GB ARTS: Frustriert? No way!

Es tut sich was im Hause GB ARTS: Die Veröffentlichunsgzyklen werden kürzer, die Gästeliste länger und auf "The Lake", dem aktuellen Album der deutschen Anspruchs-Metaller, feiert gar ein neuer Sänger seinen Einstand: Markus brand. Und der berichtet munter über seinen Einstieg bei der Band, die Konzeptwirren des Albums und warum für ihn Musiker-Frust ein zusammengesetztes Fremdwort ist…

Es tut sich was im Hause GB ARTS: Die Veröffentlichunsgzyklen werden kürzer, die Gästeliste länger und auf The Lake, dem aktuellen Album der deutschen Anspruchs-Metaller, feiert gar ein neuer Sänger seinen Einstand.

Ein Blick zurück: Die ersten Jahre ihrer Veröffentlichungskarriere ging die deutsche Band eher gemächlich an. Den beiden Eigenproduktionen (1988 und 1991) folgten bis dato erst zwei reguläre Alben, die in einem Abstand von satten vier Jahren das Licht der Welt erblickten: Vision Of Water (1994) und Return To Forever (1998). Doch für ihr aktuelles Studiowerk legten GB ARTS einen Zahn zu: Bereits Ende 2000 wurde The Lake ausgeliefert und präsentiert neben Markus Brand, dem neuen Mann am Mikrophon, auch eine Reihe besonderer Gäste. Produzent Viktor Smolski, früher MIND ODYSSEY- und heute RAGE-Gitarrist, ließ es sich nicht nehmen, seine Bandkollegen Mike Terrana und Peavy Wagner ins Studio zu laden, die ebenso Gastrollen übernahmen wie Sänger Dirk Thurisch (ANGEL DUST) und der ehemalige MIND ODYSSEY-Keyboarder Andreas Dirksmeier. Sie alle trugen ihren Teil dazu bei, das Konzept, das The Lake zugrunde liegt (s. unten), angemessen umsetzen. Doch die schwerste Aufgabe kam Neuzugang Markus Brand zu, der, wie er berichtet, erst kurz vor den Aufnahmen zur Band stieß und den langjährigen Sänger Achim Reichert ersetzte:

Achim hat aufgehört, weil er privat und auch beruflich nicht mehr genug Zeit für GB ARTS aufbringen konnte. Das umfaßte alle Bereiche, also nicht nur das Singen, sondern auch den Zeitaufwand für Studio, Konzerte, Touren und so weiter. Das konnte er einfach nicht mehr bewältigen und das hat er dann auch so gesagt. Das war natürlich erst mal ein Schock für die Band, aber sie hat es akzeptiert. Sie sind auch nicht im Streit auseinandergegangen und fühlen sich immer noch freundschaftlich verbunden. Man hat also versucht weiter zu machen und einen neuen Sänger zu finden. Ex-SängerAchim hatte allerdings zum Album schon Teile des Songwritings und auch die meisten Texte und das Konzept beigetragen und sollte dieses auch weiter bearbeiten, womit er keine Probleme hatte. Zudem war der Studiotermin schon sehr bald und auch fest gebucht, und ich bin dann mit einigen anderen Bewerbern von GB ARTS zu Auditions geladen wurden. Ich hatte schon mit meiner alten Band eine CD aufgenommen, und waren natürlich in der Gegend auf der Suche nach Auftrittsmöglichkeiten. Nun, ein Bekannter von GB ARTS arbeitet bei einem lokalen Festival und der hatte natürlich haufenweise Demos und CDs von Bands der Umgebung, die er den Jungs von GB ARTS geben konnte, um sich das ein oder andere anzuhören. Und da war auch unsere CD dabei. Der Band war es sehr wichtig, einen Sänger zu finden, der auch aus ihrer Gegend kommt, da es nicht darauf hinauslaufen sollte, daß man nur musikalisch miteinander zu tun hat, sondern auch freundschaftlich, so daß man auch mal sagen kann: Wir unternehmen jetzt Abends etwas. Es ging ihr also auch darum, ein gutes Verhältnis aufzubauen, um dann auch entsprechend gut zusammen Musik machen zu können. Ich wohne nur 20 Minuten Fahrt von Beckhum, dem Wohnort der anderen, entfernt, und da ich ihnen auch als Sänger zugesagt habe, teilten sie mir mit, daß sie mit mir arbeiten möchten. Sie fragten, ob ich mich von meiner alten Band trennen kann, um neuen Abenteuern entgegen zu sehen oder nicht. Und so kam dann alles. Das ging dann sehr fix: Ich hatte insgesamt drei bis vier Wochen Zeit, mir das Material von GB ARTS anzueignen. Es klappte sehr gut und Achim war auch bereit und so freundlich, mit mir die ein oder andere Textpassage durchzugehen und mir die Konzeptgeschichte zu erklären. Die Band selbst hat mir die Freiheit gegeben, meine Gesangsmelodien so zu gestalten, wie ich mir das vorstelle und entsprechend auch Texte zu verändern. Von daher war das Bandgefühl und die Zusammenarbeit von Anfang an schon phantastisch. Auch die Arbeit im Studio mit Viktor Smolski und den Gästen lief hervorragend. Letztlich hat alles wunderbar geklappt. Ich denk, das zeigt sich auch sich in der Tatsache, daß man nicht sofort merkt, daß die Band tatsächlich gerade erst Besetzungswechsel hinter sich hat.

Das Album klingt in dieser Hinsicht in der Tat sehr homogen. Eine beachtliche Leistung, zumal die Umsetzung eines Konzeptes im Rahmen der komplexen Musik GB ARTS sicher gar nicht so leicht war…

Das ist richtig. Ich muß dazu sagen, daß ich auch schon langjährige musikalische Erfahrung habe. Ich hatte zwar nicht die Möglichkeit, groß im Studio aufzunehmen, habe aber auch in früheren Bands von mir progressive Musik gemacht, sowohl im Metal- als auch in anderen Musikbereichen. Es war natürlich eine Umstellung, aber ich hatte schon eine gewisse Erfahrung und wußte, wo man mit der Arbeit ansetzen muß. Natürlich dauert es eine gewisse Zeit, aber wenn man genug davon hat und außerdem Kraft und Ideenreichtum, dann läßt sich das auf jeden Fall realisieren.

Ist auf jeden Fall gelungen. Insgesamt hört man allerdings doch, daß sich einiges in der Band getan hat, auch wenn das nicht unmittelbar mit Achims Aus- und deinem Einstieg zusammen hängen muß…

TheJa, The Lake unterscheidet sich doch sehr vom letzten Album. Es ist vom Songwriting her etwas kompakter ausgefallen, die Stücke sind nicht ganz so langatmig, es klingt alles etwas flüssiger. Man kann sich das Album, auch weil es eine Konzeptgeschichte ist, am Stück anhören, denn die sind insgesamt nicht zu lang geworden. Daran haben viele Leute mitgewirkt, gerade auch Viktor und die Gäste. Und natürlich unsere Ideen, die wir mit eingebracht haben. All diese Faktoren spielen eine Rolle, warum ein Album dann auch anders klingt und viele vielleicht jetzt sagen Progressiv? Das ist die Musik auf dieser Platte jetzt nicht. Wobei ich aber doch sagen muß, daß da noch gewisse Parallelen zum alten Album vorhanden sind und die komplexen Passagen nicht zu kurz kommen. Was ich wichtig finde, ist, daß wir versuchen, unseren Ideenreichtum umzusetzen und nicht drauf zu spekulieren, einen bestimmten Musikkstil auf einer Platte zu verwirklichen.

Wie groß war denn die Rolle Viktor Smolskis im Rahmen der Produktion des Albums? Mir scheint, er hat er sich recht stark eingebracht…

Ja, das stimmt. GB ARTS und Viktor verbindet schon seit langem eine Freundschaft. Sie kennen sich schon seit frühen MIND ODYSSEY-Zeiten, und Viktor hat ja auch schon das erste GB ARTS-Album produziert. Was er an Ideen und Anregungen eingebracht hat, ist so groß und auch im Rahmen der Freundschaft so wichtig, daß wir einfach glücklich sind, einen so musikalischen Menschen zu kennen, der zudem das fachliche Wissen besitzt und sich mit der Studiotechnik auskennt. Daher war Viktor natürlich die erste Wahl. Es ist auf jeden Fall so, daß er sich mit der Band identifizieren kann und das ist sehr sehr wichtig. Das hilft uns, gibt uns Kraft und ich hoffe, daß es ihm auch Kraft gibt für seine Projekte, die er mit RAGE in Angriff nimmt. Er hat sich auch dafür stark gemacht, daß entsprechende Gäste ins Studio kamen. Mit Dirk Thurisch von ANGELDUST war das freundschaftlich bedingt, weil GB ARTS ja vor zwei Jahren ihre erste Europa-Tournee mit JAG PANZER und ANGELDUST gemacht habe. Peavy und Mike Terrana von RAGE sind dann auch mit dazu gekommen und haben ihren Teil zum Album beigetragen

Die RAGE-Mannschaft kam also auf Viktors Initiative hin ins Studio?

Nicht nur. Wir selbst kannten die Jungs auch und haben uns ja gefragt, wie wir die Konzeptgeschichte und ihre Charaktere etwas lebendiger gestalten könnten. Wir hatten erfahren, daß Mike auf Viktors Soloalbum The Heretic auch eine Erzähler-Rolle übernommen hat, und als wir die Passagen dann hörten, bekamen wir alle eine Gänsehaut und sagten: DAS wäre doch was, wenn er bei uns auch einige Stellen einsprechen könnte. Er hat wirklich eine sehr düstere Hörspielstimme, phantastisch! Peavy hat sich dann auf Bitten von André Rasfeld, unseres Gitarristen, bereit erklärt, das Intro von `Shadows of Faces` schön tief und düster einzusingen.

Wenn wir schon dabei sind: Kannst Du kurz erläutern, um was es bei dem Konzept geht?

Ja, ich könnte einfach mal die einzelnen Stücke durchgehen und Dir erzählen, wie die Geschichte beginnt und endet und wie man die einzelnen Sachen interpretieren kann. Im Album selbst soll diese Auslegung ja dem Zuhörer alleine überlassen sein.

OK. Alle glücklichen Besitzer von The Lake, die weiterhin ihre Phantasie bemühen wollen werden also hiermit gebeten, eine Bildschirmseite weiterzuscrollen. Los geht`s…

Es beginnt mit `The Voice`, einem klassischem Epilog. Da werden die Manders vorgestellt, die Familie eines Psychiaters. Bei diesem tauchen die ersten Opfer des übernatürlichen Wesens aus dem See auf, sie kommen zu ihm und er erkennt, daß da etwas verkehrt läuft, da die ganzen Biographien, die Erinnerungen der Patienten nicht mehr da sind und sich diese nur noch wie zeitlose Maschinen durch ihr Leben bewegen.

In `The Surface` sieht der Held, also der Psychiater, in seinen Räumen die Absicht des Wesens und erkennt, daß es sich von den persönlichen Erinnerungen und Gedanken der Menschen ernährt. Bei `Silver Rain` findet er Beweise für die Existenz des Wesens und macht sich auf den Weg zu seinem besten Freund, den er als Verbündeten gewinnen will. Dabei gerät er aber in die Fänge des Wesens. Bei diesem Stück spiele ich den Psychiater und Dirk Thurisch dann seinen Freund.

Unter`mBei `Break Free` erhalten die beiden den ersten Einblick in diese künstlich geschaffene Höhle, die auch auf dem Cover unterhalb des Sees zu sehen ist. Dort bietet sich ihnen ein Bild des Grauens: Ausgemergelte menschliche Körper liegen dort in unendlichen Reihen umher und sind verbunden durch ein kabelartiges organisches Netzwerk, in dem die Gedanken und Biographien umherschwirren.

`My New World`: Das gnadenlose Wesen kommt selbst zu Wort. Seine nahezu allmächtigen Fähigkeiten verbinden sich auch mit einem Übermaß an Überheblichkeit, und es sagt: Was willst Du von mir? Ich bin hier schon so lange, Du kannst mir nichts anhaben! Eure Gesellschaft mit alle ihren Kriegen und all dem: Ihr seid gar nichts und ich habe das Recht, Euch zu benutzen!

`The Chosen One`: Das Wesen versucht, auch aus dem Psychiater und seinen Freund die Erinnerungen und ihre Seelen herauszusaugen, um sie zu vernichten. Aber das schafft es nicht, und der Psychiater kann sich befreien. Aber er verliert sein Gedächtnis und hat nur noch die vage Vision, daß er mit seinem Freund und einem alten Indianer am Feuer sitzt und dieser weise Mann ihm ein Ritual erklärt, mit dem das Wesen besiegt werden kann.

`I Can`t Remember`: Der Psychiater wacht im Krankenhaus auf und kann sich an nichts mehr erinnern. Das einzige, was in seinem Kopf durch die Vision existiert, sind die drei Wörter Pangea-Lake-Phenomenon.

`Shadows Of Faces`: Dem Helden wird nach Jahren der Leere bewußt, daß diese drei Wörter der Schlüssel sind, mit dem er seine Vergangenheit zurückgewinne und unter Umständen den Kampf mit dem Wesen wieder aufnehmen kann.

`The Old Warrior`: Der Held kommt mit Hilfe seines Freundes wieder in Besitz seines alten Recherche-Materials. Er sucht den Indianer wieder auf und dieser apelliert an ihn, an die Prophezeiung zu glauben und den Kampf aufzunehmen.

In `The Darkness Is Over` schafft es der Psychiater mit Hilfe der spirituellen Kraft des Rituals und seinem Wissen den Sieg über das Wesen zu erringen. Und wie er das schafft, kann man dann durch im Booklet abgedruckte Texte mitlesen und durch die Intros und Outros mithören. Das Wichtige für Hörer, die auf die ganzen Science Fiction-Stories nicht so abfahren, ist: Texte wie `Break Free`, `The Chosen One` oder `Shadows Of Faces` können immer noch für sich betrachtet werden und auch Geschichten aus dem alltäglichen Leben sein und so interpretiert werden. Das also ist das Konzept des Albums. Ist natürlich auch sehr verrückt und sehr kompakt und kompliziert gestaltet, aber das ist halt typisch Achim. Er hatte schon immer ein Faible für unheimliche Geschichten, und wenn er einmal drin ist, kann er ganze Bücher schreiben.

Woher nimmt er denn die Inspiration für derlei Geschichten? Oder entspringt das einzig und allein seiner Phantasie?

Also, Phantasie spielt bei ihm eine ganze große Rolle, um Erlebnisse zu verarbeiten. Und zwar Erlebnisse, die nicht nur er hat, sondern die wir wohl eigentlich alle nachvollziehen können, zum Beispiel unheimliche Begegnungen, merkwürdige Ereignisse, die mal passieren, ob`s nun Déja Vus sind oder andere, ähnliche Sachen. Das sind immer noch so unerklärliche Geschichten, bei denen man ins Grübeln kommt. Es ist wohl mit manchen Erfahrung und manchen Träumen so, daß da ans Tageslicht kommen, die recht verrückte Ideen entstehen lassen. Man kann ja auch in der Gesellschaft sehen, daß zum Beispiel durch Träume und Prophezeiungen teilweise schon technische Fortschritte inspiriert wurden, die ursprünglich unmöglich schienen. Aber ich denke, das würde jetzt zu weit führen, das ist ein großes Thema.

Wären die Texte von Achim auch Texte, die Du so selbst auch schreiben könntest/würdet, oder wäre Dein Ansatz ein ganz anderer?

Nicht nur. Ich schreibe zwar auch gerne Texte, die sich um düstere Themen drehen, aber alles in einem Kontext, der einen gewissen Bezug zur Realität besitzt. Das ist für mich immer noch sehr sehr wichtig. Wobei ich sagen muß, daß viele Hörer zum Teil nicht mehr groß auf Texte achten. Beim Schreiben geht man, was die Inhalte angeht generell wohl je nach Song, je nach Gefühl vor, und da wird sich dann auch jeder seinen Teil rausziehen.

Habt Ihr vor, dieses Konzept im Rahmen eines Live-Konzeptes komplett durchzuspielen?

GBOch, das würden wir schon ganz gerne machen, klar. Es ist ja auch ganz spannend, den Leuten anhand einer Geschichte die Stücke und auch teilweise die Intensität der Stücke mittels der Texte zu vermitteln. Ich denke, daß man da für die Zuhörer auch emotional viel klären kann, da nicht nur ein aggressiver Song dafür steht, die Aggression beim Headbangen und Tanzen oder so rauszulassen und dabei abzugehen, oder bei softeren Song irgendwo auf die Gefühlsdrüse zu drücken. Ich denke, daß man alles für den Zuhörer dadurch sehr interessant gestalten kann, indem man mit Text und bewußt eine bestimmte Atmosphäre und Stimmung rüberbringt. Das beste Beispiel ist für mich ANATHEMA, die es sehr gut verstehen, ein Album auf der Bühne umzusetzen. Wir würden schon gerne das ganze Album auch mit gewissen visuellen Effekten aufführen, also wie eine Oper oder ein Theaterstück von Anfang bis Ende dem Hörer präsentieren. Aber das ist halt schwer zu realisieren, denn dann müßten die visuellen Effekte auch entsprechend abgestimmt sein und gut rüberkommen, und bei Auftritten, bei denen wir als Vorband agieren, haben wir nicht so viel Spielzeit, und bei einer Tour will man als Vorband ja auch möglichst viel von uns repräsentieren. Da ist dann einfach kein Platz und keine Zeit, um das alles durchzuspielen.

Im Grunde ist es wohl eine Frage der Größe einer Band. Nun sind Deine Bandkollegen ja schon sehr lange als GB ARTS aktiv, ohne daß sie in puncto Status viel erreichen konnten. Für eine deutsche Band ist es mit diesem Stil scheinbar schwer, einen größeren Bekanntheitsgrad zu erlangen. Ist das nicht mitunter frustrierend? Wie schafft man sich da eine Perspektive?

Die Perspektive, die für jeden Musiker im Vordergrund steht, ist der Spaß an der Sache selbst und der Spaß an der Vielfalt, die ja gerade in einen progressiven Musikstil mit einfließt. Man kann wohl schon sagen, daß es hier in Deutschland schwer ist, als Metal-Band auf progressive zu setzen, weil es nach wie vor nur eine bestimmte, kleine Szene dafür gibt. Wichtig ist natürlich, daß man Stil und Musik auch ein wenig auf den Hörer abstimmt, und die Möglichkeiten Fans zu gewinnen, auch gut nutzt und im Rahmen einer Veröffentlichung eine entsprechende musikalische Auswahl trifft. Es muß für jeden das Passende drin sein. Man kann natürlich nicht ALLES mit sich selbst vereinbaren, aber es gibt immer auch gewisse Kompromisse, die man eingeht, um neue Hörer und andere Musikszenen anzusprechen. Das muß einfach drin sein. Ich denke mal, das ist Ziel jeder Band, die versucht, aus einer gewissen Schublade herauszukommen um weitere Hörerkreise zu erschließen. Frustrieren tut mich das alles eigentlich gar nicht so, weil es nun mal Fakt ist, daß es in großen Teilen in der Musikindustrie gar nicht mehr darauf ankommt, welche Musik man macht. Beispiel: RAMMSTEIN oder METALLICA, beides Bands, die schon sehr aggressive Musik machen. Das ist im Grunde auch keine leichtverdauliche Kost, doch diese Bands sind sehr populär. Inwiefern jetzt eine Platte gekauft wird und inwiefern es andererseits tatsächlich Fans gibt, die ihnen treu die Stange halten, das ist dann immer noch anders zu bewerten. Aber insgesamt würde ich sagen, egal ob Metal, Pop, Techno oder sonstwas: Wenn Du etwas auf dem Kasten hast, dich sehr gut präsentieren kannst und vom ganzen Umfeld gepusht wirst, dann ist es ganz egal. Inwiefern es Fans gibt, die einer erfolgreichen Band auch langfristig die Stange halten, ist dann immer noch anders zu bewerten. Ich denke, daß gerade Bands, die sich über Jahre hinweg alles aufbauen und die Möglichkeit haben, Alben aufzunehmen, eine treuere Fangemeinde aufbauen können und länger überleben als Bands, die von heute auf morgen gepusht werden, mit welcher Musik auch immer. Das ist dann auch das Ausschlaggebende, was einem Mut und Kraft gibt weiterzumachen. Alleine schon des Spaßes wegen, daß wir überhaupt die Möglichkeit haben, Musik zu machen und zu veröffentlichen. Und andere geben sich auch sehr viel Mühe für uns, organisieren Werbung und Konzerte und so weiter: Da kann einfach kein Mißmut entstehen. Alleine schon die Arbeit mit Viktor und den Gästen: Das kann einen keiner nehmen. Und wenn man eine Tour vor sich hat und spielen kann, dann macht es immer Sinn, Musik zu machen und seinem Hobby und seiner Liebe weiter nachzugehen. Ich kann eigentlich nicht nachvollziehen, daß man da frustriert wird, aber wenn das andere Bands so sehen, dann fehlt ihnen wohl letztlich die Kraft für alles. Newcomer sollten immer daran denken: Wenn es von einer Szene nur 10.000 Leute gibt, ist es in der Szene eben das Optimum, 10.000 Platten zu verkaufen. Von daher, kann ich allen Bands, die jetzt noch im Amateur-Bereich rumkraxeln, sagen: Macht weiter, es passiert da was, und je mehr Bands und je mehr Leute einem Stil die Stange halten und da mit machen, umso Positiver kann alles werden, und die Musik und die Bands können populärer werden und diesem Schubladendenken ein Ende bereiten.

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