THEOCRACY: Mirror Of Souls

Melodic Speed wie er heutzutage eigentlich gar nicht mehr gespielt wird – sehr gut nämlich!

Im Bereich des (leider selten) guten alten, europäischen melodischen Speed Metals mit leichtem Bombasteinschlag, heutzutage auch gerne mal fälschlicherweise als Power Metal bezeichnet, tut sich eigentlich nichts mehr. Es gibt zwar monatlich jede Menge Veröffentlichungen abzugreifen, aber 99% der Bands liefern im Prinzip nur aufgewärmten Mist mit ultrakitschigen Melodien ab, klingen langweilig, uneigenständig und… genug der Worte!
THEOCRACY aus den Staaten bilden eine Ausnahme, haben den Stil zwar nicht generalüberholt, wirken aber unverbrauchter und sind vor allem wesentlich intelligenter in der Herangehensweise.
Das vor gut fünf Jahren von Mainman Matt Smith im Alleingang eingetütete Debüt klang zwar souverän, riss mich aber nicht unbedingt vom Hocker, der Nachfolger macht da eindeutig zwei große Schritte nach vorne. Um mich nicht falsch zu interpretieren: Auch auf Mirror Of Souls gibt´s die typischen Doublebass-Gewitter zu hören, genauso wie aufdringliche Bombastrefrains, Mitwipp-Passagen und Mitsingmelodien, es klingt aber cleverer wie beim Gros der Konkurrenz. Ein weiterer Pluspunkt sind die fetten Klampfen, die richtige Riffs spielen und nicht nur billiges Akkordgeschredder, außerdem sind die Songstrukturen fordernder und bieten immer wieder kleine Wendungen, die man so eben nicht erwartet hätte, deutlich beim zunächst losbretternden Laying The Demon To Rest zu hören. Der Song fällt nach einer guten Minute urplötzlich in sich zusammen, baut langsam Atmosphäre auf und gibt dann wieder kräftig Gas, mündet in einem epischen Chorus und geht dann in richtiggehendes Hasenfick-Gehacke über, welches fast schon Black Metal tauglich ist.
Das eigentlich klischeehafte On Eagles´ Wings (siehe eben Titel) wartet zwar vordergründig mit dem üblichen Tralala-Refrain auf, aber gewisse Akzente in eben diesem machen den kleinen aber feinen Unterschied zu den Retortenkapellen aus.
Dass THEOCRACY sich als Christenband verstehen, stört mich wenig, die Mannen aus Athens verzichten nämlich auf missionarischen Eifer und klingen lediglich auf der Ballade Bethlehem etwas zu einlullend, also betrachte ich das einfach nach der leben und leben lassen-Devise.
Wenn man dem Genre nicht grundsätzlich ablehnend gegenübersteht, bietet Mirror Of Souls keine Angriffsfläche und strotzt nur vor Detailreichtum und frischen Ideen. Matt Smiths klare und nie pathetische Stimme rundet die Kompositionen passend ab und der knackige Klampfensound fügt sich ebenfalls perfekt ein. Abschluss und kreativer Höhepunkt ist das knapp 23-minütige Titelstück, welches nochmals alle Elemente des THEOCRACY-Sounds aufgreift und absolut keine Längen aufweist. Die skandinavischen und italienischen Vertreter dieses Stils sollten vor ihren nächsten Alben vielleicht mal kurz nach Übersee düsen, um den frischen Wind zu fühlen, den man dem Genre wohl doch noch einhauchen kann, so geht man die Sache anno 2008 nämlich an!

Veröffentlichungstermin: 21.11.2008

Spielzeit: 67:57 Min.

Line-Up:
Matt Smith – vocals, guitar
Jonathan Hinds – guitar
Shawn Benson – drums

Produziert von Matt Smith
Label: Metal Heaven

Homepage: http://www.theocracymusic.com

MySpace: http://www.myspace.com/theocracyband

Tracklist:
01. A Tower Of Ashes
02. On Eagles´ Wings
03. Laying The Demon To Rest
04. Bethlehem
05. Absolution Day
06. The Writing In The Sand
07. Martyr
08. Mirror Of Souls

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