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NIKOLA SARCEVIC: Roll Roll and Flee

Schönes Wetter und gute Musik – manchmal ist es so einfach, einen guten Tag zu haben.

Nikola wer? Dieser Name dürften den meisten Metallern nicht sonderlich geläufig sein, den Namen seiner Hauptband haben die meisten wohl doch schon mal gehört: MILLENCOLIN. Ich kann es durchaus verstehen, wenn sich einer fragt: Braucht mich das zu interessieren? Ich sage dazu nur: Klappe zu, Flanders. Denn NIKOLA SARCEVIC erleben wir hier von einer anderen Seite – irgendwie logisch, ansonsten wäre dieses Soloalbum auch ziemlich sinnlos -, die auch Musikfreunden gefallen wird, die keinen Punk mögen.

Statt fröhlichem Punk gibt es erdigen Rock und rauen Country. Bluesig geht es bei NIKOLA SARCEVIC zu, mit dem Unterschied, dass seine Musik auch in den melancholischen Momenten stets die Sonne im Herzen trägt. Keine Frage, der Schwede macht die Musik, weil er sie machen muss. Man hört, wie gut es ihm tut, dass er diese elf Songs schreiben und einspielen konnte, und auch wenn er nicht wild zu Werke geht, auf gewisse Art und Weise tobt er sich so richtig aus. Roll Roll and Flee ist bereits sein zweites Soloalbum, daher sind die Songs auch recht ausgereift, kurz, knackig und melodiös, aber gleichzeitig durchdacht, verspielt und erwachsen.

Unterstützung gab es von vielen Musikern, viele weitere und ungewöhnliche Instrumente wurden eingesetzt und dennoch wirkt das Album nicht konfus, da alle Songs aus NIKOLAs Feder stammen und so geschickt aneinandergereiht wurden, dass zwar viel Abwechslung dabei ist, aber die Scheibe irgendwie einem roten Faden folgt. Kräftig und rockig beginnt die Scheibe mit From Where I´m Standing, das seine Mitgliedschaft bei MILLENCOLIN nicht anzweifeln lässt – mit verzerrten Gitarren und flotten Drums könnte dieses Lied auf dem Kingwood-Nachfolger stehen. Love for Sale ist ein bittersüßes Lied, das einem nicht mehr aus dem Kopf will, auch wenn es aus dezenten Gitarren und Drums besteht und sich der Sänger auch gesanglich zurückhält. Bluesige und countrylastige Stücke wie Horse Bay Blues und das geniale Married stehen dem in nichts nach.

Poppig wird es mit Soul for Sale und trotzdem überzeugt das Stück vom Fleck weg, dank dem großartigen Refrain versüßt es einem auch den dunkelsten Tag, ebenso wie Let Me Out mit den Bläsereinsätzen am Ende, großes Kino. Trauriger sind hingegen der Titeltrack und das abschließende Don´t Kill the Flame, aber mindestens ebenso toll wie der Rest des Albums. All das zeugt von der Reife des Songwriters. Wer dieses Album hört, wird ihn nicht mehr als nur die Stimme von MILLENCOLIN belächeln, der außer melodischem Punk nichts kann. Klar, ohne seine Mitmusiker wäre dieses Album nicht möglich gewesen, aber dennoch – NIKOLA SARCEVIC ist ein verdammt guter Songwriter. Auch seine Performance lässt keine Wünsche offen, seine charakteristische Stimme, seine Kraft, all das reißt sofort mit.

Beim Blick aufs Cover fällt auf, dass es fast dasselbe ist wie Is My Head Still On? von TIGER LOU und somit vergleicht man die Scheiben zwangsweise miteinander. Klar, TIGER LOU ist ein Ausnahmemusiker, sein Debütalbum ist nicht so leicht zu übertreffen. Wer aber eine fröhlichere Ausgabe davon mag, soll dieses Album kaufen und damit diesen wunderschönen Oktober genießen. Schönes Wetter und gute Musik – manchmal ist es so einfach, einen guten Tag zu haben.

Veröffentlichungstermin: 27. Oktober 2006

Spielzeit: 34:00 Min.

Line-Up:
Nikola Sarcevic – Lead & Backing Vocals, Acoustic & Electric Guitar, Piano, Harmonica, Percussion

Henrik Wind – Electric & Acoustic Guitars, Bass, Pianos, Organs, Mandolin, Banjo, Percussion, Backing Vocals
Fredrik Sandsten – Drums
Kristofer Aström – Backing Vocals
Kalle Gustafsson Jerneholm – Percussion, Accordion, Harp
Matthias Hellberg – Harmonica
Stefan Sporsén – Trumpet
Hakan Svensson – Pedal Steel
John Rönneklv – Percussion

Produziert von Kalle Gustafsson Jerneholm, Henrik Wind und NIKOLA SARCEVIC
Label: Burning Heart Records

Tracklist:
1. From Where I´m Standing
2. Soul for Sale
3. Let Me In
4. Love is Trouble
5. Tybble Skyline
6. Roll Roll and Flee
7. The Law of John Q.
8. Horse Bay Blues
9. Thin Air
10. Married
11. Don´t Kill the Flame

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