Es passiert vielleicht alle tausend Jahre: Das Debüt-Album einer absolut unbekannten Band erscheint und beeindruckt durch Originalität, Spielfreude, Anspruch und Emotionalität und übertrumpft mitunter sogar die ganz Großen. Im März 2002 war es so weit, das Debüt von BETWEEN THE BURIED AND ME gelangte in meinen Player und ich hatte keine Ahnung, was auf mich zukommen würde. Ich hatte mit allem gerechnet, außer mit einer extremen Metal Perle dieses Kalibers. Nach gut fünfzig Hördurchläufen klappte es nun endlich, dem Quintett aus North Carolina ein paar Fragen zu stellen. Lest selbst, was mein interessanter Gesprächspartner Tommy (vocals) mit seinem sehr trockenen Humor zu berichten hatte.
Eure Ex-Bands waren FROM HERE ON, PRAYER FOR CLEANSING, UNDYING und AZAZEL. Welche Gründe gab es für euch diese Bands zu verlassen und BETWEEN THE BURIED AND ME zu gründen?
Es gab verschiedene Gründe. Wir waren etwas frustriert und unzufrieden, da wir keinen größeren Erfolg hatten. Will (Drums), Paul (Gitarre) und ich hatten schon vier Songs geschrieben, als wir noch nach anderen Mitgliedern suchten. Wir fanden Nick (Gitarre) und Jason (Bass) und die Dinge kamen, wie sie kommen mussten.
Sind eure Ex-Bands noch aktiv?
UNDYING gibt es noch, aber AZAZEL, PRAYER FOR CLEANSING und FROM HERE ON haben sich aufgelöst. Unsere damaligen Bands waren früher sehr gut befreundet. Wir sind es heute aber immer noch, der Split hat uns nicht verfeindet.
In eurer Biographie auf einer Website heißt es, dass ihr nicht länger politische Musik machen wollt. Drückt BETWEEN THE BURIED AND ME eher eure Gefühle aus?
Wir interessieren und immer noch für politische Musik, aber wir wollen solche Themen nicht einbringen. Wir alle haben sehr verschiedene Einstellungen zu verschiedenen Themen, dadurch wäre es sehr schwer alles unter einen Hut zu bringen. Wir haben uns eher dafür entschieden uns auf den musikalischen Aspekt extremer Musik zu fokussieren.
Was sind eure Haupteinflüsse? Ich höre Death Metal, Black Metal, Hardcore, Grindcore, Emocore und etwas Progressive Metal heraus.
Wir fahren auf so ziemlich jede mögliche Stilrichtung ab. Ich zum Beispiel höre viel Black und Death Metal, wie von CRYPTOPSY, NILE, ANAAL NATHRAKHU, THORNS, ULVER, etc. Des weiteren mag ich Grindcore (DISCORDANCE AXIS, THE LOCUST), Synthi-Pop, Electro (FUNKER VOGT, THE FAINT, DIARY OF DREAMS, WUMPSCUT, etc), Rock, Emo, Ambient Sachen, wie SIGUR ROS oder MOGWAI. Das waren jetzt die Sachen, die ich in letzter Zeit gehört habe, aber die Liste würde noch viel weiter gehen. Je mehr Richtungen man hörst, desto mehr Einflüsse hat man. Deshalb gebe ich allem eine Chance.
Was ist, Deiner Meinung nach, gute Musik?
Gute Musik macht den, der sie geschrieben hat, glücklich.
Ihr habt einen ungewöhnlichen, langen Bandnamen. Hat er eine spezielle Bedeutung oder gibt es eine besondere Geschichte dazu?
Nein, eigentlich nicht. Wir haben uns nach einem COUNTING CROWS Song benannt.
Das Artwork ist sehr minimalistisch, aber wunderschön. Es scheint das genaue Gegenteil eurer Musik zu sein, welche alles andere als minimalistisch ist. Hängt es mit eurem Namen zusammen, oder hat es eine besondere Bedeutung?
Will ist für das Artwork verantwortlich. Wir haben es eigentlich nur verwendet, weil es schön aussieht und es zu unserer Musik passt. Außerdem wollten wir nichts dunkles oder böses, eben nichts, dass nach klischeehaftem Metal aussieht, denn wir haben mehr zu bieten als ein Image.
Wie lange seid ihr schon in der Metal-Szene aktiv? Manchmal scheint es, dass ihr erst vor kurzem Metal kennengelernt habt und ich euch nun austoben und Erfahrung sammeln wollt.
Ich bin der Metal-Szene seit acht Jahren. Meine Mutter fuhr mich bis ich 16 war und einen Führerschein hatte immer auf Konzerte… Ich bin Metal Fan seit ich elf bin. Aber die richtig extremen Sachen habe ich erst mit 16 entdeckt. Jetzt bin ich übrigens 21. (Da stimmt aber mit Tommy´s Kopfrechenkünsten nicht… Amn. d. Ver.)
Lass uns mal über euere Ausrüstung sprechen. Verwendet ihr eine Art Minimalprinzip? Mit möglichst wenig Effekten einen möglichst vielschichtigen Sound zu erzeugen?
Teils, teils. Wir wollten einfach einen klaren, aber dennoch rauen Sound für unser Album. Nichts gekünsteltes. Viele Bands hören sich heutzutage an, als würden sie vier Noten spielen und das Studio macht den Rest.
Ihr verwendet keine Keyboards, nicht viel Effekte… Würdest Du dem nachfolgenden Satz zustimmen: Bevor Du Samples und Keyboards nutzt, finde heraus welche Töne Deine Gitarre erzeugen kann. (M. Aekerfeldt, Opeth)?
Nein, dem stimme ich nicht zu. Keyboards können sicherlich Stilrichtungen auf neue Ebenen bringen und elektronische Spielereien helfen extremer Musik interessant und innovativ zu bleiben. Ich denke aber, dass unsere Musik keine Keyboards braucht.
Die Vocals sind sehr schwer zu verstehen, selbst wenn du dir die Lyrics dazu durchliest. Ist dieser undeutliche Gesangsstil Deine Absicht oder kannst Du nicht klarer singen?
Ich versuche meine Vocals sehr unterschiedlich zu halten. Ich mag es, dem Hörer schwer zu machen mir zu folgen. Wenn ich dann sehe, dass Leute auf Konzerten mitsingen, merke ich, dass sie sich mit den Texten beschäftigt haben.
Wie läuft euer Songwriting ab? Schreibt jeder von euch ein paar Riffs und fügt sie dann zusammen, bis ihr einen kompletten Song habt?
Ja, das ist eigentlich, das was wir machen. Wir alle tragen Riffs bei. Die früheren Song waren eher von Paul und mir, aber seit die neuen Mitglieder dabei sind und wir mehr Zeit haben, sind wir alle im Entstehungsprozess involviert, was uns hilft noch einzigartigere Musik zu schreiben.
In Amerika gibt es seit einer zeitlang einen neuen Trend: Schwedischen Death Metal. Auch ihr habt einige Elch Tod-Riffs in eurem Sound eingebaut. Macht ihr das um bekannter zu werden und auf dieser Welle mitzureiten?
Einige unserer Elch Tod-Riffs sind sehr alt, denn wir hörten das Zeug früher schon immer. Wir haben es aber niemals gemacht um bekannt zu werden. Wir verirren uns heute in diese Musik nicht mehr so oft wie früher. Wenn Du Dir die neueren Songs auf der CD (Shevanel Cut a Flip, Fire for a Dry Mouth) anhörst, nutzen wir eher weniger diese Riffs.
Wie lange braucht ihr um einen kompletten Song zu schreiben und einzustudieren? Ihr seid ja eine sehr junge Band und euer Album kam ziemlich schnell nach eurer Gründung heraus.
Manche Songs sind aber schon drei Jahre oder älter. Wir brauchen in der Regel ein bis zwei Monate um einen Song zu schreiben. Unsere neueren Sachen sind noch technischer, deshalb brauchen wir sogar noch länger.
Habt ihr eigentlich schon neue Songs geschrieben?
Wir haben bis jetzt einen neues Stück geschrieben, aber es ist noch nicht bühnenreif. Viele Riffs sind aber schon fertig. Wir werden an den Songs weiter arbeiten, wenn wir von der Tour im Sommer zurück sind.
Die Songs einzustudieren muss sehr verwirrend für euch sein, da ihr ja so viele Riffs und komplizierte Breaks ihr in einem Song verwendet… Habt ihr ein paar Tipps neu arrangierte Songs schnell zu lernen?
Viel in der Freizeit üben, dann wird es beim Proben besser laufen. Außerdem viel masturbieren.
Habt ihr nicht Angst davor nach einem originellen Album wie BETWEEN THE BURIED AND ME Ideen und Inspiration zu verlieren?
Nein, gar nicht. So lange wir spielen was wir spielen wollen werden wir den kreativen Prozess nicht verlieren. Wir werden immer neue Sachen ausprobieren müssen, selbst wenn die Fans nicht damit einverstanden sind.
Wie seid ihr in Kontakt mit Lifeforce Records, einem kleinen, jungen und in den USA wahrscheinlich eher unbekannten Label, gekommen?
Wir spielten einmal eine Show mit CATRACT in Philly und sie ließen uns Stefan von Lifeforce hören. So kam eins zum anderen. Wir sind sehr zufrieden, mit dem, was er für uns macht.
Sollen die Hörer verwirrt sein, nachdem sie das erste Mal BETWEEN THE BURIED AND ME gehört haben? Soll eurer Meinung nach nicht jeder eure Musik mögen?
Manche Leute mögen es nicht, wie wir permanent unsere Stilrichtung ändern. Ich denke auch nicht, dass jeder uns mögen soll. Ich mag es lieber, wenn mir Leute ihre negative Kritik mitteilen und uns nicht anlügen..
Dann will ich auch mal ehrlich sein. Ich denke ernsthaft, euer Debüt ist eines der genialsten Alben, dass ich seit langem gehört habe. Wie waren die anderen Reviews? Waren sie auch so überraschend gut?
Die Reviews waren komplett durchgemischt. Manche Leute mochten die CD, manche fanden sie scheiße.
Welche Gefühle sollen die Hörer während / nach dem Hören eurer CD haben?
Sie sollen sagen: Ich mag die CD.
Ich würde sagen, ihr seid eine sehr humorvolle Band, ich muss mich nur an die True Metal-Vocals in Aspirations erinnern. Ist es für euch wichtig zu zeigen, dass ihr ganz normale Leute seid, die auch mal lachen können und kein Evil-As-Hell-Image verkörpert?
Genau das ist sehr wichtig für uns. Wir lieben es, Spaß zu haben und Witze zu reißen. Ich glaube nicht, dass das in der Musik aufhören sollte.
Gibt es eine Art Konzept hinter eurer Musik? Jede aggressive Textstelle bekommt brutale Riffs, positive Texte bekommen schöne Melodien, etc.
Es ist schon verrückt, wie das bei uns denn ich schreibe alle Texte bevor die Musik geschrieben ist. Es kommen nur Texte zu Songs, wenn sie wegen ihrer Heavyness, etc. passen.
So verwirrend wie eure Musik, sind auch eure Texte. Sie sind sehr bildhaft und ich habe bei den meisten keine Ahnung, von was sie handeln. Kannst Du mal erklären, um was es sich in euren Texten dreht?
Zunächst, drei der Lyrics auf dem Debüt sind von anderen Bandmitgliedern geschrieben worden, in Zukunft werden alle von mir sein. Ich möchte die zukünftigen Texte viel experimenteller halten (geht das? – Amn. d. Ver.) Ich schreibe einfach über Dinge, an die die meisten Menschen nicht denken. Erklärungen zu den Texten werden bald auf unserer Website www.betweentheburiedandme.com zu finden sein.
Ich sage Dir mal, was ich verstanden habe: In Use of a Weapon dreht es sich um die Sinne der Menschen, die für die reichen, mächtigen Menschen sehr gefährlich werden können. Und sie können tun, was sie wollen, die Gedanken werden immer frei sein.
Paul hat diesen Song geschrieben, und ich kann und will auch gar nicht versuchen ihn zu erklären. Hab Geduld und schau auf unsere Site.
Arsonist richtet sich gegen eine baptistische Kirche in den USA. Ihr befindet euch auf dünnem Eis, wenn ihr den Hörer mitteilt, dass sie sich gegen diese Kirche beschweren sollen. Gleichzeitig sagt ihr, dieser Song richtet sich nicht gegen Religion im allgemeinen. Seid ihr eine religiöse Band, der die Politik der Kirche nicht passt?
Nein, keine Angst, wir sind keineswegs eine religiöse Band.
Handelt Shevanel Cut a Flip von Menschen, die ihr ganzes Leben auf Drogen sind, und nicht vor ihnen flüchten können?
Darum geht es eher in Fire for a Dry Mouth. Dies ist nämlich ein Teil davon, aber die Hauptaussage ist, dass Freunde das wichtigste im Leben sind und dass man ihnen nie den Rücken kehren sollte. Ich hatte einige Freunde, die mir den Rücken kehrten und mir damit halfen den Song zu schreiben.
Was inspiriert Dich Texte zu schreiben? Hast Du manchmal plötzlich eine absurde Idee, oder wachsen in Dir riesige Gedankengebilde?
Ich bin Fahrer für einen Kurierdienst, da habe ich viel Zeit zum nachdenken. Wenn ich fahre, denke ich über Themen nach, über die ich schreiben will.
Welche Ziele habt ihr mit BETWEEN THE BURIED AND ME? Was wollt ihr in eurer Karriere noch erreichen?
Wir wollen Vollzeit-Musiker werden, die niemals aufhören Shows zu spielen. Musik war schon immer mein Leben und ich will nicht, dass dies aufhört. Wir würden es lieben, von der Musik leben zu können und nicht so einen 9-to-5-Scheißjob zu haben.
Ihr habt bereits einige Shows gespielt. Was waren die besten und was waren die schlechtesten Erfahrungen bei euren Gigs?
Wir lieben es live zu spielen und zu touren. Die beste Erfahrung ist, Leute im Publikum zu sehen, die sie Musik genießen. Die schlimmste Erfahrung ist an manchen Abenden einfach grauenvoll zu spielen.
Was ist macht die besondere Magie von Live-Shows für euch aus?
Ich finde, das wichtigste für eine Live-Band ist es, die Songs live zu so spielen wie auf CD. Ich erinnere mich am besten an Bands, die ihre ihren Sound vom Studio live auf die Bühne bringen. Das ist sehr beeindruckend.
Wie bringt ihr live eigentlich eure cleanen Vocals rüber? Auf CD singt sie ja euer Drummer Will…
Will macht auch live den Großteil der cleanen Vocals und ich mache die Backings für ihn. So einfach ist das.
Werdet ihr auch mal in Deutschland spielen? Gibt es vielleicht schon ein paar Dates?
Im Moment ist nichts geplant, aber wir werden bei euch sicherlich auch noch spielen.
Wenn ihr euch aussuchen könntet, mit welcher Band ihr touren dürftet, was wäre eure Traumband?
Das ist sehr schwer zu sagen, denn wir sind mit so vielen Bands befreundet… Aber vom musikalischen her wären es wahrscheinlich CRYPTOPSY. Das ist mein persönlicher Wunsch, doch ich denke, dass sie uns jeden Abend ganz schön alt aussehen lassen würden.
Das wäre ein echtes Traumpackage, ich würde alles geben, das zu sehen. Am besten wäre dieses Package in Europa, hehe. Wisst ihr eigentlich, wann ich das erste mal richtig eure Musik gehört habe? Ich war auf dem Weg zu einem CRYPTOPSY-Gig.
Wenn sie es uns anbieten würden, würden wir natürlich mitmachen, hehe.
Das war´s auch schon fast, abschließend möchte ich noch wissen, was die die letzten CDs, die Du Dir gekauft hast, waren.
Hmmm, das waren Black Out von THE GOOD LIFE, Sick Transit Gloria Mundi von RED HARVEST und von THE GET UP KIDS On a Wire.
Was sind Deine Alltime-Faves?
Das ist wirklich schwer zu sagen. Aber am ehesten sind das California von MR. BUNGLE, La Masquerade Infernale von ARCTURUS und von SUFFOCATION Pierced from Within. Da gibt es, aber noch viele mehr. Ich höre auch zu viele Sachen, um da schlüssig zu sein.
Hast Du noch abschließende Worte an die Vampster-Leser?
Danke, dass ihr dies gelesen habt. Ich bin ziemlich dämlich, deshalb machen meine Antworten vielleicht keinen Sinn. Vielen Dank und gute Nacht.
Bilder von Mike Messier und Charlotte Acker.