SHADOW GALLERY: Digital Ghosts

Und Ulle sprach: …und mit den ersten drei Alben hatten sie dann auch alles gesagt, was zu sagen war!

…und mit den ersten drei Alben hatten sie dann auch alles gesagt, was zu sagen war! (Ulle)

Bezeichnenderweise zogen sich Carl-Cadden James und Chris Ingles nach Tyranny weitgehend aus dem Songwriting (und letzterer schließlich auch komplett aus der Band) zurück. Beginnend mit Legacy nahm Multiinstrumentalist Gary Wehrkamp das kreative Zepter in die Hand mit dem Resultat, dass SHADOW GALLERY einen Tick heavier wurden, ansonsten aber ihrem QUEEN-artigen Stil treu blieben. Die Genialität der Frühwerke ging dabei leider flöten. Zuletzt gab es mit Room V ein von vorne bis hinten durchschnittliches Progressive Metal-Album. Trotz großartigem Gesang und superber Spieltechnik sprang der Funke nicht über. Nach dem plötzlichen Tod von Sänger Mike Baker im Oktober 2008, war die Zukunft der Band ungewisser denn je. Mit Brian Ashland konnte jedoch ein würdiger Nachfolger gefunden werden, der zudem auch noch eine weitere Gitarre in die Band mitbrachte. Die wie üblich von Carl Cadden-James komponierten Gesangslinien klingen erwartungsgemäß nach SHADOW GALLERY und auch Ashlands Timbre wirkt überraschend vertraut. Natürlich besitzt seine Stimme genügend Eigenständigkeit. Insgesamt bleibt aber festzuhalten, dass sich am Klangbild verblüffend wenig geändert hat.

Ich komme somit leider nicht umhin zu bemerken, dass die Band die Chance zur Veränderung nicht genutzt hat. Denn Digital Ghosts ist einmal mehr ein von vorne bis hinten durchschnittliches Progressive Metal-Album geworden. Der Opener With Honor beginnt vielversprechend, schwächelt dann aber beim Refrain und zieht sich entschieden zu lange hin. Auch im weiteren Verlauf wirkt das Songwriting zu fahrig und ausgelutscht, um mich zu begeistern. Paradoxerweise klammere ich mich an die gelungeren Passagen und erfreue mich alleine an der Tatsache, dass sie von SHADOW GALLERY sind. Das geht für zwei, drei Nummern gut. So lange reicht der Glanz der flinken Gitarrenläufe, der typischen Gesangsphrasierung (selbst wenn PRIMAL FEAR-Frontmann Ralf Scheepers in einer Nebenrolle auftritt) und der dramatischen Harmoniekaskaden (Haunted!). Ich habe mir auch umgehend die Digipak-Auflage mit vier Bonustracks zugelegt, weil in meinem Weltbild ein SHADOW GALLERY-Album einfach gekauft gehört. Wahrscheinlich geht es den ganzen QUEENSRYCHE-Fans, die immer noch die neuen Platten kaufen, genauso wie mir.

Mit etwas Abstand muss ich feststellen, dass ich es höchstens zweimal geschafft habe, Digital Ghosts am Stück durchzuhören. Am meisten bekümmert mich, dass Gary Wehrkamp immer supernett und aufgeschlossen rüberkommt. Guter Wille allein reicht aber offensichtlich nicht, um an Glanztaten wie Crystalline Dream oder Say Goodbye To The Morning anzuknüpfen. Am Ende bleiben gemischte Gefühle, weil ich über so eine talentierte Band wie SHADOW GALLERY eigentlich nur Gutes schreiben möchte.

Wer sich die Auflage mit Bonusmaterial zulegt, bekommt noch den balladesken Room V-Japanbonus Two Shadows, eine Demoversion von Gold Dust mit Gesang von Carl-Cadden James, Chorteile von Digital Ghost sowie das schnulzige World Of Fantasy, das Mike Baker kurz vor seinem Tod eingesungen hat. Auch hier klingt alles eindeutig nach SHADOW GALLERY, ohne jedoch nachhaltig Eindruck zu hinterlassen.

Veröffentlichungstermin: 23.10.2009

Spielzeit: 55:29 Min.

Line-Up:
Brian Ashland: Gesang, Gitarre
Gary Wehrkamp: Gitarre, Keyboard, Schlagzeug
Brendt Allman: Gitarre
Carl Cadden-James: Bass

Produziert von Gary Wehrkamp
Label: Inisde Out

Homepage: http://www.shadowgallery.com

MySpace: http://www.myspace.com/officialshadowgallery

Tracklist:
1. With Honor
2. Venom
3. Pain
4. Gold Dust
5. Strong
6. Digital Ghost
7. Haunted

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