in Schubladen packen lassen wollen. UNSOUL heißen die fünf kreativen Kopfe, die nach zwei gelungenen EPs mit ihrem neuesten Album Magnetic Mountain für wohliges Kopfzerbrechen sorgen.

Progressiver Death Metal wird heutzutage hauptsächlich auf hochtechnische Frickeleien im besten NECROPHAGIST-Stil reduziert, aber UNSOUL zeigen denen, die es wissen wollen, was progressiv wirklich bedeutet. Statt sich auf verknotete Finger und Blast Beats zu beschränken wildern die fünf Musiker genüsslich im Progressive Rock der Siebziger und im Death Metal der Neunziger gleichermaßen, aber das besondere hier ist, dass die Progressive Rock-Momente dem heftigen Teil der Musik absolut ebenbürtig sind. Das zeigt sich schon beim treibenden und verqueren Quasi-Opener Way Less Space, der nicht nur mörderisch in die Beine geht, sondern auch eine gigantische Synthesizer-Hookline hat. Mit Swancorpse, dem völlig durchgeknalltem Dance Your Legs Off, dem Doppel Pre- und Post-, sowie Break the Frames verhält es sich nicht unähnlich, auch wenn mal die Death Metal-Seite leicht überwiegt, oder dann doch wieder unterliegt.

Aber die wilde Mischung auf Magnetic Mountain, grob aus AMORPHIS und heftigen OPETH, gepaart mit FAITH NO MORE-artiger Verrücktheit, ist nicht nur recht fordernd und kompliziert, sie ist vor allem im richtigen Moment erstaunlich eingängig und mitreißend. Das liegt daran, dass sich die Musiker nicht auf sich selbst und die positive Darstellung ihrer eigenen Leistung konzentrieren, sondern dass hier nur das Gesamtbild zählt. Das jahrelange Musizieren im fast unveränderten Line-Up macht sich bezahlt und zeigt eine reife Band, in der sich die Musiker bestens kennen und so die Stärken voll ausschöpfen können. Besonders Gitarrist Moritz Bossmann glänzt mit seinen Riffs und seiner offenen Herangehensweise, aber auch Keyboarder Konstantin Frick scheint für jede Gelegenheit die richtigen Sounds, Effekte und Harmonien parat zu haben, und in Contratto Senza Pietá darf er auch ganz alleine ran. Am besten ist aber die wohlig an ZOMBI erinnernde Einleitung vom abschließenden Secret City, nach der die Band nochmal final und äußerst episch in nur zweieinhalb Minuten die Zähne zeigt.

Die etwas monotone Stimme von Sänger Dennis Schröder wird durch viele Backing Vocals und kleine Ideen wie Flüsterpassagen relativiert, aber dennoch ist im Gesangsbereich noch etwas mehr herauszuholen. Ebenso wie aus der Produktion, da gerade das Schlagzeug etwas zu sehr in den Hintergrund gemischt wurde und ein wenig untergeht. Das darf bei der starken Leistung von Stephan Kohl eigentlich nicht der Fall sein. UNSOUL sind eine wirklich viel versprechende, starke Underground-Formation mit Herz und Hirn, mit einem riesigen Pottpouri an zündenden Ideen, die dank liebevoll akribisch ausgearbeiteter Arrangements eine echte Underground-Perle wie Magnetic Mountain aus dem Ärmel schütteln. Absoluter Geheimtipp!

Veröffentlichungstermin: 19. Dezember 2009

Spielzeit: 42:39 Min.

Line-Up:
Dennis Schröder – Vocals
Moritz Bossmann – Guitar, Vocals, Programming
Chris Dobbertin – Bass
Stephan Kohl – Drums
Konstantin Frick – Synthesizer, Piano, Voice

Produziert von UNSOUL
Label: Setalight Records

Homepage: http://www.unsoul.de

MySpace: http://www.myspace.com/unsoulmetal

Tracklist:
1. Magnitogorsk
2. Way Less Space
3. Rebel Prostiture
4. Swancorpse
5. Neverest
6. Contratto Senza Pietá
7. Dance Your Legs Off
8. Pre-
9. Post-
10. I Loss
11. Breaking the Frames
12. Secret City

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