RAUNCHY: Metal aus der Cornflakesschachtel

Es war schon seltsam, da bekommt man nach viel Durchschnitt mal wieder eine Promo in die Hand gedrückt, die sich zu Hause danke frischem, von FEAR FACTORY und STRAPPING YOUNG LAD nicht ganz unbeeinflusstem modernem Metal einfach so ungefragt im CD-Player festfrisst…und daraufhin die Bitte, die CD nicht zu rezensieren, da sie nun doch nicht herauskomme. Doch bevor ich ins Lamentieren ob der Ungerechtigkeit des Business verfallen konnte, wurde verlautbart, dass RAUNCHYs erstklassiges Debüt bei Nuclear Blast auf offene Ohren gestoßen war, so dass „Velvet Noise“ nun hoffentlich die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient. Bassist Jesper Kvist stellte sich den vampster-Fragen…

Es war schon seltsam, da bekommt man nach viel langer Durststrecke mal wieder eine Promo in die Hand gedrückt, die sich zu Hause dank frischem, von FEAR FACTORY und STRAPPING YOUNG LAD nicht ganz unbeeinflusstem modernem Metal einfach so ungefragt im CD-Player festfrisst…und daraufhin wird man gebeten, die CD nicht zu rezensieren, da sie nun doch nicht herauskomme. Doch bevor ich ins Lamentieren ob der Ungerechtigkeit des Business verfallen konnte, wurde verlautbart, dass RAUNCHYs erstklassiges Debüt bei Nuclear Blast auf offene Ohren gestoßen war, so dass „Velvet Noise“ nun hoffentlich die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient. Bassist Jesper Kvist stellte sich den vampster-Fragen…

Zunächst einmal würde mich interessieren, wie ausgiebig ihr gefeiert habt, als klar war, dass „Velvet Noise“ nun endlich veröffentlicht wird, und das sogar von Nuclear Blast, nachdem der Release durch euer eigentliches Label Mighty Music zumindest in Deutschland gestoppt worden war.

Die Veröffentlichung außerhalb Skandinaviens wurde erst mal gestoppt, das stimmt, das lag daran, dass wir von Nuclear Blast einen Vertrag angeboten bekamen, nachdem die Scheibe in Dänemark und dem restlichen Skandinavien durch Mighty Music bereits veröffentlicht worden war. Nuclear Blast haben das Album dann sozusagen auf den Rest der Welt losgelassen. Das war prima, zumal wir dadurch gleich zwei fette Releaseparties feiern konnten, haha! Natürlich fühlten wir uns auch gebauchpinselt, dass ausgerechnet ein großes Label wie Nuclear Blast uns unter Vertrag nehmen wollte.

Angst, dass ihr in der Masse der dort anstehenden Veröffentlichungen untergeht, habt ihr nicht?

Nö, ich glaube vielmehr, dass ein Branchenriese wie Nuclear Blast uns mehr Möglichkeiten eröffnet, uns Gehör bei den Leuten zu verschaffen. Einem kleineren Label mangelt es eben an den Strukturen und Kontakten, die einem bei so einer großen Firma offen stehen.

Nicht hauen für die folgende Frage, aber sag mal ganz ehrlich, wie groß der bewusste Einfluss von Bands wie STRAPPING YOUNG LAD und FEAR FACTORY war, als ihr die Songs für „Velvet Noise“ geschrieben habt…

Zu der Zeit, als das Songmaterial für unser Debüt entstand, waren FEAR FACTORY und STRAPPING YOUNG LAD sicherlich Lieblingsbands von uns, sie haben also schon ihre Spuren in unseren Liedern hinterlassen, doch da kommen noch viele weitere Einflüsse hinzu, sowohl aus verschiedenen Genres und von anderen Bands als auch von Filmen und so Sachen. Ich glaube, es gibt auch soundtechnisch deutliche Abgrenzungen zu FEAR FACTORY, da wir nicht so digital und klinisch klingen, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass Jacob Hansen uns produziert hat, und er benützt nur altes, analoges Equipment, was uns einen eigenen Sound verpasst.

Woher bezieht ihr ansonsten eure Inspirationen?

Wie gesagt, die Soundtracks und Atmosphären von Filmen spielen eine wichtige Rolle. Zudem experimentieren wir viel mit Sachen rum, die man nun nicht unbedingt mit Metal assoziiert. Für Song acht und neun auf dem Album bauten wir beispielsweise eine Talkbox aus einer Cornflakesschachtel, die dann bei den Songs zum Einsatz kam. Es sind meiner Meinung nach Sachen wie dies, die unseren Sound von dem der meisten anderen Bands abheben.

Wie kompliziert gestaltete es sich für euch, die äußerst präzise Leistung abzuliefern, die nötig war, um die auf dem Album so dominante Kälte und Aggressivität hinzubekommen?

Wir hatten alles andere als viel Zeit für die Aufnahmen, da wir zu der Zeit ja noch bei einem kleinen Label unter Vertrag standen, so dass unser Budget mehr als knapp bemessen war. Jacob, unser Produzent, benützt kein Pro Tools oder andere Programme, die die Bearbeitung der Aufnahmen erleichtert hätten. Es gestaltete sich aber nicht besonders schwer, die Songs mit der nötigen Intensität auf Band zu bannen. Wenn ich dran denke, wie wenig Geld uns letztlich zur Verfügung stand für „Velvet Noise“, finde ich, dass wir ein erstaunlich gutklingendes Album zustande gebracht haben. Für die nächste Recordingsession wünsche ich mir allerdings, dass der Zeitplan nicht ganz so eng und stressig wird.

Wie nahe kommt “Velvet Noise” letztendlich eurer ursprünglichen Vision, wie das Album klingen sollte?

Ich glaube, wir hatten da keine konkreten Vorstellungen, als wir mit den Aufnahmen begannen. Viele der Songs waren auch noch nicht bis ins Letzte ausgearbeitet, als wir das Studio enterten. Gerade was den Gesang anging, fügte sich vieles erst im Studio zusammen. Und was dabei rausgekommen ist, hat uns mehr als zufrieden gestellt.

Wieviel trug euer Produzent Jacob zum Endergebnis des Albums bei?

Er ist ein supernetter Zeitgenosse mit einem großartigen Sinn für Humor. Bei unserem dritten Demo haben wir schon mit ihm gearbeitet gehabt und waren da schon angetan vom Ergebnis. Somit waren wir uns sicher, uns den richtigen Knöpfchendreher ausgesucht zu haben. Zudem ist er voll auf der Höhe, was die Metalszene angeht. Wenn man zu ihm sagt, wie man sich etwas vorstellt, hört er auf einen und bekommt das auch so hin. Gelegentlich machte er Vorschläge, wenn er eine Idee hatte, wie etwas cooler klingen könnte, aber durch den straffen Zeitplan ließ er uns ansonsten einfach unser Ding durchziehen. Wir waren uns sicher, dass er der einzige in ganz Dänemark ist, der uns einen erstklassigen Sound hinzimmern könnte, ohne uns das Geld aus der Tasche zu ziehen. Es gab also auch kaum Alternativen zu ihm.

Jacob spielte ja auch bei INVOCATOR, existieren die denn eigentlich noch?

Ja, sie arbeiten, glaub´ ich, momentan an einem neuen Album. Mir ist außerdem zu Ohren gekommen, dass sie einen Vertrag mit Scarlet Records unterschrieben haben. Ich freue mich schon drauf zu hören, was dabei rauskommt!

Werdet ihr euch für das nächste Album wieder bei ihm einnisten?

Das kommt auf viele Faktoren an. Klar würden wir gerne wieder mit ihm arbeiten. Letzte Woche erreichte uns allerdings auch ein Anruf eines Typen, der Ross Robinson vertritt und meinte, dass Ross wohl Interesse hätte, unser kommendes Album zu produzieren. Für uns wäre das natürlich eine großartige Sache, aber noch ist nichts spruchreif, wir müssen also einfach abwarten, wie sich das weiterentwickelt.

All euren Songs wohnt eine sehr einzigartige und homogene Atmosphäre inne – allen außer dem Bonustrack „Never Be“ meiner Meinung nach. Auf der ersten Version von „Velvet Noise“ war der Track noch nicht drauf…liegt eine größere Zeitspanne zwischen diesem Song und den ursprünglichen Albumtracks?

Nuclear Blast haben den Song als Bonustrack mit draufpacken wollen. Du hast schon recht, der Song klingt anders als die restliche Scheibe. „Never Be“ ist von einem Demo, das wir bei Jacob Hansen zwei Jahre vor unserem Vertrag mit Mighty Music eingetrümmert hatten. Es ist also die älteste Aufnahme auf „Velvet Noise“. Auf dem Demo befanden sich damals auch Demoversionen von „Leech“, „My Game“, „Out of Sight“ und „Crack of Dawn“. Die Unterschiede dürften also hauptsächlich daraus resultieren, dass „Never Be“ als einziges Lied für die CD nicht noch mal neu aufgenommen wurde.

Zumindest bei der Mighty Music-Ausgabe und bei der NB-Promo fehlen die Texte, kannst Du etwas Licht ins Dunkel bringen, worüber ihr im allgemeinen singt?

Die Texte sind im Booklet der Nuclear Blast-Edition nun enthalten. Generell handeln unsere Texte von Leuten, die wir verabscheuen, vom Biertrinken und von allen möglichen anderen Dingen, die in unserem Leben so eine Rolle spielen. Aber jeder kann sie ja selber lesen, hehe…

Naja, das wäre dann meine dritte Ausgabe von „Velvet Noise“ im CD-Schrank…kannst Du mir wenigstens verraten, wer der „Leech“ (dt.: Blutegel) im gleichnamigen Song ist?

Lars Vogenstrup, unser Sänger, hat diesen Text geschrieben, so dass ich Dir nicht sagen kann, ob er dabei an eine bestimmte Person gedacht hat, die er nicht mag, oder ob er es allgemeiner gemeint hat. Er schreibt alle Texte, wir kommen ihm da nicht in die Quere.

Mit Jeppe C. habt ihr einen neuen Keyboarder in euren Reihen, wie kam es dazu, dass ihr ihn als vollwertiges Mitglied aufgenommen habt? War die Doppelbelastung für euren Gitarristen Jesper Tilsted zuviel?

Jesper hat die Keyboards im Studio eingespielt, er beherrscht dieses Instrument ebenfalls sehr gut. Im Studio haben wir dann aber so viel rumprobiert und letztlich weitaus mehr Keyboardparts als ursprünglich geplant aufgenommen, so dass wir es wichtig fanden, vor allem für die Livegigs einen vollwertigen Keyboarder in die Band aufzunehmen. Jeppe C. ist ein alter Kumpel der Band, so dass es sehr naheliegend war, ihn zu fragen. Er ist übrigens auch ein verdammt guter Sänger, wie ihr auf dem kommenden Album sicherlich werdet nachhören können.

Wie ist die interne Struktur bei RAUNCHY? Demokratie oder gibt es einen Banddiktator?

Ersteres, soweit das möglich ist, und das nicht nur in musikalischer Hinsicht. Beim Schreiben der Songs läuft es normalerweise so ab, dass einer unserer Gitarristen mit einem Riff ankommt, von dem ausgehend wir dann bei der Probe einen ganzen Song schmieden.

Auf eurer Website fand sich die News, dass euer Sänger Lars eine Coverversion von METALLICAs „Nothing Else Matters“ erarbeitet hat, die man dort auch downloaden konnte. Wie klingt sie, ist das eine ernst gemeinte Version oder lediglich ein Spaß?

Es ist nur eine witzig gemeinte Version. Lars hat den Song auf seinem Computer aufgenommen, und da wir ihn cool fanden, mussten wir ihn einfach auf unsere Website stellen. Mit der Band hat das aber sonst nichts zu tun, das Teil ist auch keine Metalversion.

Überrascht war ich von eurem Auftreten live beim Summer Breeze. Ich hatte irgendwie finsterere Typen erwartet…

Nun, wir sehen nun mal nicht wie die typische 08/15-Metalband aus. Keiner von uns hat lange Haare oder ist mit Tattoos übersäht. Das hindert uns jedoch nicht daran, eine intensive Liveshow voller Energie abzuliefern. Auf dem Summer Breeze aufzutreten hat uns viel Spaß bereitet, es war unsere erste Show in Deutschland.

Lass es mich mal so ausdrücken: Der Nabel der Metalwelt ist eure Heimat Dänemark nun nicht gerade…Was sind eure Eindrücke von und Erfahrungen in der dänischen Metalszene? Ist es schwer, Aufmerksamkeit zu erlangen, oder hilft es euch, dass die Szene so überschaubar und weniger überfüllt ist als anderswo?

Nun, es ist so, dass in Dänemark alle Medien, seien es Radio, Zeitung oder Zeitschriften, Metal nicht die geringste Aufmerksamkeit schenken. Bei den dänischen Music Awards, quasi unsere Version der Grammyverleihung, ist Metal das einzige Genre, das nicht vertreten ist. Insgesamt bedeutet das für die Szene hier, dass sie sehr tief im Underground bleibt und dass es fast unmöglich ist, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

Gibt es denn Landsmänner von euch, die eurer Meinung nach eine größere Plattform verdient hätten?

Es gibt hier viele gute Acts. Jeppe C. spielt noch in einer anderen Band namens VILLA, die grandiosen Alternative Rock spielt. Einen Plattenvertrag haben sie leider nicht. Unser Drummer hat ebenfalls noch eine andere Band am Start, HATESPHERE. Die spielen melodischen Death-/Thrashmetal und haben gerade erst ihr zweites Album fertiggestellt, welches sehr geil geworden ist.

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