Vielversprechend beginnt es, das neue BLOOD COMMAND Album “World Domination”! Nach vorne gehender Melo-Core mit ordentlich Punk und Schmutz in den Gitarren und Wut in der Stimme. Acht Songs innerhalb der ersten 15 Minuten nach bester Oldschool-Hardcore-Manier, hier gibt jemand Gas und zeigt, wie man coole Songideen direkt, originell und schnörkelos auf den Punkt bringt. Was das Songwriting angeht, kommen mir zuerst THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY in den Sinn, wobei BLOOD COMMAND Sängerin Nikki Brumen eine größere Varianz in der Stimme zeigt. Musikalisch klingt das nach sehr viel Spaß und macht Lust drauf, das norwegische Quartett möglichst bald live zu sehen.
BLOOD COMMAND spielen sich in den ersten 15 Minuten in einen Rausch
“The Band With Three Stripes”, Heaven’s Hate”, Valley Of Hinnom” – die Lieder fliegen nur so vorbei. “Forever Soldiers Of Esther”, “Stay Awake”, “Bare Witness” – und erst 11 Minuten um – BLOOD COMMAND spielen sich in einen wahren Rausch. “The Plague On Both Your Houses” überrascht mit einem Wechsel aus Stakkato-Riffing, rap-artigem Gesang, Blastbeats, toll eingebundener Trompete und ziemlich gutem Klargesang. Mega gut. Kreativ, überraschend – gibt es Prog Core? Falls nicht, BLOOD COMMAND könnten mit diesem Song dieses Genre begründen. “…In The Shadow Of Deaf” kickt nochmal ordentlich. Es könnte so schön sein, ginge es auf diesem Level weiter…
Doch dann kommt Track 9. Und das Album ändert sich ab diesem Moment. Und das leider nicht zum besseren
“Welcome To The Next Level Above Human” läutet, passend zum Titel, in Computerspielsound den zweiten Teil des Albums ein. Und ab hier verzetteln sich BLOOD COMMAND. Denn ab diesem Punkt wechseln sich astreine Techno-Nummern mit glasklaren Pop-Songs wie “Decades”, Blastbeat-Orgien im Über-Song “Blue North” mit Indie-Lagerfeuerromantik, der Ein-Minuten-Nackenbrecher “Holy Unblack” mit gerapten Pop in “World Domination”. Hervorragend gesungen, wie alles auf diesem Album, keine Frage. Aber what the fuck macht diese Nummer auf dem Album? Lied Nummer 19, “Losing Faith” setzt nochmal einen drauf: Akkustikgitarren und zweistimmiger Gesang machen diese Indienummer absolut lagerfeuertauglich. Nett. Gut gemacht. Sicher. Aber halt leider fehl am Platz. Track 20, der Rausschmeisser “Tetragram” wird nun schon fast egal. Nikki hat am Mikro Pause, stattdessen werden die Synthieteppiche und Chorus- und Flangergitarren rausgeholt, um dich zum Abschluss nochmals schön zu männlichem Klargesang einzulullen.
Auf “World Domination” gibt es von vielem zu viel
Versteht mich nicht falsch. Alles auf diesem Album ist von hoher musikalischer Qualität. Der Sound passt. Die Musiker:innen sind stark. Nikki Brumen macht sich als neue Sängerin fantastisch – sie ersetzt auf diesem inzwischen fünften Album der Norweger, die sich bereits 2008 gründeten, ihre Vorgängerin Karina Ljone. Die Hardcore-Nummern hauen dich um. Die Pop-Songs sind gut. Die Indie-Ausflüge und Metal-Einschübe ebenfalls. Aber genau an dieser Aufzählung zeigt sich das Problem von “World Dominantion”. Statt nach ‘Weltherrschaft’ klingt das Album eher nach Spielwiese.
BLOOD COMMAND hätten hier einen richtigen Kracher abliefern können, hätten sie sich mehr konzentriert. Stattdessen gibt es von vielem zu viel. Schade.
Label: Hassle Records / Cargo
VÖ 29.09.2023
Tracklist BLOOD COMMAND – World Domination:
- The Band With Three Stripes
- Heaven’s Hate
- Valley Of Hinnom
- Forever Soldiers Of Esther
- Stay Awake
- Bare Witness
- The Plague On Both Your Houses
- …In The Shadow Of Deaf
- Welcome To The Next Level Above Human
- It’s Not Us, It’s Them
- Hate Us Cause They Ain’t Us
- Keep My Seat Warm
- Burn Again
- Decades
- Reap What You Sow
- Blue North
- Holy Unblack
- World Domination
Besetzung von BLOOD COMMAND bei “World Domination”:
Gesang: Nikki Brumen
Gitarre: Yngve Andersen
Schlagzeug: Sigurd Haakaas
Bass: Simon Oliver Økland