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SETHERIAL: Eine Art von Schichtarbeit

SETHERIAL-Gründer Mysteriis gibt Auskunft darüber, welche Musiker nachtaktiv sind, welches Instrument er bevorzugt und warum der Tod immer triumphiert – nicht nur auf "Death Triumphant".

Die Schweden SETHERIAL haben sich bereits 1995 mit ihrem Debüt Nord für immer in den Annalen des Schwarzmetalls verewigt. Obschon die Truppe danach gute Alben ablieferten, welche stets die Geschwindigkeitsgrenzen neu ausloteten, schien der lange Schatten von Nord selbst mit Werken wie Hell Eternal, Endtime Divine oder dem aktuellen Output Death Triumphant nicht kleiner zu werden. Doch die Mannen um Gründer Mysteriis lassen sich weder von musikalischen, noch von Line Up-bedingten Aspekten beirren und rasen mit infernalischer Leidenschaft weiter durch ihre düsteren Songs. So war es an der Zeit, mit dem Multiinstrumentalist Mysteriis per E-mail in Kontakt zu treten, um mehr über das neueste Album und SETHERIAL zu erfahren.

Ihr habt ja vor kurzem Death Triumphant veröffentlicht. Wie seid ihr mit den bisherigen Reaktionen von den Fans und der Presse zufrieden?

Bis jetzt bin ich mit dem Feedback von Seiten der Fans und der Presse zufrieden. Um diese Eindrücke zusammenzufassen, zitiere ich gerne das Review von Chris Kee: Eine dramatische Sammlung von gut gemachten Songs die zusammen den aktuellen Höhepunkt von SETHERIAL bilden. Auch meinen Bekannten gefällt das Album sehr gut. Unser Ziel war es, unser am besten klingendes und professionellstes Album in unserer Bandgeschichte abzuliefern – und ich glaube, das ist uns gelungen. Wir haben ein Werk kreiert, das seine Wurzeln tief in der schwedischen Black Metal-Erde hat und trotzdem neuen Elementen nicht abgeneigt ist. So wird unsere Musik auch mehr Leuten zugänglich als zuvor.
Zu den Rezensionen speziell muss ich erwähnen, dass ich es besonders schätze, wenn man merkt, dass sich der Journalist das Album wirklich angehört hat und ernste Kommentare zum Inhalt und den verschiedenen Passagen macht. Bei solchen Reviews respektiere ich, was geschrieben wurde, egal ob es positiv oder negativ ist.

Ihr habt ja den Song För Dem Mitt Blod als Bonus-Track auf Death Triumphant raufgepackt. Was ist der Grund dafür, einen Song wieder zu veröffentlichen, der ja bereits auf Nord und der För Dem Mitt Blod-EP zu finden ist?

Der Song wurde ursprünglich für unser Debüt Nord aufgenommen. Wir haben uns dazu entschlossen, den Song nochmals aufzunehmen, weil er jetzt ja zehn Jahre alt ist. Eigentlich war es ursprünglich gar nicht geplant. Wir waren bereits im Studio, als wir die Idee dazu hatten. Die Aufnahmen gingen prächtig voran und wir waren sogar unserem Zeitplan voraus. Und da wir genug Zeit hatten, dachten wir uns, so ein Bonus-Song käme ganz gut und würde die Vinyl-Version und das Digipack exklusiver machen. Wir haben uns dann für För Dem Mitt Blod entschieden, weil der Song uns sehr viel bedeutet und seit dem Debüt immer bei uns war.

Euer Debüt Nord verfolgt euch ja auch sonst auf Schritt und Tritt und wird von vielen Leuten als euer absolutes Meisterwerk angesehen. Übt diese Haltung eigentlich Druck auf euch aus beim Songwriting, im Sinne von wir müssen wieder etwas wie Nord schreiben?

Nun ja, wir komponieren unsere Musik heute noch genau in der gleichen Art und Weise wie damals. Der einzige Unterschied zu damals ist, dass wir uns als Musiker weiterentwickelt haben. Weiterentwicklung im Black Metal-Bereich ist nicht immer etwas Schlechtes, aber ich denke, dass man an Glaubwürdigkeit verlieren kann, wenn man den eigenen Sound zu sehr verändert. Ich weiß, dass es viele Fans gibt, die für einen zweiten Teil von Nord töten würden, aber es wird keinen zweiten Teil geben.
Wenn man in einer Band spielt, die so ernsthaft wie wir ans Werk gehen, dann will man neue Dinge ausprobieren. Das gleiche Buch zweimal zu schreiben ist nicht befriedigend für einen Künstler. Das heißt jetzt nicht, dass wir unseren typischen Stil grundlegend verändert haben, aber wir haben einfach neue Aspekte in unsere Musik eingebunden. Und das macht Death Triumphant zu einem unserer stärksten Alben.

Nord hatte ja trotz seinem Erfolg auch eine negative Folge: Devothan verließ SETHERIAL. Was war eigentlich der Grund dafür, gerade wenn man sich vor Augen hält, wie erfolgreich Nord war und ist?

Devothan hat die Band damals verlassen, weil er nach Nord einfach nicht mehr weitermachen wollte. Also waren nur ich und Kraath übrig. Wir waren stark genug, unsere Kunst weiterzuführen und haben uns an die Arbeit zu einem neuen Album gemacht. Ich fing an, die Schlagzeugparts in den Proben zu spielen und Kraath übernahm die Gitarre und den Vocals-Job. Wir haben eine Weile als Duo gearbeitet, bis dann Moloch kam und unser neuer Drummer wurde.

Der Weggang von Devothan und die Ankunft von Moloch waren ja nicht der einzige Wechsel im Line-Up von SETHERIAL. Soweit ich weiß, hast du ja dann auch die Drums für Hell Eternal eingespielt, ein Werk, das in keiner Art und Weise technisch einfach ist oder das man so locker nebenher einspielt. Spielst du schon länger Schlagzeug und was war der Grund dafür, dass du den Drummerjob für dieses Album übernommen hast?

Wie gesagt, habe ich kurz nach der Veröffentlichung von Nord mit Schlagzeugspielen angefangen. Ich nahm das Schlagzeugspielen dann nach Lords of the nightrealm wieder auf, da zu diesem Zeitpunkt Moloch die Band bereits wieder verlassen hatte. Ich hatte einfach genug davon, ständig nach einem guten Drummer Ausschau zu halten. Also entschied ich mich dazu, die Schlagzeugparts bei den folgenden Outputs selber zu übernehmen. Das hat mich motiviert und ich habe ziemlich schnell gelernt, mit dem Drumkit umzugehen, obwohl meine Technik nicht das Gelbe vom Ei war und ich auch nicht wirklich tight spielte. Immerhin schaffte ich es, Hell Eternal einzuprügeln – das war wohl mehr eine Frage des Willens als der Technik.
Heutzutage gehe ich meine Drumming-Verantwortung seriöser an. Ich spiele die Lines professionell mit einem Click-Track ein bei den Aufnahmen, denn so wird es letzten Endes auch tight. Und ich fühle mich nun auch wohler mit meiner Spieltechnik.

Deine Spielfähigkeiten sind ja auch in Bezug auf die Gitarre nicht zu verachten. Welches der beiden Instrumente bevorzugst du persönlich? Ist es zum Beispiel so, dass du live lieber Gitarre spielst, weil man dann dem Publikum näher ist?

Ich habe es definitiv nie bereut, den Drummerjob übernommen zu haben. Ich ziehe es vor, Schlagzeug zu spielen. Es ist einfach eine größere Herausforderung und physisch anstrengender. Und ich kann meine Energie freier fließen lassen, wenn ich hinter dem Kit sitze als wenn ich Gitarre spiele – vor allem im Black Metal. Ich mag es wirklich, dynamisch, aggressiv und schnell zu spielen.

Zu den Zeiten von Hell Eternal stieß Wrath (NAGLFAR) zu SETHERIAL. Wie kam eigentlich der erste Kontakt mit ihm zustande? Und habt ihr damals nicht schon befürchtet, dass er SETHERIAL einmal zugunsten von NAGLFAR aufgeben würde (was er 2003 auch tat)?

Setherial
Mich inspirieren Tod, Leid und Zerstörung. Auch Statuen und andere Kunst, die den Tod zum Thema hat, berührt mich sehr. Wenn ich mir das so anschaue, dann bin ich davon überzeugt, dass sich die Menschheit selber zerstören wird – es ist nur eine Frage der Zeit. – ´Death Triumphant´ – Unsere Texte zelebrieren die Toten und die Nicht-Existenten und deklarieren den Lebenden und der Existenz den Krieg. Am Ende gewinnt immer der Tod.

Ich hatte damals eine gute Verbindung zu NAGLFAR, vor allem zu Jens Ryden – er war es auch, der das SETHERIAL-Logo kreiert hat. Ich traf Wrath dann, als ich einmal bei Jens Ryden zu Besuch war und wir kamen gleich gut miteinander aus. Wrath erzählte mir, dass er ein großer SETHERIAL-Fan sei. Nachdem ich ihn an einer NAGLFAR-Probe singen gehört hatte, realisierte ich, dass er eine großartige Stimme für den Black Metal-Vocals hat. Wrath erschien dann auch als Gastsänger auf unserem Lords of the nightrealm-Album.
Vor den Aufnahmen zu Hell Eternal plagten Kraath Probleme mit seinem Hals und er konnte nicht mehr singen, weil er seine Stimme überbeansprucht hatte. Damals hing ich mit unserem damaligen Bassisten Sasrof (DIABOLICUM) herum und wir probierten, das Sängerproblem zu lösen. Wir schauten uns mögliche Alternativen an und kamen auf zwei würdige Namen: Themgoroth (Ex-DARK FUNERAL) und Wrath. Da Wrath zuvor niemals in einer Band gesungen hatte, war er unsere erste Wahl. Wir haben ihn angefragt und er war begeistert darüber, die Vocals auf Hell Eternal zu übernehmen. Er leistete phantastische Arbeit und eine schlicht unglaubliche Performance. Wrath hat sehr großen Anteil an der Qualität und Intensität von Hell Eternal. Ich persönlich denke, dass er die beste Stimme in der Black Metal-Szene hat. Außerdem arbeitet er sehr professionell und ist noch dazu ein toller Kumpel. Ich wünsche ihm und NAGLFAR nur das Beste. Ich verstehe, warum er SETHERIAL verlassen hat, es war letzten Endes für beide Seiten das Beste.

Nach Hell Eternal im Jahr 1998 war es ja ein Weilchen ziemlich ruhig um SETHERIAL. Ihr habt lediglich alte Demos und Studiomaterial auf From the Ancient Ruins veröffentlicht. Was war der Grund für eure fünf Jahre Stille? Hatte es etwas mit dem Labelwechsel zu tun?

Es gab mehrere Gründe für diese fünf stillen Jahre. Zum einen wurde in unseren Übungsraum eingebrochen und unser Equipment sowie Instrumente geklaut. Nach diesem Schock brauchten wir einfach eine Pause. Und wir hatten andere Dinge im Leben, die uns in Anspruch nahmen: Ausbildung, Militärdienst und so fort.
Kraath und ich spielten dann ein Weilchen bei INFERNAL, zusammen mit Blackmoon und All. Das war eine großartige Erfahrung. Leider hatte All dann einen Hirnschlag und wir hatten letztes Endes nicht das Gefühl, dass wir uns zu 100% INFERNAL widmen könnten. Also verließen wir die Band.
Irgendwann haben wir dann wieder damit begonnen, SETHERIAL-Songs zu schreiben. Es ging zu Beginn etwas harzig und wir mussten wieder bei Null anfangen: einen Plattenvertrag mit Regain Records klarmachen, einen neuen Übungsraum finden – aber wir waren motivierter als je zuvor. Und letzten Endes landete das ganze neue Material auf Endtime Divine.
Die Veröffentlichung von From the Ancient Ruins hatte direkt mit dem Labelwechsel zu tun. Wir erklärten NAPALM RECORDS, dass wir einen Wechsel wollten und um den Vertrag zu erfüllen, haben wir dann eben diese Kollektion von Demo Material veröffentlicht.

Was waren denn die Gründe für den Labelwechsel? Und wie seid ihr auf Regain Records gekommen?

Im Grunde wollten wir einfach mal ein neues Label ausprobieren und zu dieser Zeit waren wir an einem inländischen Label interessiert, unter anderem um Kommunikationsprobleme zu vermeiden. Der erste Kontakt mit Regain Records kam zustande, als Choronzon anno 2002 ihren Laden in Malmö besuchte. Er kam mit Pär Gyllenbäck, dem Manager des Labels, ins Gespräch und erklärte ihm unsere damalige Situation. Etwas später rief Pär Gyllenbäck mich dann an und wir sprachen über Endtime Divine und machten einen Plattenvertrag klar. Was ich an Regain Records mag, ist, dass sie eine sehr professionelle Einstellung besitzen, die Bands optimal unterstützen, über tolle Distributionskanäle verfügen und tolle Mitarbeiter haben. Das alles schätzen wir sehr.

2003 erschien dann ja auch Endtime Divine via Regain Records. Für dieses Werk kam euer früherer Drummer Zathanel zu SETHERIAL zurück und übernahm den Bassistenposten. Du wechseltest ja bereits von der Gitarre zu den Drums, Zathanel tauschte Drumkit gegen Bass – seid ihr alle Multiinstrumentalisten in der Band? Welche Instrumente können die Mitglieder von SETHERIAL sonst noch spielen? Vielleicht auch solche, die nicht auf euren Alben zu hören sind?

Ja, in der Tat spielen alle bei SETHERIAL mehrere Instrumente. Ich spiele Drums, Klavier, Bass und Gitarre. Choronzon spielt ebenfalls Klavier neben der Gitarre. Kraath versteht sich zusätzlich aufs Bassspielen. Ich denke, es ist normal, dass die Leute mit Gitarre spielen anfangen und sich später dann für die anderen Instrumente wie Bass oder Schlagzeug interessieren. Bei uns ist es auf jeden Fall so…

Mit mehreren Instrumenten kommen auch mehr Übungsverpflichtungen. Was machst du in deiner Freizeit, wenn du dich mal nicht mit Musik beschäftigst?

Jedes Mitglied von SETHERIAL hat einen regulären Job und eine Beziehung. Ich glaube, diese zwei Dinge brauchen viel Zeit neben der Musik. Als ich jünger war, lag mein Fokus auf der Musik und ich war produktiver. Aber ich bin auch mit meiner jetzigen Situation zufrieden, ich will kein Leben ohne Einkommen als Sozialhilfeempfänger fristen. Wenn ich zu 100% nur noch Musik machen und jeden Tag üben würde – ich glaube, ich würde an einen Punkt kommen, wo es mir verleidet. Ich würde mich nicht mehr zum Spielen inspiriert fühlen, weil mir dann einfach die Leidenschaft fehlte. Wir spielen primär für uns selbst, und die Musik ist einfach einer von vielen Teilen in unserem Leben.

Setherial
Unser Corpsepaint gehört nicht der Vergangenheit an, wir hatten einfach eine Fotosession ohne Corpsepaint. So oder so haben wir bewiesen, dass wir die gleiche Band sind, egal ob geschminkt oder nicht. Für mich ist Corpsepaint ein Attribut, das dabei hilft, eine gewisse Atmosphäre zu kreieren – und es passt visuell einfach dazu bei Live-Auftritten. Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass Musik und Lyrics das Wichtigste sind und nicht die Schminke oder die Kleidung.

Neben dem musikalischen Aspekt ist mir noch etwas anderes beim Schaffen von SETHERIAL aufgefallen. In eurem Cover-Artwork scheint es einen Einschnitt zu geben nach Hell Eternal. Sowohl dieses Album, Lords of the nightrealm als auch Nord hatten schwarz/weiße, eher grimmige Cover mit düsterer Stimmung. Bei Endtime Divine ändert sich das, das Cover ist gemalt und macht einen fast schon bunten Eindruck. Nun scheint das Farbpendel wieder zurück zu schwingen, da Death Triumphant wieder eine düsterere Atmosphäre verbreitet. Kannst du mir das erklären?

Ich bin nicht mehr zufrieden mit dem Cover von Endtime Divine. Wie du sagst, ist es etwas zu bunt und es repräsentiert den musikalischen Inhalt nicht sehr gut. Wir wollten denselben Fehler bei Death Triumphant nicht nochmal machen, also haben wir Kris Verwimp für die Gestaltung angefragt und mit dem Resultat sind wir mehr als zufrieden. Das düstere Artwork von Kris symbolisiert den Albumtitel optimal. Und zusammen mit der Musik entsteht eine perfekte Einheit.

In Sachen Cover-Artwork habt ihr neue Wege beschritten, bezüglich Produzent und Studio bleibt ihr seit Jahren Tommy Tägtgren und dem Abyss Studio treu. Ist er der perfekte Produzent für euch? Wie ist es, mit ihm zu arbeiten? Und – wieviel Freiheit habt ihr als Band bei der Gestaltung des endgültigen Sounds eines neuen Albums?

Bezüglich Death Triumphant hatte Tommy nicht sehr viel Einfluss auf das Endresultat. Wir haben uns einfach für das Abyss Studio entschieden, weil man dort in entspannter Atmosphäre arbeiten kann und es gut gelegen ist. Die Wahl eines bestimmten Produzenten stand also nicht im Zentrum. Nichtsdestotrotz ist es toll, mit Tommy zu arbeiten und er liefert viel Input zu verschiedenen Aspekten deiner Arbeit. Bei Death Triumphant war er nicht so sehr in den Aufnahmeprozess involviert, allerdings hat er tontechnische Aufgaben übernommen und hat uns bei den technischen Dingen geholfen wie etwa beim Mikrophonisieren der Instrumente. So war Tommy vielleicht zwei Stunden pro Tag im Studio. Der Grund hierfür ist, dass er in der Zwischenzeit neben dem Studio einen 100% Job als Koch in einem Restaurant in einer anderen Stadt hat. Wir haben das Album also zum größten Teil selber aufgenommen und einfach das Studio an sich für zehn Tage gemietet.

Gab es eigentlich Unterschiede zwischen den Aufnahmen zu Death Triumphant und Endtime Divine?

Nicht wirklich. Sogar das Studio war noch ziemlich intakt von der letzten Session. Das war ziemlich amüsant, weil offenbar keine Bands zwischen unseren beiden Aufnahmeaufenthalten dort im Studio gewesen waren. Generell denke ich, dass die Aufnahmen dieses Mal sehr gut verliefen, sie waren besser strukturiert und durchgeplant. Wir haben die Drums und die Vocals tagsüber aufgenommen, die Gitarren nachts. Es war eine Art von Schichtarbeit. Kraath und Choronzon waren nachtaktiv und schliefen am Tag.
Ich haben nebenher auch noch die Drums für mein Side-Projekt BLACKWINDS aufgenommen. Infaustus übernahm die Aufnahmetechnik und so konnten wir zusätzlich in zwei Stunden noch zwölf primitive Black Metal-Songs aufnehmen für BLACKWINDS.

Stichwort Infaustus. Wie ist eigentlich der Kontakt mit ihm zustande ursprünglich zustande gekommen? Hat er schon in anderen Bands gespielt? Und – hat sich eure Beziehung zu NAGLFAR und Wrath nach seinem Weggang verändert?

Infaustus wohnt in der gleichen Stadt wie ich. Das ist zusätzlich sehr positiv, da wir so gut proben können mit unserem Sänger – das war zu Wraths Zeiten unmöglich wegen der herrschenden räumlichen Distanz. Infaustus ist neben SETHERIAL auch noch bei den Black Metallern SORGHEGARD und bei DIABOLICAL aktiv. Er war nach dem Weggang von Wrath unsere erste Wahl aufgrund seiner Professionalität. Er besitzt die nötige Routine und Technik und beherrscht seine kraftvolle Stimme auch. Infaustus kann stundenlang schreien, ohne Halsschmerzen zu kriegen – das finde ich einfach faszinierend. Auch als Frontmann macht er einen guten Job und gibt immer 100% bei den Live-Shows. Bezüglich unserer Beziehung zu Wrath und NAGLFAR hat sich nichts verändert. Ich denke, daß Pariah ein ausgezeichnetes NAGLFAR-Album und dass Wraths Gesangsleistung 1A ist.

Mir gefällt Pariah ebenfalls.
Mit SETHERIAL bedient ihr ja eher den Sektor der hohen Geschwindigkeit. Allerdings habt ihr auf eurem letzten Album auch einige langsamere Momente. Wie muss man sich den Songwriting Prozess generell bei SETHERIAL vorstellen? Und war er für Death Triumphant irgendwie anders, vor allem wenn man dabei an die langsameren Passagen in Songs wie With Veins Wide Open oder Hellstorms Over The Empyrean denkt?

Ich bin der Hauptkomponist bei SETHERIAL, aber Kraath und Choronzon haben auch zwei Black Metal-Hymnen beigesteuert. Um die Lyrics kümmere ich mich zusammen mit Infaustus. Ironischerweise sind wir nicht gerade schnell im Schreiben von Songs, weil wir nur dann Musik kreieren können, wenn wir in der richtigen Stimmung dazu sind. Es ist sehr wichtig, dass wir die exakte Essenz aus der Stimmung herausziehen können um sie dann in unsere Musik und die Lyrics zu packen. Ich bin der Meinung, dass es besser ist, Songs von hoher Qualität zu schreiben und auch etwas Zeit dafür zu brauchen, als einfach jedes Jahr eine oder zwei Platten zu veröffentlichen, auf denen dann nur einer oder zwei Songs wirklich gut sind.
Für Death Triumphant haben wir neun tolle Songs geschrieben, auf die wir wirklich stolz sind. Da ich auch ein eigenes Studio habe, kümmerte ich mich um die Vorproduktion einiger Songs. Durch diesen Prozess konnte ich verschiedene Sachen zu Hause ausprobieren, an den Drumming Mustern experimentieren und so fort. Später habe ich diese Demos den anderen Mitgliedern vorgespielt und jeder hat noch seine Ideen und Meinungen dazugegeben. Ein weiterer Pluspunkt war, dass sich Infaustus die Songs in vernünftiger Qualität anhören konnte während er die Lyrics dazu schriebe. Das hat er glaube ich ziemlich geschätzt.

Wenn man sich einen Songtitel wie With Veins Wide Open anschaut, fragt man sich, welche Rolle die Thematik des Todes bei euren Texten spielt. Und warum heißt das Werk Death Triumphant?

Setherial
Ich bin nicht mehr zufrieden mit dem Cover von Endtime Divine. Wie du sagst, ist es etwas zu bunt und es repräsentiert den musikalischen Inhalt nicht sehr gut.

Weil der Tod am Ende immer triumphiert! Ich bin vom Tod und den starken Emotionen, die das Thema umgeben, fasziniert. Mich inspirieren Tod, Leid und Zerstörung. Auch Statuen und andere Kunst, die den Tod zum Thema hat, berührt mich sehr.
With Veins Wide Open kann man als lyrische Fortsetzung zum 1995er Song My Veins Are Open sehen. Spirituelles Wachstum kann meiner Meinung nach auch durch Selbstzerstörung erreicht werden. Wenn ich mir selber Death Triumphant anhöre, sehe ich vor meinem geistigen Auge weite, tote, graue Landschaften nach einem atomaren Krieg. Ich rieche förmlich die zerstörten Menschen und Tiere. Auch Bilder von mit Säure vergifteten Meeren und einem Himmel voller Asche und grauem Rauch sehe ich vor mir. Einfach eine Welt in totaler Verzweiflung und Verwüstung. Meine Visionen treffe ich auf oft wieder in der Realität an, etwa wenn man Bilder aus dem Nahen Osten betrachtet, die beispielsweise die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit von Menschen, die ihre Verwandten bei Bombenanschlägen verloren haben, zeigen. Ewiges Weinen und Schreien. Und dann verzweifelte Aktionen wie Selbstmordattentate im Namen des Glaubens, nur um andere zu verletzen. Brennende Ölfelder, große Feuer und tiefschwarzer Rauch, der den Himmel verdeckt und das Atmen verhindert. Wenn ich mir das so anschaue, dann bin ich davon überzeugt, dass sich die Menschheit selber zerstören wird – es ist nur eine Frage der Zeit.

Anhand solcher Bilder kommt mir dieser Gedanke indes auch.
Rückblickend auf eure älteren, offenkundig satanischen Werke wie etwa Hell Eternal oder etwa im Vergleich zu anderen schwedischen Black Metal-Bands wie MARDUK oder DARK FUNERAL, die eine satanische Einstellung an die Nacht legen: Warum habt ihr euer Image als böse, mit Corpsepaint bemalte, satanische Black Metal-Band über Bord geworfen? Oder habt ihr die Einstellung behalten und verzichtet einfach auf die Schminke?

Unser Corpsepaint gehört nicht der Vergangenheit an, wir hatten einfach eine Fotosession ohne Corpsepaint. So oder so haben wir bewiesen, dass wir die gleiche Band sind, egal ob geschminkt oder nicht. Für mich ist Corpsepaint ein Attribut, das dabei hilft, eine gewisse Atmosphäre zu kreieren – und es passt visuell einfach dazu bei Live-Auftritten. Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass Musik und Lyrics das Wichtigste sind und nicht die Schminke oder die Kleidung. Bei unserem letzten Fototermin haben wir wieder Corpsepaint benutzt.

Spielt Satanismus eigentlich auch abseits von SETHERIAL eine Rolle in deinem Leben? Inwiefern ist er wichtig für dich und wie beeinflusst er dich?

Meine Beziehung zu satanischen Mächten ist persönlich. Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich nach mein Leben nach meinen eigenen Regeln führe und nur meinem Weg folge. Es würde nichts bringen, hier irgendwelche okkulten Bücher aufzuzählen, die ich studiert habe oder die Namen aufzuzählen, mit denen ich meine Götter oder Geister anrufe.
Die Lyrics von SETHERIAL haben jedoch nicht zum Ziel, die Hörerschaft zu indoktrinieren und ihnen vorzuschreiben, was sie denken und wie sie leben sollen. Unsere Texte zelebrieren die Toten und die Nicht-Existenten und deklarieren den Lebenden und der Existenz den Krieg. Am Ende gewinnt immer der Tod. Natürlich sind uns unsere Texte sehr wichtig, weil sie die musikalische Erfahrung SETHERIAL repräsentieren und verstärken sollen. Für mich ist unser Black Metal eine satanische Macht in Form von Kunst, geschaffen von fünf Individuen.

Es gibt natürlich auch noch die Seite der musikalischen Einflüsse. Wie sieht es mit deinen Vorlieben in dieser Hinsicht aus? Welche Bands haben dich beeinflusst?

Ein Album, das mir sehr viel bedeutet, ist EMPERORs Debüt-Split und MAYHEMs De Mysteriis dom sathanas. Ich mag aber auch die frühen Werke von DEATH, wie etwa Scream bloody gore und Leprosy. Es gibt nicht wirklich eine bestimmte Band, die mich beeinflusst hat, ich habe einfach Lieblingsalben.

Seit einigen Jahren ist es ja so, dass die eigene Website für Bands essentiell ist, da sie einen wichtigen Kontakt zu den Fans aufrecht erhält. Die SETHERIALWebsite ist ja schon ziemlich lange sehr minimalistisch, ja fast inexistent. Wie kommt es, dass ihr nicht das übliche Homepage-Programm habt mit News, Biographie und all den anderen Gimmicks? Arbeitet ihr derzeit an einer informativeren Site oder seid ihr keine großen Fans des Internets?

Ja, es stimmt, unsere Website war bis anhin ein Desaster – und seit Jahren gibt es keine Updates darauf. Allerdings haben wir kürzlich einen Webdesigner namens Anders Hären kennen gelernt, der uns mit der Programmierung und dem Design einer Homepage hilft, die unseren Ansprüchen gerecht wird. Er arbeitet schon seit einer Weile daran und mir gefällt das Resultat sehr. Wenn dieses Interview erscheint, sollte unsere neue Website fertig sein. Wenn alles gut läuft, wird sich dann Infaustus um die Updates auf unserer Site kümmern. Ich denke, das wird funktionieren.

Ich hoffe es. Andererseits hält ihr den Kontakt zu euren Fans mit euren Live-Auftritten. Dieses Jahr seid ihr ja am PARTY.SAN zu sehen. Folgt danach auch noch eine Tour, um Death Triumphant zu promoten?

Zu diesem Zeitpunkt kann ich nur unseren Gig am PARTY.SAN bestätigen. Aber da jetzt ja unsere Website betriebsfertig ist, kann man sich endlich laufend über unsere Live-Aktivitäten informieren. Es gibt vage Pläne, unser aktuelles Album mit einer Tour im September zu promoten. Aber wie gesagt – das ist noch nicht bestätigt.

Bilder: Label

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