TODD: Big Ripper

Nachbarn, nehmt euch in Acht: "Big Ripper" ist zu fast 100% verzerrter und bestialisch lauter Destructo Rock.

Alle Amps voll aufgedreht und alles verzerrt, was nur geht. Überhaupt, sie würden auch deine Mutter verzerren, wenn sie nur könnten. TODD haben schon auf ihren ersten beiden Alben bewiesen, dass sie und ihr gnadenloser Lärm viel zu schlau für diejenigen sind, die das nicht ertragen haben. Die vier Verrückten aus London testen die Schmerzgrenzen ihrer Hörer aufs Neue und da ist es nur zu logisch, dass Big Ripper dem vor vier Jahren erschienen Comes To Your House nochmal ein Schnippchen schlägt. Denn das letzte Album sieht im Vergleich zu 60% des Materials von Big Ripper recht blass aus. Die ersten acht Songs, was ungefähr der A-Seite einer LP-Version entsprechen könnte, ist so etwas wie die Mad-Side. Da wird nur geprügelt, geschrien, verzerrt, Vollgas gegeben. Das Ganze wird umgesetzt mit kaputtem Humor, schön unnachvollziehbaren Ideen und einer Überdosis Wahnsinn. Happy Easter Florida, Between Them Two Roundabouts und Arista Disco lassen keine Fragen offen. Das ist kein Noise Rock mehr, das ist – und hier stimmen wir dem Label mit offenen Mündern zu – Destructo Rock und nichts anderes.

Auf der imaginären B-Seite, die man auch als Bad Side bezeichnen könnte, fahren TODD andere Geschütze auf. Langsamer, mit teils fast nachvollziehbaren Songstrukturen, aber einfach richtig böse. Natürlich bleiben die Riffs immer noch bis zur Unkenntlichkeit verzerrt, aber hier und da scheint Bandchef Craig Clouse auf seinem Effektpedal ausgerutscht zu sein und ein paar cleane Passagen kommen zum tragen. Dann verlieren sich TODD auch gerne mal in Spielereien, die allerdings nicht verkopft und nervig werden, man höre nur The (R)Wub und French And In France. Und auf dieser boshaften Albumhälfte gibt es mit Hard Life einen richtigen Hit, der richtig gemein groovt und eine Überleitung zum genauen Gegenteil darstellt: French And Out Of France, das knapp zehn Minuten langen Noise Rock-Drone bietet, und dabei, wie 90% des restlichen Albums, ziemlich auf den Magen schlägt.

Die Frage, wer sich freiwillig das antut, ist natürlich berechtigt. Aber dieser ganze Schmutz, dieser musikalische Smog, der hier verbreitet wird, macht aufgrund seiner punkigen Wildheit nicht nur Spaß, sondern hilft auch beim Abreagieren. Bis dieses katharsische Stadium aber erstmal eintreten kann, muss Big Ripper erst einige Male gehört werden, damit man das Erlebte auch adäquat kanalisieren kann. TODD jedenfalls spielen in einer anderen Liga. Sie dürfen gerne alles kaputt machen, was ihnen in den Weg kommt und stellen gerne den ultimativen Feind von Popmusik dar. Die instrumentale und gesangliche Ausführung, die vollkommen schmerzfreie Produktion und das grandiose Artwork unterstreichen den Gesamteindruck: Eigentlich müsste man das hassen, aber es ist einfach viel zu geil.

Veröffentlichungstermin: 29. Januar 2010

Spielzeit: 46:41 Min.

Line-Up:
Craig – Vocals, Guitar
Lawrence – Vocals
Jason – Bass
Chris – Drums, Vocals

Label: Riot Season
MySpace: http://www.myspace.com/toddranch

Tracklist:
1. Track Side Fire
2. Happy Easter Florida
3. Black Gold
4. Between Them Two Roundabouts
5. Julie B.
6. Country And Western Super Posters!
7. Best Laid Plans
8. Arista Disco
9. The (R)Wub
10. Walnut And Leather
11. French And In France
12. Hard Life
13. French And Out Of France

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