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TEPHRA: Tempel

Die Thronfolger von ISIS.

Vielleicht ist es ein gutes Zeichen, dass der Einstieg zu dieser Rezension relativ schwerfällt. Dieser Gedanke beschleicht mich just in diesen Minuten, wenn es um den aktuellen Longplayer Tempel der Experimental-Rock/Sludge-Band TEPHRA geht. Denn diese Scheibe zog mich wie schon die Vorgänger A Modicum Of Truth und das selbstbetitelte Debüt von der ersten bis zur letzten Sekunde in ihren Bann und so sitze ich auch jetzt wieder (fast) sprachlos vor der Anlage während ich diese Zeilen in meinen Rechenknecht hämmere.

Doch beginnen wir von vorne. Drei Jahre sind vergangen seit der letzten Scheibe des mittlerweile auf einen Vierer geschrumpften Band, denn Keyboarder Florian hat im Laufe der Zeit die Band verlassen. Erst sollte er ersetzt werden, doch dann schlug die Band einen Weg ohne Keyboards ein – und so präsentiert sich TEPHRA zu Zeiten von Tempel erdiger, räudiger und trotz reduzierter Besetzung: experimenteller. Waren vorher der Gesang noch dominanter, gesellten sich bei Tempel mehr und mehr Instrumental-Rock-Elemente zum Gesamtbild und so klingen TEPHRA durchaus ein wenig so, wie ISIS vielleicht hätten klingen können, wenn sie weitergemacht hätten.

Der erste Track Ghost, der einen schon durch seinen psychedelischen Beginn in den Bann zieht, klingt dabei noch mehr nach den TEPHRA, wie man sie früher kannte – Heaviness durch pure Wucht und direkten brachialen Gesang. Doch schon bei Chains And Pounding Hooves sowie Agra zieht die Band erstmal andere Schuhe an. Mit diesen drücken TEPHRA nämlich ordentlich aufs Gaspedal und so grooven sie sich, gekrönt durch schöne Sololines von Sänger und Gitarrist Ercüment munter Richtung erdigen Experimentalrock, ohne aber die heftigen Ausbrüche vermissen zu lassen, die die Band unter anderem auch live auszeichnen. How The West Was Lost steigt auch stark ein, um sich dann in der Mitte in einen wundervollen, weitläufigen ruhigen Part zu verlieren und den Hörer auf eine einsame Reise in die Schönheit einer imaginären Wüste mitzunehmen. Dort wird der Hörer dann von City Immersed In Dust abgeholt, welcher sich langsam aufbaut, aufbäumt und den Hörer weiterträgt, hin zu dem sehr treibenden Seven Teeth, welcher ebenfalls ohne Gesang auskommt, und mit einer der stärksten Songs des Albums ist. Bei Deadman´s Path zeigt sich Ercüment ebenfalls wieder im etwas veränderten – weniger direkten und mehr in den Hintergrund gerückten, räumlichen – Gesangsstil, der schon bei Chains And Pounding Hooves auffällt. Der Schluss Tempel setzt dem Album dann wahrlich eine göttliche Krone auf, er drückt und lässt Raum zu atmen zugleich, besticht durch wundervolle Hooks und die Band zeigt sich hier nochmal von ihrer besten Seite und lässt auch hier nochmal ordentlich die Experimentierfreude spielen, bis hin zum phänomenalen Schlusspart.

Was bleibt also zum Abschluss zu sagen: TEPHRA sind – wenn du sie noch nicht kennst – der neue heiße Scheiß, nachdem ISIS abgetreten sind. Solltest du TEPHRA schon kennen, wirst du vielleicht erstaunt sein, welchen Weg sie in den letzten drei Jahren eingeschlagen haben, aber du wirst ihn vermutlich lieben. Und wenn du den neuen Weg nicht magst, solltest du am besten gleich mal die Geißel auspacken, um dir deine Ignoranz schleunigst auszutreiben.

Gastreview von comlag

Veröffentlichungstermin: 18.02.2011

Spielzeit: 47:34 Min.

Line-Up:
Aaron – Bass
Alex – Guitars
Ercüment – Guitars & Vocals
Vinod – Drums
Label: Golden Antenna Records

Homepage: http://www.tephra.da

MySpace-Seite: http://www.myspace.com/tephramusic

Tracklist:
1. Ghost
2. Chains And Pounding Hooves
3. Agra
4. How The West Was Lost
5. City Immersed In Dust
6. Seven Teeth
7. Deadman´s Path
8. Tempel

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