THORK: Nula Jedan [Eigenproduktion]

Progressive Rock für Leute, die gerne angeln.

Alle Progressive Rock-Bands werden mit einem Sängerproblem geboren. Sie unterscheiden sich allerdings im Umgang mit diesem Manko. Bühnenkostüme, Kopfstimmen, Gastmusiker, singende Schlagzeuger, Intrumentalalben – die Liste der Möglichkeiten ist groß. Bei THORK kann man die ebenso verbreitete wie ungünstige Lösung beobachten: Der Bandchef übernimmt selbst den Gesang, obwohl seine Stimme farblos und eindimensional klingt. Immerhin ist die Musik von THORK auf die limitierten stimmlichen Fähigkeiten zugeschnitten, so dass das Endergebnis definitiv anhörbar ausfällt. Überhaupt ist die Musik über weite Strecken ein Statement gegen hektische Arrangements und griffige Melodien, so dass der Gesang als Klangfarbe im Gesamtbild interpretiert werden kann. Somit es auch nebensächlich, dass auf Französisch gesungen wird.

Nula Jedan ist sicherlich nichts für Leute, die in Warteschlangen ungeduldig werden und beim Betrachten von Sonnenaufgängen nach wenigen Sekunden krampfhaft nach der Fernbedienung suchen. Vielmehr bietet die CD Progressive Rock für Leute, die gerne angeln. Ungeachtet der ruhigen Grundstimmung strahlen die Stücke eine dezent südländische, fast schon sommerliche Freundlichkeit aus, ohne jedoch oberflächlich zu wirken. Wer nachts mit THE AMBER LIGHT feiert, kann tagsüber also prima mit THORK entspannen. Bei den (wenigen) härteren Passagen werden dagegen Erinnerungen an XERXES wach, zumal die Produktion ähnlich wie Falling Leaves bzw. Beyond My Imagination klingt. So weichen etwa bei 01 die unterschwelligen Spannungsbogen direkteren Melodien. Ansonsten prägt jedoch ein Gefühl der Weite die Musik.

Ihre stärksten Momente haben THORK bei Ici und Au Ciel. Der mit Effekten versehene, ziemlich hohe Gesang passt gut ins Bild, während die Instrumentalteile problemlos als verlorene Aufnahmen von MIKE OLDFIELD Anfang der 80er durchgehen. Die anderen Lieder sind weniger griffig und nehmen sich sehr viel Zeit. Wenn man sich nicht die nötige Zeit nimmt, wirkt die Musik anfangs wie orientierungsloses Gedümpel. Lässt man sich jedoch auf eine Reise mit THORK ein, stellt man irgendwann überrascht fest, dass die Klangteppiche schweben und der Horizont sich langsam, aber stetig verändert.

Insgesamt ist Multiinstrumentalist Sébastien Fillion (mit Unterstützung von Philippe Maullet am Schlagzeug sowie allerlei anderen Gastmusikern) also ein solides Album gelungen. Wem Paramount von SIEGES EVEN oder das Debüt von THE THIRD ENDING noch entschieden zu wirr und rastlos war, der sollte hier auf alle Fälle ein Ohr riskieren.

Band-Kontakt: THORK, 10 Avenue General De Gaulle, 74940 Annecy-Le-Vieux, Frankreich. Die CD ist erhältlich bei www.recordheaven.net.

Spielzeit: 66:22 Min.

Line-Up:
Sébastien Fillion: Gesang, Gitarre, Bass, Keyboard, Klavier

Produziert von Sébastien Fillion

Homepage: http://www.myspace.com/thorkmusic

Tracklist:
1. Es-Slave
2. Ici
3. La Lumière
4. J`aurais pu
5. Danse des airs
6. Au Ciel
7. Revoir
8. 01
9. Ces Reves-la

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