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ULVER: The Assassination of Julius Caesar

Atemberaubend, wie ULVER chamäläongleich Genres für sich neu interpretieren

Man stelle sich vor, “The Assassination of Julius Caesar” finde im Bellagio in Las Vegas statt – in einem obskuren Club namens “Ides of limits”, in welchem selbst Togaphile auf ihre Kosten kommen. Das C.S.I.-Team von Gil Grissom rückt aus – und dann erklingt “Rolling Stone”. Glasklar produziert, starke Bassline, klarer Fingerzeig zu MASSIVE ATTACK – und ja, wer nicht weiss, dass hier ULVER am Werke sind, würde hier ganz klar im Bandraten vergreifen (ihnen aber natürlich trotzdem einen Vertrag anbieten, um den C.S.I.-Soundtrack zu übernehmen, denn dieser Song hat Clubhitqualitäten).

Natürlich kann man die Melancholie von “Shadows of the Sun” oder “Perdition City” immer wieder spüren auf “The Assassination of Julius Caesar”. Selbstverständlich ist das Konzept “Rom” stringent und überzeugend. Klar gibt es in “1969” mit dem Text “There used to be a house / At 6114 California St.” einen versteckten Hinweis zur ehemaligen Adresse des Church Of Satan-Hauptquartiers (da dürften dann auch die alten Black Metal-Satanisten-Fans zufrieden sein – ein unblasphemisches Album haben sie sich da nicht in die Sammlung geholt). Nur warum muss dieser Song das klischeebehaftete “Helter Skelter” als Refraintext haben? Die Verbindung zu den BEATLES anno 1969 erscheint zu einfach, schliesslich ist man sich von Herrn Rygg komplexere Lyrics gewohnt.

Musikalisch machen ULVER sowieso schon immer, was sie wollen, und dieses Mal wird daraus ein durchaus poppiges Album, sofern man Pop als “Es ist 2017 und ich höre gerne neuere DEPECHE MODE-Alben und sonst nur britischen New Wave aus den 80ern” definiert. Die ersten vier Tracks versprühen viel Energie und ULVER zeigen erneut, wie wahnsinnig wandelbar sie Musik kreieren und Texte schreiben können. “Angelus Novus” empfiehlt sich an als ULVEReskester Song der ganzen Scheibe – hier schaffen die Norweger die Verbindung zu “Shadows of the Sun” am deutlichsten und Gänsehautfeeling ist garantiert.

Unglücklicherweise erleiden die Energielevel von “The Assassination of Julius Caesar” nach “Angelus Novus” einen kleinen Dämpfer, und so zieht “Transverberation” an einem vorüber, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Auch “1969” wirkt beinahe etwas zu oberflächlich und so ebbt “The Assassination of Julius Caesar” hinweg wie die letzten Atemzüge des erstochenen “De Bello Gallico”-Autors.

Alles in allem ist “The Assassination of Julius Caesar” erneut ein Klangmanifest der musikalischen Mannigfaltigkeit ULVERs. An die “Shadows of the Sun” mag das 2017er-Werk zwar nicht herankommen, aber wie ULVER chamäläongleich Genres für sich neu interpretieren, ist atemberaubend. Ryggs Stimme führt durch die düsteren Welten und man darf gespannt sein auf die Live-Umsetzung, die unter anderem auf dem diesjährigen ROADBURN FESTIVAL nächsten Sonntag (23. April 2017) in Tillburg (NL) zu bestaunen sein wird.

Veröffentlichungstermin: 07.04.2017

Spielzeit: 43:48

Label: House of Mythology

Mehr im Netz:  facebook.com/pages/Ulver

Line Up
Kristoffer Rygg – Vocals
Tore Ylwizaker – Keyboards, Programmierung
Jörn H. Svaeren – Verschiedenes
Daniel O`Sullivan – Gitarre, Bass, Keybards

Tracklist
1.    Nemoralia
2.    Rolling Stone
3.    So Falls the World
4.    Southern Gothic    
5.    Angelus Novus
6.    Transverberation
7.    1969
8.    Coming Home

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