Spiritbox Tsunami Sea Cover

SPIRITBOX: Tsunami Sea

Mit „Tsunami Sea“ setzen SPIRITBOX auf Eigenständigkeit, aber auch auf zeitgenössische Trends. Die verschiedenen Extreme bedienen die Kanadier dabei selbstverständlich nach wie vor.

„Stagnation is fatal.“, weiß Sängerin Courtney LaPlante im eröffnenden „Fata Morgana“ und doch tasten sich SPIRITBOX auf „Tsunami Sea“ geradezu behutsam voran. Jenseits der Experimentierfreude des Frühwerks und der losgelösten „Rotoscope“-EP (2022) folgen die Kanadier dem Leitgedanken, den sie zuletzt auf „The Fear Of Fear“ (2023) formen konnten: Zwischen heftigen Eruptionen, eingängigen Alternative-Sounds und atmosphärischen Anflügen von Schwerelosigkeit nehmen die vier Musiker jede Schattierung mit.

Das resultiert in einem eigenständigen und doch massenkompatiblen Sound, der mit seinem hohen Wiedererkennungswert gerade deshalb so erfolgreich ist, weil er sich mit Ansage zwischen die Stühle setzt. Im Vergleich zum Debüt „Eternal Blue“ (2021) zeigt sich der Nachfolger noch detailverliebter und noch breiter aufgestellt; dass dabei ein zentraler Hit wie „Circle With Me“ oder „Jaded“ keinen Platz findet, kommt dem Album als Gesamtwerk sogar zugute, da die stilistisch abwechslungsreichen Stücke so erstaunlich natürlich zueinanderfinden.

SPIRITBOX bedienen auf „Tsunami Sea“ die verschiedenen Extreme

Homogen und doch vielfältig entfaltet sich „Tsunami Sea“ über eine knappe Dreiviertelstunde, während es sich dem Titel gemäß beständig aufbäumt, um dann wieder abzuebben. Einen Ausblick hierauf gewährt der Opener „Fata Morgana“, dessen walzende Ausbrüche samt GOJIRA-typischer Slides von getragenen Passagen abgelöst werden.

Diese Extreme bedienen SPIRITBOX im Verlaufe der Platte immer wieder gesondert, wenn etwa „Soft Spine“ mit Groove und tief gestimmten Gitarren ähnlich humorbefreit mit dem Kopf durch die Wand will wie das erbarmungslose „No Loss, No Love“. Der Djent-Einfluss in Gitarrist Mike Stringers Spiel kommt derweil auch im knackigen „Black Rainbow“ gut zur Geltung, das die Band durch unbehagliche Soundscapes im Hintergrund sowie LaPlantes vocoder-verzerrte Stimme aufmischt.

Gänzlich unerwartet sind diese Elemente zu keinem Zeitpunkt, kommen sie doch alle aus demselben Fundus, aus dem das Quartett seit geraumer Zeit schöpft. Dennoch bleibt „Tsunami Sea“ frisch, indem es die einzelnen Facetten immer wieder neu miteinander vermischt.

Mit „Tsunami Sea“ setzen SPIRITBOX auf Eigenständigkeit, aber auch auf zeitgenössische Trends

Unbeschwert und sanft entfaltet sich daher „Perfect Soul“, als würde es uns fürsorglich in den Arm nehmen wollen: Courtney LaPlantes weicher und zarter Gesang schwebt derweil auf einem fluffigen Bett aus Synthesizern – ein Stilmittel, dessen sich die Band für das unverkrampft-naive „Keep Sweet“ und den verträumten Titeltrack gleich erneut bedient. Einzig im Experimental-Pop-Song „Crystal Roses“ unterspült der massive Einsatz von Post-Produktion, insbesondere die Effekte auf LaPlantes Vocals, das sonst so trittsichere Fundament, auf dem sich SPIRITBOX bewegen.

Hier übertreibt es das Gespann mit zeitgenössischen Trends, die sich auch in der Braunstein-Produktion und dem Cervini-Mix negativ bemerkbar machen. Das sterile Soundgewand sorgt zwar dafür, dass selbst unterwegs in Bus und Bahn keines der vielen Details unterschlagen wird, erkauft sich das aber mit eingeschränkter Dynamik: Die Soundscapes, die eigentlich atmen wollen, sich ausbreiten wollen, entfalten ihr Potenzial dadurch nur eingeschränkt.

„Tsunami Sea“ ist vielschichtig und kurzweilig

Allzu viel kann das dem runden und stimmigen Gesamtbild glücklicherweise nicht anhaben. „Tsunami Sea“ ist vielschichtig, kurzweilig und interessant, auch wenn SPIRITBOX ihren Drang zu innovieren diesmal an die (lange) Leine legen. Bedachtes Vorgehen steht nunmehr im Vordergrund: eine Prise Kalkül, die angesichts der rasanten Entwicklung der Alternative-Metal-Band wohlüberlegt scheint. Zumal wir uns um den künftigen Fortschritt der kreativen Köpfe sicherlich keine Sorgen machen müssen, weiß Sängerin Courtney LaPlante doch höchstselbst, wie gefährlich Stillstand in ihrer Position sein kann.

Veröffentlichungstermin: 07.03.2025

Spielzeit: 43:32

Line-Up

Courtney LaPlante – Vocals
Josh Gilbert – Backing Vocals
Mike Stringer – Gitarre, Bass, Drums
Zev Rosenberg – Drums

Produziert von Mike Stringer, Dan Braunstein, Zakk Cervini (Mix) und Ted Jensen (Mastering)

Label: Pale Chord / Rise Records

Homepage: https://www.spiritbox.com/
Facebook: https://www.facebook.com/Spiritboxofficial/
Instagram: https://www.instagram.com/spiritboxmusic/
Bandcamp: https://spiritboxofficial.bandcamp.com

SPIRITBOX “Tsunami Sea” Tracklist

1. Fata Morgana
2. Black Rainbow
3. Perfect Soul (Video bei YouTube)
4. Keep Sweet
5. Soft Spine (Video bei YouTube)
6. Tsunami Sea
7. A Haven With Two Faces
8. No Loss, No Love (Video & Stream)
9. Crystal Roses
10. Ride The Wave
11. Deep End