Also ich hab ja nie verstanden, warum man DOWN überall diesen Stempel einer Supergroup oder Allstar-Band verpasst hat. Ok, PANTERA waren beim Erscheinen des Debüt Nola 1995 noch eine dicke Nummer, aber CROWBAR, CORROSION OF CONFORMITY/C.O.C. oder EYEHATEGOD waren ja doch eher auf einen kleineren Fankreis beschränkt, der diese natürlich echt starken Bands verehrte. So haben diese Herren sich sehr deutlich zusammengetan, weil sie eben genau dies machen wollen, einen derben, fetten Southern-Rock oder besser gesagt Metal, der eh keinen großen Marktwert versprach. Hier leben Profimusiker eine gemeinsame Leidenschaft aus, nicht mehr und nicht weniger. Nach einer längeren Pause gingen DOWN 2006, also noch vor dem dritten Album, auf eigene Faust auf eine 6-wöchige Europa-Tournee und ließ hier und da Kamera und Mikro mitlaufen.
Das Ergebnis ist so rau und ehrlich wie die Songs der Herren. Als Fan ist die Erwartung in das vielversprechende Live-Paket groß, diese wird man aber sehr schnell wieder runterschrauben. Als Movie gibt es dann ein paar stimmungsvolle Bilder rund um die Tour, in welche die Songs eingebettet sind. Es gibt keine geschlossene Show, die Songs stammen weitestgehend von unterschiedlichen Konzerten, hauptsächlich aber aus dem U.K. Das Bild ist low-budget, Bildführung und Schnitt ebenfalls nur semi-professionell, wenigstens die Kamera hätte man vor der Aufnahme putzen können. Aber wie gesagt sind DOWN keine hochpolierte Promi-Band, die grobe Aufnahme geht noch mal als authentisch durch. Die Band selbst präsentiert sich entsprechend, herzallerliebste Gestalten sind die Herren auf den ersten Blick ja eh nicht, dabei sind zum Beispiel Kirk Windstein und Jimmy Bower abseits der Bühne echt goldige Kerlchen. Hier auf der Bühne wird rübergebracht, was die Songs ausmacht. Southern-Rock, eingepackt in mächtige Energie und drückende, dreckige Härte, tight gespielt und vom jeweiligen Publikum ordentlich abgefeiert. Anfangs ist man eher weniger angetan von der nicht so prallen Videoqualität und den aneinander gereihten Songs, den zwischengeschobenen Backstage-Impressionen, welche zeigen, dass die Herren so hart aber herzlich sind, wie sie sich auch auf der Bühne präsentieren. Ein echtes Live dabei-Feeling stellt sich so in den knapp zwei Stunden nicht ein, dafür bieten die Herren DOWN reichlich Charisma, die Songs werden erstklassig und nochmals eine Ecke rauer und aggressiver dargeboten als auf den ersten beiden Alben. Als Fan kann man also doch sehr gut mit den Aufnahmen leben, Alternativen gibt es ja eh keine. Dass hier teils geschummelt wurde und Szenen aus anderen Aufnahmen plump dazwischengeschoben wurden, nun ja… Wer bei Live-Videos eine perfekte Hochglanzproduktion voraussetzt, der fühlt sich wohl eh auch kaum vom Sound dieser Band angesprochen. Die 12-minütige, Tyrades And Shenanigans genannte Ansammlung von Aufnahmen Backstage, beim Soundcheck usw. zeigt, dass die Herren durchaus ihren Spaß haben auf Tour. Oft anschauen wird man sich das wie üblich nicht, auch wenn Windstein sich gut macht als Hairstylist und Anselmo das SAINT VITUS -Shirt unerwartet sympathisch macht.
Als Bonus gibt es auf zwei CDs den Mitschnitt der Show in London. Der Sound ist ok, die Band und das Publikum sind gut drauf. Auch hier wird wieder deutlich, wie fett und heavy diese Band ist. Das fantastische Lifer wird dem am 8. Dezember 2004 verstorbenen Ex-PANTERA-Gitarristen Dimebag Darrell (DAMAGEPLAN) gewidmet. Was hier im raueren Live-Sound deutlich wird ist, wie stark doch die eigentlichen Bands der Beteiligten durchkommen. Fetteste CROWBAR-Walzen, der energische PANTERA-Groove, die bluesigen Elemente von C.O.C. und der unbequeme, aber treffsichere Drive von EYEHATEGOD kommen hier viel offensichtlicher durch. So findet zumindest die erste CD mit starken Songs wie Losing All, Rehab, Temptation´s Wings und dem doomig drückenden New Orleans Is A Dying Whore oft den Weg in den Player. Das wird bei CD Nr.2 nicht so oft passieren. Da liegt nicht an den Songs, fette Groover wie Underneath Everything, das vor Südstaatenfeeling strotzende Stone The Crow und zum Abschluss nochmal richtig fett groovend Bury Me In Smoke überzeugen auch hier. Das Problem ist Herr Anselmo. Keine Ahnung, was der Mann sich während oder vor der Show reingezogen hat, im Verlauf der Show wandern seine Vocals von kraftvoll und akzeptabel sauber langsam aber sicher zu einer Beleidigung des erstklassigen Jobs, den seine Kollegen an den Instrumenten abliefern. Absolut unpassend, Eyes Of The South mit einem Hail Satan zu beenden. Zumal ihm der Deal wenig bringt, denn mit dem eigentlich wunderschönen Deltabluesgetränkten Jail wünscht man sich Herrn Anselmo sowieso zum Teufel. Dieses schiefe, lallende Gejammer tut echt weh, ab in die Hölle mit ihm! Allein aus Angst vor diesem Song wird man die zweite CD nur einmal einlegen. CD Nr.1 und natürlich die DVD sind aber genug, um echten Fans mal wieder zu unterhalten.
DOWN-Fans können definitive zugreifen, aber wohl auch nur diese. Um die Band kennenzulernen, kann es hingegen nur den Griff zum tollen Debüt Nola geben. Neugierige können ja mal in den DVD-Trailer reinschauen.
Veröffentlichungstermin: 01.10.2010
Spielzeit: 214(DVD)/175(CDs) Min.
Line-Up:
Philip Anselmo – Vocals
Pepper Keenan – Guitar
Kirk Windstein – Guitar
Rex Brown – Bass
Jimmy Bower – Drums
Label: Roadrunner Records
Homepage: http://www.down-nola.com
MySpace-Seite: http://www.myspace.com/downnola
Tracklist:
DVD:
1. Lysergic Funeral Procession (Hamburg)
2. Lifer (Köln)
3. Losing All (Tilburg)
4. Rehab (Birmingham)
5. New Orleans Is A Dying Whore (Nottingham)
6. Ghosts Along The Mississippi (Glasgow)
7. Learn From This Mistake (Glasgow)
8. Underneath Everything (Manchester)
9. Temptations Wings (Newcastle)
10. Something On My Side (London)
11. Hail The Leaf (London)
12. Lies (Paris)
13. The Seed (Oslo)
14. Eyes Of The South (Stockholm)
15. Jail (Copenhagen)
16. Stone The Crow (Dublin)
17. Bury Me In Smoke (Donington)
– Tyrades And Shenanigans
CD 1:
1. Losing All
2. Lifer
3. Lysergic Funeral Procession
4. Rehab
5. Temptation´s Wings
6. Ghosts Along The Mississippi
7. Learn From This Mistake
8. Hail The Leaf
9. New Orleans Is A Dying Whore
CD 2:
1. Lies, I Don´t Know What They Say, But…
2. Underneath Everything
3. The Seed
4. Eyes Of The South
5. Jail
6. Stone The Crow
7. Bury Me In Smoke