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BLUTSBANDE: Staffel 1 [DVD]

Eine Familiensaga, die das Zeug hat, in die großen Fußstapfen von SIX FEET UNDER zu treten: BLUTSBANDE ist eine packende schwedische Serie mit hohem Suchtfaktor.

Åland ist ein Urlaubsparadies für viele Skandinavier. Auf der Inselgruppe in der Ostsee betreiben die Waldemars ein Gästehaus: Seniorchefin Anna-Lisa, die mit Sohn Oscar und dessen Familie alle Zügel in der Hand hält, lädt eines Tages die restliche Familie zum Saisonstart ein. Sohn Lasse ist als Siebzehnjähriger vor zwanzig Jahren nach Stockholm geflüchtet, ist mittlerweile Restaurantbesitzer, aber hochverschuldet. Die jüngste Tochter Jonna macht sich im nordschwedischen Luleå einen Namen als Schauspielerin und steht kurz vor ihrer ersten großen Filmrolle. Kurz nachdem Anna-Lisa mit ihren Kindern gesprochen hat, wird sie tot aufgefunden – und die Kinder werden nur erben, wenn sie gemeinsam eine Saison lang das Gästehaus führen und dabei schwarze Zahlen schreiben. Was von Anna-Lisa als Versuch gedacht ist, die Familie zu vereinen, endet in einem Chaos in das alle Familienmitglieder verwickelt sind.

BLUTSBANDE (OT: Tjockare än vatten) erinnert sehr an SIX FEET UNDER: Eine Familie, die sich voneinander entfernt hat, muss nach dem Tod des Oberhauptes den Familienbetrieb erhalten. Die Idee hinter BLUTSBANDE mag zwar nicht neu sein, aber die Serie fesselt von Beginn an; natürlich aufgrund der Reibung zwischen den Familienmitgliedern: Oscar fühlt sich als einziger, der sich um das Gästehaus gekümmert hat, übergangen. Lasse, der früher mit Oscars Frau Liv zusammen war, streitet sich ständig mit seinem Bruder, und es dauert nicht lange, bis es wieder zwischen ihm und Liv knistert. Schließlich ist da Jonna, die sich nicht für die Pension interessiert, da ihr die Schauspielerei viel wichtiger ist. Daneben deutet sich auch an, dass alle ihr dunkles Geheimnis haben und ihre Wunden aus der Vergangenheit davon getragen haben – und auch mit dem Gesetz hat so mancher aus der Familie seine Schwierigkeiten.

Es ist also nicht alles Gold, was da in Åland glänzt. BLUTSBANDE ist eine beinahe reinrassige Dramaserie, die nur mit ein paar Elementen aus dem Krimibereich aufgefrischt wird, zu einem Thriller mutiert die zehnteilige Serie aber nie – recht untypisch für eine skandinavische Produktion. Stattdessen legt Serienschöpfer Henrik Jansson-Schweizer großen Wert auf die Charakterzeichnung. Die Geschwister Waldemar und auch die weiteren wichtigen Charaktere erleben allesamt eine deutliche Wandlung, und so lernt man alle Facetten der sorgsam gezeichneten Figuren kennen und auch lieben, obwohl sie sich manchmal komplett idiotisch verhalten. Aber so ist das nun mal in emotionalen Ausnahmesituation, da kann vermutlich jeder ein Lied singen. Keiner der Protagonisten ist durchgehend gut oder böse, und das macht BLUTSBANDE auch über weite Strecken glaubwürdig. Verzweifelt versuchen Oscar, Lasse und Jonna nicht so zu werden wie ihr verhasster Vater oder ihre Mutter – und treten dabei ungewollt immer mehr und mehr in deren Fußstapfen. Fast wie im richtigen Leben also.

Man mag gar nicht mehr weg von Åland, so bildschön ist BLUTSBANDE gefilmt. Die Natur und der goldene schwedisch-finnische Sommer ist die eine Sache, die Kameraarbeit ist die Andere. Die Schären erstrahlen in einem wundervoll sommerlich-melancholischen Licht, die Rückblenden sind mit nostalgischen Filtern versehen und wirken beinahe surreal. Dazu passt der exzellente Soundtrack von FLÄSKKVARTETTEN, der mal folkig, mal elektronisch, immer jedoch passend auf die jeweilige Szene zugeschnitten ist. Und allein schon der Vorspann mit dem magischen Titelsong macht süchtig, ähnlich wie letztes Jahr bei TRUE DETECTIVE. Hoffen wir, dass der Soundtrack tatsächlich zusammen mit der zweiten Staffel erscheinen wird. Doch auch die Schauspieler liefern große Leistungen ab, sie geben ihre Charaktere sehr glaubwürdig wieder, vor allem Joel Spira brilliert als Oscar Waldemar, der sich immer mehr zu einem Tyrannen entwickelt, mit dem man Mitleid haben muss. Das Drehbuch zeigt die schrittweise Veränderung der Geschwister Waldemar sehr spannend auf, so dass auch ohne viel Crime sehr viel Spannung erzeugt wird. Die Folgen enden mit vergleichsweise subtilen Cliffhangern – konstruiert ist hier nichts, dafür wird die Story gekonnt zu Ende erzählt. Dennoch ist die letzte der zehn Folgen etwas zu blumig geraten, zu sehr Happy End-lastig geworden, aber letztlich ist das Geschmackssache.

Serien wie BLUTSBANDE ist es zu verdanken, dass europäische Formate selbstbewusst neben den Mammutproduktionen aus dem Hause HBO und Konsorten stehen können. BLUTSBANDE brilliert im Dramabereich ebenso wie THE RETURNED im Mysterygenre und bietet spannende, packende Unterhaltung auch ohne große Action und überzogene Thriller-Momente. Da macht es auch nichts, dass kein Bonusmaterial auf der DVD enthalten ist und dass in Sachen Bild- und Tonqualität nur Standard geboten wird. Aber da ist es eben wie bei einem guten Album: Was nützt die brachialste Produktion, wenn die Musik nur langweiliger Durchschnitt ist? Eben. Und deshalb ist BLUTSBANDE allen zu empfehlen, die zehn Jahre nach dem Ende der Fishers wieder ein packendes Familienepos brauchen.

Veröffentlichungstermin: 5. Juni 2015

Spielzeit: ca. 583:00 Min.
Label: Edel Motion

Tracklist:
FSK 12
Bildformat: 16:9
Tonformat: Dolby Digital 2.0
Sprache: Deutsch, Schwedisch
Format: 4 x DVD 9
Ländercode: 0

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