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KHOMA: A Final Storm

Ein Zyklon der Emotionen – fantastischer, progressiver Alternative- und Post Rock.

Fast hätten wir vermuten können, KHOMA wären eine Eintagsfliege. Fast. Denn nachdem im Frühjahr 2006 The Second Wave wie aus dem Nichts kam und den großen, progressiven Alternative- und Post Rock-Bands in Nullkommanichts den Rang ablief, war es auch schon wieder still um das Trio aus dem hohen Norden. Gitarrist Johannes Persson kümmerte sich erstmal wieder um CULT OF LUNA, so dass vier Jahre plötzlich vorbei waren und dann schließlich A Final Storm in ihrer Heimat veröffentlicht wurde. All das, ohne, dass wir es gemerkt haben. Zum Glück fand sich ein Label, das nun das Drittwerk von Band aus Umea auch im Rest von Europa veröffentlicht. Es wäre eine Schande, wäre dieses Album ungehört in der Versenkung verschwunden. Denn A Final Storm ist ein Zyklon der Emotionen.

KHOMA präsentieren sich stilistisch unverändert, aber mit stärkerem Material als noch vor vier Jahren. Johannes Persson, Fredrik Kihlberg, Jan Jämte und ihre Gastmusiker sind zu heavy für Post Rock, zu wütend für Alternative, zu gefühlvoll und zu wenig aufgesetzt für Progressive Metal, sind aber irgendwie genau zwischen diesen Extremen. Wie schon The Second Wave zeigte, ist das Trio eine sehr eigenwillige Band, die keinen Wert darauf legt, in irgendeine Schublade zu passen. Genau deshalb werden sie aber von allen geliebt, die mit diesen Genres liebäugeln. Der Härtegrad wird angezogen, so haben KHOMA auf A Final Storm sehr starke Kontraste parat. Melancholische Melodien stehen massivem Riffing gegenüber, das beherzte Drumming ist ein erfrischender Gegenpol zum sagenhaft guten, sehr gefühlvollen Gesang und den immer wieder eingestreuten Pianoklängen.

Aus diesen einfachen Zutaten erschaffen KHOMA mitreißende Songs mit ganz intensiven Momenten, eingängigen Refrains, fordernden Wechseln, spannenden Momenten und großen Gefühlen. Aber alles wird getaucht in eine lakonische, bittere Grundstimmung. A Final Storm offenbart die Seele Nordschwedens, so rau und doch so liebevoll, dass knapp fünfzig Minuten lang nicht mehr weichen wollende Gänsehaut angesagt ist. Mit einem Paukenschlag namens Army Of One leiten KHOMA ihr kolossales Werk ein, danach wird es mal beschwörend und dynamisch, wie in From The Hands Of Sinners, geradezu monolithisch und nach Echoes von Salvation klingend, wie im Titelstück. Brachiale Songs wie Osiris und feierliche Höhenflüge, wie All Like Serpents, sowie tieftraurige, sanfte Momente bei Harvest und schließlich sogar Ausflüge in poppige Gefilde, wie die Single In It For Fighting zeigt, werden geboten, doch ihr eigenes, enorm hoch gestecktes Niveau unterbieten sie niemals, selbst wenn mit Inquisition und The Tide in der Mitte des Album ein kleiner Durchhänger steckt.

Dank der wasserdichten Arrangements, der stets erdrückenden Stimmung, der unglaublich hohen Intensität der restlichen Stücke, erträgst du A Final Storm etwas leichter mit den beiden etwas weniger mitreißenden Songs dazwischen. Auch wenn du, sämtliche Martyrien von CULT OF LUNA, bei denen auf ganz natürliche Art und Weise ähnliche Riffs zu finden sind, durchlebt hast, wirst du von der Gewalt dieses Sturms umgeblasen werden. Nur weil Jan Jämte eine hohe, traurige Stimme hat, heißt es noch lange nicht, wir sind im Kitsch angelangt, nur weil die Songs kürzer, sowie sehr modern und druckvoll produziert sind, heißt es nicht, dass KHOMA Radioformat besitzen und substanzlos oder gar zu glatt wären.

Von KHOMA selbst produziert und mit einem von Magnus Lindberg charakteristischem Mix und Mastering ausgestattet, einer Fülle an wunderbaren Liedern, mit tiefen Emotionen und einer Menge kleiner, liebevoller Details, ist es kein Wunder, dass nach dem Hören dieses Albums das Bauchkribbeln einfach nicht weichen will. Ganz eindeutig, wenn du wirklich mitreißende, intensive Musik, die sowohl anspruchsvoll, als auch emotional und eruptiv ist, hören willst, solltest du dieses Album haben. Egal ob du Freund von zerrissenem Alternative bist, oder zu denjenigen gehörst, die mit angehaltenem Atem auf ein neues Album von CULT OF LUNA warten. Glaube mir, A Final Storm verdient seinen Namen zurecht.

Veröffentlichungstermin: 26. November 2010

Spielzeit: 48:36 Min.

Line-Up:

Fredrik Kihlberg
Jan Jämte
Johannes Persson

Gastmusiker:
Thomas Hedlund – Drums und Percussions
Andreas Johansson – Bass
Ola Klüft – Backing Vocals
Andreas Tengberg – Cello
Jonas Eriksson – Bass

Produziert von KHOMA
Label: Selective Notes / Razzia

Homepage: http://www.khoma.se

MySpace: http://www.myspace.com/khoma

Tracklist:

1. Army Of One
2. From The Hands Of Sinners
3. Harvest
4. Osiris
5. A Final Storm
6. Inquisition
7. The Tide
8. All Like Serpents
9. In It For Fighting
10. By The Gallows
11. Mist

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