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THE OCEAN: Phanerozoic Live [2CD+DVD]

“Phanerozoic Live” zeigt eine Band, die sich selbst auf ihrem vorläufigen Zenit sieht: THE OCEAN agieren mit beängstigendem Selbstbewusstsein und präsentieren sich bei beiden Shows als vollkommene Einheit.

THE OCEAN machen keine halben Sachen. Allein das Albumkonzept hinter „Phanerozoic“ war so umfassend, dass es einen zweiten Teil gebraucht hat. Deshalb war es schon damals irgendwie klar, dass es nicht bei der einen Streaming-Show im März 2020 bleiben konnte, wo das Kollektiv „Phanerozoic I: Palaeozoic“ (2018) in voller Länge live darbot. Für das ROADBURN REDUX-Online-Festival folgte dann auch rund drei Wochen später der zweite Teil „Phanerozoic II: Mesozoic | Cenozoic“ (2020) am Stück. Eine Menge Material, die selbstverständlich nicht sang- und klanglos im Äther des Internets verschwinden sollte.

Und weil THE OCEAN eben das, was sie anpacken, auch richtig machen wollen, gibt es neben den beiden Live-Gigs in bandtypisch schicker Aufmachung auch noch den kompletten Mitschnitt beider Shows auf DVD bzw. HD-Download in 1080p-Qualität. Zwei Alben zum Preis von einem, könnte man da schnell sagen. Aber es ist nicht nur die Quantität, auf der hier unser Augenmerk liegen soll, sondern die Klasse und Professionalität, mit der die Band um Mastermind Robin Staps das Material letztendlich darbietet.

Eigentlich klingen THE OCEAN auf dieser Aufnahme fast schon zu gut

Über die musikalischen Qualitäten der Post-Metal-Band – einschließlich natürlich der beiden Alben des „Phanerozoic“-Zyklus – müssen wir an dieser Stelle keine weiteren Worte verlieren. Die Art und Weise, wie kraftvoll, emotional und dynamisch THE OCEAN ihren Songs im Live-Kontext zu neuer Größe verhelfen, ist allerdings geradezu beängstigend. Eigentlich klingt die Formation hier fast schon zu gut: Drummer Paul Seidel spielt wie seine Kollegen präzise und auf den Punkt, während Sänger Loïc seiner Studioperformance so nahekommt, dass man die Gesangsspuren wohl auch problemlos als „One-Take“ auf die beiden „Phanerozoic“-Platten übertragen könnte.

Gerade in spieltechnischer Hinsicht ist „Phanerozoic Live“ ein beachtliches Statement: THE OCEAN mögen offiziell als Kollektiv geführt sein, hier agieren sie allerdings durchweg als Einheit. Dass diese Energie keinen Widerhall finden kann bzw. darf – wie für Streaming-Shows während der Pandemie üblich wurden beide Mitschnitte ohne Publikum aufgezeichnet -, ist da natürlich doppelt schade. Immerhin entschädigt der visuelle Aspekt etwas, der bei beiden Auftritten etwas unterschiedliche Schwerpunkte setzt. Das intime und fast minimalistische Set des „Phanerozoic II“-Streams gefällt uns dabei überraschenderweise sogar ein wenig besser, da die zahlreichen Strobosokop-Effekte der „Phanerozoic I“-Bühnenproduktion schnell ermüdend wirken und oftmals technisch nicht ganz sauber eingefangen werden können.

THE OCEAN agieren mit beängstigendem Selbstbewusstsein

Letzten Endes ist das aber nur eine Kleinigkeit, die wir nicht zu hoch hängen möchten, gerade auch weil die musikalische Seite durch den transparenten und doch mächtigen Live-Sound keine Wünsche offenlässt. Unerwartet kommt das nicht, denn wir wissen ja, dass THE OCEAN grundsätzlich keine halben Sachen machen. Vielmehr ist diese Performance der Ausdruck einer Band, die sich selbst – und das nicht vollkommen zu Unrecht – auf ihrem vorläufigen Zenit sieht. Dass Frontmann Loïc „Permian: The Great Dying” und damit das Finale des ersten Sets so abgebrüht wie selbstbewusst mit einem lässigen Micdrop beendet, ist dafür doch der beste Beleg.

Veröffentlichungstermin: 26.11.2021

Spielzeit: 51:41 / 53:48

Line-Up

Loïc Rossetti – Vocals
Robin Staps – Gitarre
David Ramis Ahfeldt – Gitarre
Peter Voigtmann – Synths, Samples, Drums (Oligocene)
Mattias Hägerstrand – Bass
Paul Seidel – Drums, Vocals (Holocene)

Produziert von James Quantz (Live in Bremen), Chris Edrich (Mix) und Pierrick Noel (Mastering)

Label: Pelagic Records

Homepage: http://theoceancollective.com/
Facebook: https://www.facebook.com/theoceancollective/

THE OCEAN “Phanerozoic Live” Tracklist

Disc 1: Phanerozoic I: Live In Bremen

  1. The Cambrian Explosion
  2. Cambrian II: Eternal Recurrence
  3. Ordovicium: The Glaciation of Gondwana
  4. Silurian: Age of Sea Scorpions
  5. Devonian: Nascent (Video bei YouTube)
  6. The Carboniferous Rainforest Collapse
  7. Permian: The Great Dying

Disc 2: Phanerozoic Ii: Live At Roadburn Redux

  1. Triassic
  2. Jurassic | Cretaceous (Video bei YouTube)
  3. Palaeocene
  4. Eocene (Video bei YouTube)
  5. Oligocene
  6. Miocene | Pliocene
  7. Pleistocene
  8. Holocene
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