Bravo Götz! – Ein Kommentar

Ein Kommentar zu "Gnadenloser Schlagabtausch" aus dem Rock Hard Nummer 227. Götz Kühnemund und Joey DeMaio treffen aufeinander.

Schlagabtausch zwischen Götz Kühnemund und Joey DeMaio im Rock Hard! Hat die Metal-Welt darauf noch gewartet, nachdem Götzens erster Versuch, Joey DeMaio mal etwas fester auf den Zahn zu fühlen, kläglich gescheitert ist? Nachdem Götz völlig unvorbereitet und mit der Naivität eines Schachanfängers, der den Gegenzug seines Kontrahenten noch nicht einmal erahnen kann, bereits einmal zum Wortgefecht mit dem Meister der hohlen Metal-Phrasen angetreten ist und sich dabei von Joey hat vorführen lassen?

Eigentlich nein, doch dieses Mal war die Sachlage anders. Nein, es ist nicht so, dass Götz besser vorbereitet gewesen wäre. Erneut konnte er nicht mit harten Fakten dienen. Wieder kam er mit Vermutungen und Behauptungen an und mit dem, was er vom Hörensagen so erfahren hat. Harte Recherchearbeit? Fehlanzeige. Doch das, was er dabei hatte, war viel mehr wert. Er hatte die Fans im Rücken. Die Meinung derer, die von ihren einstigen Helden enttäuscht sind und diese Enttäuschung im Jahrespoll des Rock Hard zum Ausdruck brachten. Götz hatte den Beleg, dass es nicht nur ein paar Außenseiter und Nörgler sind, die im Königreiche MANOWAR mit ihren Anführern nicht mehr zufrieden sind, sondern dass es viele sind, die sich distanzieren. Sozusagen das Sword of Steel, die Battle Axe, der Spiked Club und der Great Hammer of War vereinigt in einer steifen und sterilen Statistik.

Und das brachte die Wendung in der Diskussion. Nachdem Götz sich bei den ersten Argumenten mit dem typischen das ist nicht wahr, glaub mir oder ich habe immer für unsere Fans gekämpft und nichts ist uns wichtiger als unsere Fans zufrieden geben musste und nichts wirklich Griffiges entgegen zu setzen hatte, holte er immer öfter mit seiner Wunderwaffe zum Schlag aus. Und siehe da – damit drang er durch Joeys Rüstung aus Selbstverliebtheit und übersteigertem Selbstbewusstsein.

Nachdem Joey nun also merkt, dass es vielleicht tatsächlich darum geht, nicht nur einen Journalisten auseinander zunehmen, sondern bei seinen Fans wieder gut Wetter zu machen, dreht er den Spieß um: nicht MANOWAR haben ihre Fans enttäuscht, die Presse versucht die Band Schlecht zu reden. Und jetzt hat Götz ihn endlich dort, wo Joey hingehört. Wie ein beleidigtes kleines Kind begibt sich Joey in die Verteidigungsposition: Du bist wie diese englischen Journalisten, die jede Chance wahrnehmen, um uns in die Pfanne zu hauen, fängt Klein-Joey an zu weinen. Götz reagiert auf die einzig richtige Weise, ganz nach dem Motto ich rede nicht als Journalist mit dir, sondern als Fan und viele Fans teilen meine Meinung. Face Reality! Also wieder zurück in die Angriffshaltung, Joey. Beweis es ihnen. Beweis ihnen allen, wie ernst du es meinst! Ich bin bereit für den Metal zu sterben! Bist du es auch?

Stopp. Kurz innehalten. Nochmal genau drüber nachdenken!

Warum sollte Götz für den Metal sterben wollen? Für sein Recht, die Musik zu hören, die er möchte – das hätte eine Bedeutung. Für sein Recht, seine Meinung kund zu tun oder von mir aus auch täglich Gott durch das Zitieren von Metal-Songs zu lästern. Das wäre doch ein Grund zu sterben. Aber wem wäre damit geholfen, für den Metal zu sterben? Was könnte eine Konstellation sein, die dieser Aussage irgendeinen Sinn einhauchen würde? Großmaul Joey hat eine Antwort – die Logik dahinter hinterfragt man besser nicht: Willst du in Dortmund auf die Bühne kommen und mich abknallen? Das ist doch was, das wäre doch ein Martyrium, das Sinn hätte!! Nun, Zyniker mögen fragen, wer an dieser Stelle denn nun das größere Opfer für den Metal gebracht hätte. Denn schließlich hätte Weichei DeMaio ja nix anderes zu tun, als sein Leben auszuhauchen und das wäre es gewesen, während Götz Kühnemund der Metal-Welt vielleicht den größeren Gefallen getan und sie vor Joeys großkotzigem Gelaber und vielen weiteren musikalischen Enttäuschungen bewahrt hätte, dafür aber Jahre im Knast büßen müsste. Wer ist also nun der wahre Held in der Geschichte?

Ich verrate es euch: der Held ist definitiv Götz. Weil er eine wichtige Message und genauso wichtige Erkenntnis rüber gebracht hat: professioneller Journalismus ist nicht gleichzusetzen mit gutem Journalismus. Denn hätte Götz die professionelle Distanz gewahrt, dann wäre sein Ansinnen wieder einmal verpufft und an den leeren Sprüchen von Joey abgeprallt. Doch Götz hat die bessere Position gewählt und uns somit gleichzeitig wieder einmal verdeutlicht, dass es im Metal mehr goldene Käfige gibt, als es sich jeder von uns einzugestehen erlaubt. Hand aufs Herz: wer glaubt wirklich von sich selbst als alter Fan der Band einem Joey DeMaio gegenüberzutreten und ihm die ungeschminkte eigene Meinung ins Gesicht zu sagen? Du? Du da drüben auch? Pah…ihr schafft es doch nicht einmal der befreundeten Proberaumband zu sagen, dass eine Auflage der Eigenproduktions-CD von 50 Stück für den weiteren Bekanntenkreis völlig ausreichend ist, weil die Welt ihre Musik schlichtweg nicht braucht. Stattdessen erzählt ihr den Jungs – verständlich, es sind ja Kumpels – wo die Qualitäten der Truppe liegen und verschweigt die ganzen negativen Seiten. Na gut, vielleicht bringt ihr noch die eine oder andere Kritik an um die Glaubwürdigkeit zu steigern – aber das wars dann ja auch, oder? Auch ich habe es schon einmal erfolglos versucht, die Stimme des enttäuschten MANOWAR-Fans zu erheben und ich weiß, wie schwierig es ist, die Jungs in die Enge zu treiben – der Erfolg gibt ihnen schließlich Recht. Und dabei hatte ich es lediglich mit Karl Logan zu tun – gegen einen Joey DeMaio ein echtes Fliegengewicht in Sachen Phrasendrescherei. Ein Joey DeMaio ist es nicht gewohnt, aus den eigenen Reihen echte Kritik zu hören. Und dabei hätte er es doch so nötig. Aber woher sollte die Kritik denn auch kommen? Während eines persönlichen Gesprächs im Backstagebereich? Dort, wo die Speichellecker sich damit brüsten, die Stars persönlich zu kennen? Pah, schon wieder lügen wir uns in die Tasche. Das Business ist voll von Wichtigtuern und Schleimscheißern und wer über sie herzieht ist an der Oberfläche vielleicht nur deshalb besser, weil er sie insgeheim neidet oder weil er sich dabei cooler vorkommt, es besser zu wissen als die anderen. Somit sind wir letztendlich doch alle die Hüter unserer goldenen Käfige und im Metal läuft es nicht anders wie in anderen Musikgenres.

Von daher muss man Götz einfach gratulieren. Denn er war Metal. Er hat die Regeln gebrochen, so wie es ihn JUDAS PRIEST schon vor Jahren geheißen haben. Er hat sich einen Dreck darum geschert, was professioneller Journalismus bedeutet, er hat sich einen Dreck darum geschert, wie es im Business zu laufen hat und er hat sich einen Dreck darum geschert, wie sehr sein eigenes Versagen in diesem Artikel doch deutlich wird. Er hat sich als ECHTER Fan geoutet, der bedauert, wie sich seine Helden entwickelt haben. Und nur so konnte er Joey knacken und der Welt ohne Tricks und doppelten Boden zeigen, wie leicht das Kartenhaus Joey DeMaio letztendlich zum Einsturz zu bringen ist. Und dafür ist Götz mein Held! Heute! Vielleicht will ich ihn morgen möchte schon wieder auf den Mond schießen, wie damals, als er versucht hat Joey DeMaio in einem reißerischen Artikel etwas mehr auf den Zahn zu fühlen…..

Bild: Ausschnitt aus dem Artikel Gnadenloser Schlagabtausch aus Rock Hard Nummer 227

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