Der Kulturschock bleibt glücklicherweise aus. TYPHONIAN wissen genau, dass die Einführung in ihr fiktives Universum behutsam erfolgen muss. Vielleicht auch deshalb bedient sich die Death-Metal-Band nach dem bündigen Akustik-Intro „Celestial Salvation“ zunächst bekannter Stilmittel, als „Cosmic Throne“ die alte Schule mittels sägender Riffs und unbehaglicher Melodieführung aufleben lässt. Produktion und Mix sind dabei überraschend leichtfüßig und weitläufig ausgefallen, ohne Frontmann M. W. Styrums Growls den rauen Charme auszutreiben.
„The Gate Of The Veiled Beyond” setzt im Folgenden auf behutsame, doch beständige Weiterentwicklung, fügt mit jedem Track eine neue Facette hinzu, welche Sound wie Kulisse des Albums frisch halten. Mit Blick auf Referenzen wie DISMEMBER oder AT THE GATES („Towards The Chamber Of The Omnipresent Mind“) fühlen wir uns in der Welt TYPHONIANs auf Anhieb vertraut, obwohl der Horizont in unnatürlichen Farben zu leuchten scheint. Was es damit auf sich hat, erfahren wir in der zweiten Hälfte des Werks, wo der progressive und experimentelle Charakter der Formation das Ruder immer weiter an sich reißt.
Ein 20-minütiges Epos beschließt „The Gate Of The Veiled Beyond“
Die angeschwärzten Arrangements des unheilvoll brodelnden „A Glimpse At The Starless Ocean“ sowie des eindringlichen „The Gatekeeper“ wirken im direkten Vergleich geradezu konservativ, obwohl TYPHONIAN bereits hier ihr Geschick für teils massive und zugleich atmosphärisch erdrückende Kompositionen unter Beweis stellen. Herzstück des Albums ist aber zweifelsohne das nahezu 20-minütige „Cath’un – The Gate Of The Veiled Beyond“, wo getragene melodische Passagen in furiose Blastbeats münden und giftige Screams völlig unerwartet mit Klargesang gekontert werden.
In diesem monumentalen Kraftakt fassen TYPHONIAN kurzerhand all das zusammen, was sie und ihre musikalische Vision letzten Endes ausmacht. Die einzelnen Etappen dieses Unterfangens verbinden atmosphärische, in sich gekehrte Augenblicke und eine beherzt dargebotene Spoken-Word-Passage, die geschickt das Tempo rausnehmen, um die verspielten Soli im Anschluss noch stürmischer erscheinen zu lassen.
TYPHONIAN realisieren ihre Avantgarde-Ambitionen mit Fingerspitzengefühl
Das Tor zu einer völlig neuen Klangwelt stößt schließlich in der zweiten Hälfte des Quasi-Titeltracks der epische Klargesang im Stile Jón Aldarás (IOTUNN, HAMFERÐ) auf, den TYPHONIAN mit einer getragenen Lead-Gitarre à la DÉCEMBRE NOIR flankieren. Dass das zu diesem Zeitpunkt keinen Kulturschock auslöst, liegt allein am Fingerspitzengefühl der Band, die ihre Avantgarde-Ambitionen auf ein recht klassisches Fundament zu betten weiß – und uns auf diese Weise umso empfänglicher für ihre visionären Ideen macht.
Veröffentlichungstermin: 20.09.2024
Spielzeit: 50:11
Line-Up
M. W. Styrum – Vocals
Prometheus – Guitars
Typhon – Guitars, Orchestration
Charybdis – Bass
Thanatos – Drums
Produziert von Dan Swanö (Mix und Mastering)
Label: Transcending Obscurity Records
Facebook: https://www.facebook.com/typhonianband/
Instagram: https://www.instagram.com/typhonian.band
Bandcamp: https://typhoniandm.bandcamp.com
TYPHONIAN “The Gate Of The Veiled Beyond” Tracklist
1. Celestial Salvation
2. Cosmic Throne
3. Primal Deceptive Light (Video bei YouTube)
4. Crimson Rivers
5. The Gatekeeper
6. Towards the Chamber of the Omnipresent Mind (Video bei YouTube)
7. A Glimpse at the Starless Ocean
8. Cath’un – The Gate of the Veiled Beyond