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KALMAH: 12 Gauge

So wild und dennoch ausgefeilt war der Melodic Death Metal schon lange nicht mehr.

For The Revolution” war vor knapp zwei Jahren ein eher müder Melodic Death Metal-Vertreter im Fahrwasser von CHILDREN OF BODOM, dessen Bombastsound ebenso nach einer eigenen Persönlichkeit gierte wie der Rest der Platte. Die soll KALMAH nun “12 Gauge” besorgen – und macht dabei schon auf den ersten Blick eine deutlich bessere Figur. Das Artwork ist schick, das Akustikintro von “Rust Never Sleeps” vielversprechend und die Produktion trotz des keyboardgeschuldeten Bombasts räudiger, vor allem im Bereich der Gitarren. Von den CHILDREN OF BODOM-Plagiatsvorwürfen scheint man sich mittlerweile ebenfalls emanzipiert zu haben – kurzum, die Finnen sind derzeit offenbar auf der Überholspur unterwegs.

KALMAH entwickeln eine eigene Note

Das merkt man den neun Songs auch an, denn ruhige Momente gönnen einem KALMAH auf ihrem sechsten Studioalbum nicht. Stattdessen gibt es die volle Breite keyboardgeschwängerten Melodic Death Metals, dessen Umschreibung zwar um einen Verweis auf die ähnlich gelagerten CHILDREN OF BODOM nicht umhin kommt, der aber – wie erwähnt – nun endlich die ersehnte eigene Note aufweisen kann. Die äußert sich nicht nur in Pekka Kokkos immer noch wenig abwechslungsreichen Growls, sondern vor allem an den Gitarren, die waghalsig schnelle Soli hinpfeffern und ihre Göteborg-Riffs gerne mit frickeligen Details aufpeppen.

Spieltechnisch ist “12 Gauge” beachtlich

Technisch ist “12 Gauge” ohnehin eine Lehrstunde, wie der Albumhit “Hook The Monster” unter Beweis stellt. Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass vor lauter Geriffe und Soli manchmal der Song selbst leidet. Nicht, weil das, was KALMAH da fabrizieren, schlecht wäre, sondern weil “Better Not Tell” oder “Bullets Are Blind” einfach die nötigen Hooklines fehlen, die sich normalerweise sofort im Ohr festsetzen. Das hat zur Folge, dass auf Albumlänge die Spannungskurve immer mal wieder ins Schwanken kommt und man schon einen einfachen, geradlinig nach vorn treibenden Track wie “Swampwar braucht”, um wieder zurück in den Albumfluss zu finden. Dafür sind immerhin die Höhepunkte mit “Rust Never Sleeps”, dem Titeltrack und “Hook The Monster” gleichmäßig über das Album verteilt, so dass sich der spieltechnische Overkill bei einigen Songs nicht allzu stark auf das Gesamtbild auswirkt.

Dieses ist um ein gutes Stück stimmiger als es noch der mäßige Vorgänger “For The Revolution” war, lässt eine Steigerung in nahezu allen Bereichen erkennen und fährt den überflüssigen Bombast auf ein akzeptables Maß zurück. “12 Gauge” ist trotz kleiner Unzulänglichkeiten ein reifes Zeugnis dessen, was KALMAH mittlerweile imstande zu leisten sind. Lange Rede, kurzer Sinn: So wild und dennoch ausgefeilt war der Melodic Death Metal schon lange nicht mehr.

Veröffentlichungstermin: 26.03.2010

Spielzeit: 42:51 Min.

Line-Up:
Pekka Kokko – Vocals, Guitars
Antti Kokko – Guitars
Timo Lehtinen – Bass
Marco Sneck – Keyboards
Janne Kusmin – Drums

Produziert von KALMAH
Label: Spikefarm Records

Homepage: http://www.kalmah.com

KALMAH “12 Gauge” Tracklist

01. Rust Never Sleeps
02. One Of Fail
03. Bullets Are Blind
04. Swampwar
05. Better Not To Tell
06. Hook The Monster
07. Godeye
08. 12 Gauge (Video bei YouTube)
09. Sacramentum

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