SPIRIT CORPSE: Love Is a Grave

Stellenweise überzeugt die Band bereits, über weite Strecken jedoch zeigen sich diverse Schwächen, an denen die Jungs dringend feilen sollten, wenn der Schritt aus dem Underground gelingen soll.

Zugegeben, es ist alles andere als einfach, in der heutigen Zeit, in der manchmal schon alles musikalisch gesagt zu sein scheint, der eigenen, neugegründeten Band so etwas wie ein eigenes Gesicht zu verpassen. Insofern darf man SPIRIT CORPSE nicht böse sein, wenn sie sich gelegentlich bei Bands wie SENTENCED bedienen, immerhin gelingt es ihnen so, eine durchgängige musikalische Linie durchzuhalten. Die grobe Marschrichtung ist vorgegeben, rockiger Gothicmetal ist es, was die Jungs aus Osnabrück trotz allen Beharrens auf dem Begriff „Zombiemetal“ spielen.

Stellenweise – z.B. im Refrain von „Black Angel“ oder der netten Integration des „Psycho“-Themas in „Alice“ – überzeugt die Band bereits, über weite Strecken jedoch zeigen sich diverse Schwächen, an denen die Jungs dringend feilen sollten, wenn der Schritt aus dem Underground gelingen soll. Da wären zum Beispiel die stark an das legendär unfreiwillig komische deutsche Album von CREMATORY erinnernden Texte von „Funke der Lüge“ (inkl. seltsamem Westerngitarrensolo…) und „Herrscher der Lüfte“ (Attacke des Genitivs?). Bekritteln muss ich auch die übertriebene Länge der meisten Tracks auf „Love Is a Grave“. Oft genug überqueren die Kompositionen erst nach mehr als sieben Minuten die Ziellinie, was vom Songwriting her nicht ausreichend motiviert wirkt, vielmehr werden wenige Parts wieder und wieder aneinandergehängt. Den Charme von Alben wie „The Cold White Light“ und „Blessed Be“ machten unter anderem eben auch die kurzen, knappen und dadurch voll durchschlagenden Arrangements aus. Weiterer Kritikpunkt: der Gesang von Malvin „Beaster“ Schwarz. Er pendelt zwischen heiser klingendem Grunzgesang, Blackmetal-Shouts, klaren (und meist leider sehr dünnen) cleanen Vocals sowie einer Taneli Jarva-Imitation, die durchaus an die Gesangsversuche erinnert, die mir damals meine Pseudonym eingebracht haben… Und noch immer bin ich nicht fertig mit Mosern, denn zu oft noch entgleitet den Gitarren das stilsichere Riffing, bei „The Prophet“ meint man gar Punkrockriffs zu hören und bei „Alice“ erschrickt man über einen völlig zusammenhanglosen Prügelpart, während das Gros der übrigen Gitarrenarbeit im unteren Mittelfeld der Unspektakularität versinkt, wo es sich mit der zu biederen, klimperigen Keyboardarbeit auf ein Bierchen treffen kann. So sollte es für SPIRIT CORPSE also nun „ab in den Übungskeller!“ heißen, damit an den erwähnten handwerklichen Makeln gearbeitet werden kann. Zudem sei ihnen die Zusammenarbeit mit einem versierten Produzenten empfohlen, da „Love Is a Grave“ zwar durchaus Druck macht, im Gitarren- und Gesangsbereich jedoch viele Möglichkeiten ungenutzt lässt. SPIRIT CORPSE sollten ihr Debütalbum als eine erste Bestandsaufnahme werten, die es nun hartnäckig und selbstkritisch auszuwerten gilt, um in Zukunft mehr überzeugen zu können und vielleicht sogar einst den Begriff „Zombiemetal“ mit untotem Leben zu füllen.

Bandkontakt: Malvin Schwarz/Langen, Sutthauser Str. 125, 49080 Osnabrück, 0541-7508869

Veröffentlichungsdatum: 01.08.2002

Spielzeit: 58:25 Min.

Line-Up:
Malvin Schwarz – Gesang, Gitarre

Tim Ristau – Gitarre, Gesang

Adrian Pawelczyk – Keyboards

Ralph Haase – Bass

Marco Wolk – Schlagzeug

Produziert von Matthias Lohmöller
Label: STF Records/M-System

Homepage: http://www.spirit-corpse.de

Tracklist:
Intro

The Prophet

Black Angel

Funke der Lüge

Infrno

Alice

Love Is a Grave

Herrscher der Lüfte

Spirit Corpse

Outro

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