THE AMBER LIGHT: Play

Sie hätten Helden werden können…

Drei Jahre sind seit dem letzten Lebenszeichen von THE AMBER LIGHT, der wunderschönen EP Stranger & Strangers, vergangen. Viel hat sich seitdem für diese Band getan, für THE AMBER LIGHT vermutlich positiv, doch für den Hörer, der das Quartett schon vorher kannte, nicht unbedingt. Denn das, was es auf dem zweiten Album zu hören gibt gleicht einer Ernüchterung. Das passiert also, wenn sich eigentlich kreative wie aufstrebende Bands auf dem Weg nach oben einem Produzenten verschreiben, der die Identität der Band quasi ausradiert.

Das 50minütige Album plätschert vor sich hin, enthält sanfte Poprock-Songs, die weder wehtun noch begeistern. Etwas bizarr mutet wenigstens Fire Walk With Me an und hier und da kommt die urtypische Melancholie der Band wieder durch, wie im Titeltrack, in Waste oder Still Going Nowhere, das allerdings schon auf der letzten EP vertreten war und dort besser klang. Melancholisch ist Play zwar auch so größtenteils, das wirkt allerdings nicht intensiv, viel mehr sedierend, einfach zum nebenbeihören. THE AMBER LIGHT haben sich ihrem Produzenten Jean Michel Tourette – besser bekannt als Gitarrist von WIR SIND HELDEN – hingegeben und hier liegt das ganze Problem. Denn die jungen Wiesbadener klingen nun wie eine softe Version eben von WIR SIND HELDEN, wenn auch mit männlichem Gesang.

Klar, die Songs sind wie aus dem Lehrbuch, gut arrangiert und gekonnt geschrieben, aber etwas Besonderes gibt es hier nicht zu hören. Im Gegenteil, wenn die Band sich in Richtung saftigen Rocks bewegt, dann verliert sie ihre Authentizität, da Sänger Louis Gabbiani in dieser Richtung verloren wirkt. Den sanften, traurigen Gesang bringt er trotzdem nach wie vor sehr schön rüber. Auch in Sachen ausufernde Soundscapes haben die Musiker nicht mehr wirklich was zu bieten, einzig No Love Lost sprengt die Sechsminutengrenze, offenbart aber leider absolut nichts Großes.

Von der Magie der früheren Großtaten ist nicht mehr viel übrig geblieben, statt in eine epische Richtung zu gehen und so etwas wie die jungen RPWL des Indie-Rocks zu werden, haben sich THE AMBER LIGHT für die andere Richtung entschieden. In kommerzieller Hinsicht vielleicht die richtige, in künstlerischer Hinsicht aber definitiv die falsche Entscheidung. Das zu schreiben tut mir mindestens ebenso weh, wie der Band, sollte sie diesen Artikel lesen. Schade, alles ziemlich schade…

Veröffentlichungstermin: 25. April 2008

Spielzeit: 49:54 Min.

Line-Up:
Louis Gabbiani – Vocals, Guitar, Keyboard
Jan Sydow – Guitar
Rabin Dasgupta – Bass

Gastmusiker:
Robert Fischer – Drums
Peter Ederer – Drums

Produziert von Jean Michel Tourette und Jens Nickel
Label: Superball Music

Homepage: http://www.the-amber-light.com

Tracklist:
1. Moody
2. All Over Soon
3. Waste
4. Drake
5. Never Fade Out
6. The Deep Twist
7. Fire Walk with Me
8. Still Going Nowhere
9. Does It Ever Get Better
10. Play
11. No Love Lost
12. …And Then It Stopped Raining

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