MÖTLEY CRÜE, DUFF MCKAGAN´S LOADED, BACKYARD BABIES: München, Zenith 14.06.09

Ich bin froh, diese Freaks nochmals lebend gesehen zu haben.

MÖTLEY CRÜE waren die Helden meiner Jugend. Die Shout At The Devil-Kassette lief auf dem Walkman täglich und ich habe die Band und ihre Karriere in den letzten gut 20 Jahren immer wieder verfolgt und das Buch The Dirt quasi verschlungen. MÖTLEY CRÜE sind definitiv Rock´n´Roll!

Da sie auch noch im letzten Jahr ein hervorragendes Album veröffentlicht haben, war ich heiß auf den Gig und auch sehr gespannt wie der Stellenwert der Band derzeit ist. Auch wenn das Zenith abgetrennt war, so waren doch bestimmt 3000 Leute vor Ort, was in der heutigen Zeit ja durchaus ok ist. Der Altersdurchschnitt lag bei angenehmen 35 Jahren. Viele junge Fans scheint die Band in den letzten Jahren nicht für sich gewonnen zu haben.

Erst standen die BACKYARD BABIES – natürlich eine halbe Stunde zu früh – auf der Bühne und spielten ein soliden Gig mit wenig Licht und schlechtem Sound. Dementsprechend verhalten war auch die Publikumsreaktionen, denn wohl nur die wenigsten der Anwesenden kannten die Songs.

Die Songs kannten auch die Wenigsten in den ersten 40 Minuten bei DUFF MCKAGAN´s LOADED. Erst als ein GUNS´N´ROSES-Medley angespielt wurde war so etwas wie Stimmung in der Halle. Mit ihren eigenen Songs konnte man niemanden begeistern und diese waren auch zu sperrig, um beim ersten Mal zu zünden. Braucht kein Schwein das kurze und harte, aber leider auch passende Fazit meines Freundes. Wenn ich da an die Vorbands der amerikanischen Konzerte von MÖTLEY CRÜE denke…

Egal, die Leute waren sowieso nur hier um MÖTLEY CRÜE nach über 20 Jahren mal wieder live in Deutschland zu begutachten (die Gigs 2005 beim Rock am Ring/im Park zählen nicht!). Die erste Ernüchterung gab es beim Blick auf der Bühne. Fährt man in Amerika noch das volle Programm auf, so begnügt man sich bei dieser Tour mit einer viel zu pixellastigen und unscharfen Leinwand und einen großen Los Angeles-Stahlschriftzug am Bühnenende.

Der Gig aus Sicht der Fanbrille:
War das ein gelungener Abend. Die Setlist 1a. Viele alte Songs, dazu noch die guten vom letzten Album. Too Fast for Love, Shout At The Devil, Dr. Feelgood, Girls, Girls, Girls und, und, und. Ich bin so froh diese alten Klassiker nochmals gehört zu haben. Mick Mars spielte bereits nach dem dritten Song das erste Solo. Auch wenn er nicht mehr ganz so fit ist, so ist er immer noch ein verdammt guter Gitarrist. Vince Neil war ständig in Bewegung. Ich möchte nicht wissen wie viele Kilometer er an diesem Abend über die Bühne gerannt ist. Tommy Lee ist eh der Coolste von allen. Gänsehautmoment als er zum Abschluss Home Sweet Home am Klavier spielte. Total klasse fand ich auch, dass er zum Publikum kam um mit ihm zu reden und Jägermeister zu verteilen. Die 105 Minuten vergingen wie im Flug und die Stimmung war durchgehend gut. Ich hoffe wirklich, dass MÖTLEY CRÜE wie angekündigt im nächsten Jahr wieder nach Deutschland kommen.

Der Gig aus Sicht eines kritischen Beobachters:
Darauf musste ich jetzt so lange warten? Die ersten drei Songs war der Sound viel zu laut und unerträglich. Vince Neil hat bei Live wire nur geschrien und sang öfter mal komplett an der Band vorbei. Außerdem war es ja offensichtlich, dass hier viel von der Konserve kommt. Auch finde ich es schon fast eine Frechheit nicht nur einzelne Silben zu verschlucken, sondern auch mal die ein oder andere Textzeile komplett wegzulassen (und dies nicht nur einmal)! Dann auch dieses ständige Gerede nach den Songs und Solis. Nur damit die alten Herren hinter die Bühne können und mal eine Pause haben. Nach 15 Minuten das erste Solo ist schon eine Frechheit. Im Vergleich zu jungen und hungrigen Bands war das nicht viel und ich habe viel mehr erwartet. Ein zweites Mal brauche ich das nicht mehr.

Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. Ich bin jedenfalls froh, diese Freaks nochmals lebend gesehen zu haben.

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