RIOT V: Unleash The Fire

Ein überdurchschnittliches Hardrock-Speed-Metal-Gemisch – für alte RIOT-Fans entpuppt sich die Nostalgie als ein zweischneidiges Schwert. Man freut sich, dass der Outlaw zurück ist und die zweistimmigen Gitarren-Leads funkeln. Man hat aber auch das Gefühl, dass besonders im Uptempo-Bereich noch mehr geht, weshalb ich hoffe, dass wir in Zukunft noch viel von RIOT V hören werden.

Die Bandgeschichte von RIOT beinhaltet zahlreiche musikalische Meisterleistungen, aber auch mindestens ebenso viele Rückschläge und Tragödien. Es würde den Rahmen sprengen, hier die Details zu berichten. Wer die Band kennt, wird wissen, dass Anfang 2012 Bandgründer Mark Reale verstarb. Es hätte das Ende der Band sein können, doch Bassist Don Van Stavern und Gitarrist Mike Flyntz zeigten einmal mehr Durchhaltevermögen und eine leidenschaftliche Hingabe zur Musik. Sie versammelten alte und neue Bekannte unter dem Banner RIOT V und präsentieren mit Unleash The Fire nun ein Debüt, das paradoxerweise zwangsläufig mit seinen Vorgängern verglichen werden wird. Vielleicht noch wichtiger ist jedoch das Potenzial, neue Fans zu gewinnen. RIOT-Auftritte hatten in den letzten 10 Jahren Seltenheitswert. Alleine dieses Jahr gab es allerdings mehr Deutschland-Shows als im ganzen Jahrzehnt zuvor! Ganz im Sinne des Albumtitels muss man Unleash The Fire nicht unbedingt durch die Retro-Brille betrachten. Denn die Band hat immer noch das Potenzial, so ziemlich alle Hörerschichten zwischen HELLOWEEN, IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST und THIN LIZZY nicht nur anzusprechen, sondern zu begeistern.

Stilistisch war die Band schon immer schwer einzuordnen, spielte sie doch Speed Metal (Warrior), bevor es diesen überhaupt gab, ehe es mal bluesig (Restless Breed), mal metallisch (Thundersteel), mal bluesig-metallisch (die Alben mit Mike DiMeo am Gesang) zuging. Das neue Album deckt fast die gesamte Spannweite ab. Der glockenklare, hohe Gesang von Todd Michael Hall und die trockene Produktion wecken Erinnerungen an Thundersteel, während einige Stücke sich nicht nur in Sachen Songtitel an den hardrockigeren Frühwerken orientieren (Return Of The Outlaw, Take Me Back – beide großartig!). Unleash The Fire klingt ganz klar nach RIOT, entpuppt sich unterm Strich jedoch eher als Übergangsalbum wie einst Nightbreaker. Gleich drei Problemzonen lassen sich ausmachen: Erstens die eher gesichtslosen Uptempo-Nummern wie Kill To Survive, die statt Killermelodien unschlüssige Dynamiken bieten. Zweitens die kraftlose Produktion, der irgendwie die Live-Energie fehlt. Und drittens der übermächtige Schatten von charismatischen Sängern wie Guy Speranza und Mike DiMeo. Todd Michael Hall macht seine Sache gut, ja sehr gut. Nur klingt seine Stimme eben nicht gerade originell. Gerade an dieser Stelle beneide ich junge Fans, die dieses Album entdecken können, ohne vorbelastet zu sein. So war ich anfangs irritiert von der starken JUDAS PRIEST-Schlagseite von Bring The Hammer Down und dem Titeltrack. Riffgewitter statt Melodiefeuerwerk? RIOT V anno 2014!

Natürlich gibt es genügend melodische Hymnen wie Metal Warriors und Land Of The Rising Sun, die auch Altfans zum Kauf animieren sollten. Auch das Titelbild reiht sich nahtlos in die RIOT-Diskographie ein, wobei ich mir unsicher bin, ob das gut oder schlecht ist. Zwei ruhigere Stücke zollen Mark Reale direkt Tribut (Immortal, Until We Meet Again), allerdings in erster Linie nur textlich, da die Musik hier recht gesichtslos vor sich hinplätschert. Die restlichen Texte bestehen aus metallischen Standardvokabular und sind keine Meisterleistungen. Von einem Trinkspiel, bei dem man für jedes gesungene shine on einen Schnaps trinkt, muss ich auf alle Fälle abraten. Wie schon bei Immortal Soul hätten es vielleicht zwei, drei Stücke weniger sein können, um ein schlüssigeres Album zu erhalten. Insgesamt ist Unleash The Fire somit ein überdurchschnittliches Album. Für alte RIOT-Fans bleibt die Nostalgie jedoch ein zweischneidiges Schwert. Man freut sich, dass der Outlaw zurück ist und die zweistimmigen Gitarren-Leads funkeln. Man hat aber auch das Gefühl, dass hier noch mehr geht, weshalb ich hoffe, dass wir in Zukunft noch viel von RIOT V hören werden, sehr gerne auch live!

Veröffentlichungstermin: 24.10.2014

Spielzeit: 60:56 Min.

Line-Up:
Todd Michael Hall (JACK STARR´S BURNING STARR): Gesang
Mike Flyntz: Gitarre
Nick Lee: Gitarre
Don Van Stavern: Bass
Frank Gilchriest (VIRGIN STEELE): Schlagzeug

Label: Steamhammer/SPV

Homepage: http://www.areyoureadytoriot.com

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/riotrockcity

Tracklist:
1. Ride Hard Live Free
2. Metal Warrior
3. Fall From The Sky
4. Bring The Hammer Down
5. Unleash The Fire
6. Land Of The Rising Sun
7. Kill To Survive
8. Return Of The Outlaw
9. Immortal
10. Take Me Back
11. Fight Fight Fight
12. Until We Meet Again
13. Thundersteel (live) (Digipak/2LP-Bonustrack)

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