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EARTH: Angels Of Darkness, Demons Of Light I

Weit mehr, als nur der Soundtrack zu deinem profanen Feierabend.

Feierabend, ein Wort, so proletarisch wie verlockend. Mehr ein Gefühl, als ein Ereignis. Richtig zelebriert und du bist auch nach dem wüstesten Tag sofort in deiner mentalen Heimat. EARTH haben sich ja schon auf The Bees Made Honey In The Lion´s Skull als Seelenschmeichler bewiesen und verfolgten auf diesem Album schon ihre neue stilistische Ausrichtung auf etwas weniger verstörende Art und Weise, als auf dem sagenhaften Wiedergeburtswerk Hex – Or Printing In The Infernal Method. Nun, Angels Of Darkness, Demons Of Light I ist aber keine einfache Fortführung von seinem vor drei Jahren erschienen Vorgänger, sondern viel mehr ein Einpendeln zwischen den beiden Polen, den bluesig-folkigen, fast mystisch wirkenden Elementen, bis hin zur surrealen, angsterregenden Welt, die Dylan Carlson fast allein mit der Kraft seiner Gitarren zu erschaffen vermag.

Zwischen furchterregend und wunderschön, zwischen träge und schwer, sowie kräftig und vital bahnen sich EARTH ihren Weg durch die fünf Songs des neuen Albums und haben dank der epischen Länge von gut sechzig Minuten genügend Raum, sich zu entfalten. Passend zur etwas folkigeren Ausrichtung haben EARTH auch ihr Line-Up justiert. Gerade die neue Musikern im Bunde, Lori Goldston, trägt mit ihren melancholischen Cellostimmen viel zur Atmosphäre der Musik bei. Sie ersetzt das wundervolle Wurlitzer-Piano von Steve Moore auf beeindruckende Art und Weise, verzerrt das Instrument, bearbeitet es mit allerlei altmodischen Effekten und erzeugt somit eine gelungene Gratwanderung zwischen experimentell und melodiös, so dass das Piano fast gar nicht fehlt.

Zu eingängig zeigen sich EARTH auf Angels Of Darkness, Demons Of Light I nicht, ebenso nicht zu sperrig. Die Stücke haben ein festes Thema, um das sich die Komposition wie ein sanfter Riese gewaltig auftürmt. Zeit und Raum werden dabei vergessen, egal ob ein relativ kurzes Stück wie Descent To The Zenith oder Hell´s Winter, das deutlich die Zehn-Minuten-Marke sprengt, alles folgt gemächlich seinem Weg und schafft es, dass der Hörer genüsslich abdriftet. Das gelingt besser, als auf The Bees Made Honey In The Lion´s Skull, weil Dylan Carlson mit seinen hypnotischen, begnadeten Gitarrenergüssen und seine Lebensgefährtin Adrienne Davies mit ihrem reduzierten, monotonen Schlagzeugspiel ihre Kompositionen so konsequent durchziehen, dass eine atmosphärische Dichte entsteht, die an der Referenz Hex zumindest ein wenig kratzt, auch wenn dieses Kaliber noch nicht ganz erreicht wird.

EARTH jedenfalls haben alles parat: kräftige Momente, wie im wahnsinnig guten Opener Old Black, bis hin zu folkigem Drone, wie im abschließenden Titelstück, das hier die Lücke zu SUNN o))) fast vollständig schließt. Gerade der Song Angels Of Darkness, Demons Of Light I mit seinen zwanzig Minuten Länge hätte aber gestrafft werden müssen, gegen Ende des Albums wird es somit etwas inhaltslos und packt nicht so mehr so beherzt, aber dennoch sanft zu wie gegen Anfang. Relativiert wird dieser Makel durch die wundervoll warme und erdige Produktion von Stuart Hallerman, gänzlich ausgemerzt durch das unwahrscheinlich schöne, mystisch wirkende Artwork. Freunde der Band können hier blind zuschlagen, alle anderen sollten diese fantastische Band endlich entdecken, sofern sie ein Faible für langsame, intelligente und anspruchsvolle Musik haben. Denn EARTH pendeln gekonnt zwischen den Extremen, bluesig-folkige Americana einerseits, schwerer Drone andererseits. Als gefallene Engel, als gerechte Dämonen, als visionäre Musiker, als Poeten und die Stimme eines sterbenden Uramerikas. Also doch weit mehr, als nur der Soundtrack zu deinem profanen Feierabend.

Veröffentlichungstermin: 4. März 2011

Spielzeit: 60:23 Min.

Line-Up:

Dylan Carlson – Electric Guitar and devices
Adrienne Davies – Trap Kit and percussives, featuring Sea Hooves and Satans Knuckles
Lori Goldston – Cello and devices
Karl Blau – Electric Bass Guitar

Produziert von Stuart Hallerman, Dylan Carlson and Adrienne Davies
Label: Southern Lord Recordings

Homepage: www.thronesanddominions.com

Tracklist:

1. Old Black
2. Father Midnight
3. Descent To The Zenith
4. Hell´s Winter
5. Angels Of Darkness, Demons Of Light I

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