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ROTTEN SOUND: Mass Extinction [EP]

Effektive Misanthropie: ROTTEN SOUNDs neue EP „Mass Extinction“ löscht die Menschheit in zehn Minuten aus und zeigt die Band von ihrer Schokoladenseite.

ROTTEN SOUND doin‘ ROTTEN SOUND things. Zwischen zwei Alben der finnischen Grindcore-Band gehört eine EP. So will es das Gesetz, so befolgen ROTTEN SOUND ihre eigene Direktive auf stoische Art und Weise. Aber es ist ja nicht so, dass EPs wie „Mass Extinction“ qualitativ besonders ausfallen. Im Gegenteil: Das relativ energielose Album „Abuse To Suffer“ steht im Schatten der EP „Abuse To Suffer“. Nun war das vor zweieinhalb Jahren erschienene „Apocalypse“ alles andere als fad, sodass „Mass Extinction“ zumindest keine Intensitätslücke aufzufüllen hat. Rasant war „Apocalypse“, rasant ist auch diese EP, die mit acht Songs in knapp zehn Minuten erwartungsgemäß kompakt ist.

ROTTEN SOUND schließen mit „Mass Extinction“ den seit „Apocalypse“ bestehenden Zyklus furios ab.

Die Überraschung ist, dass sich ROTTEN SOUND die eine oder andere Überraschung ausgedacht haben. Zumindest für ihre Verhältnisse. Obwohl sie sich optisch sehr an „Apocalypse“ orientieren, ist musikalisch weniger Chaos angesagt, dafür mehr Groove und Eingängigkeit enthalten. Der Crust-Anteil wird etwas hochgefahren, die Riffs sind prägnanter, die Energie des letzten Albums bleibt größtenteils bestehen, ist nur etwas gezügelter und nicht ganz so entfesselt. In nicht ganz zehn Minuten Spielzeit ist das auch sehr wichtig, andernfalls würde „Mass Extinction“ einfach nur an den Rezipienten vorbeirauschen.

Auch dass in „Brave New World“, bevor der Song explodiert, Sprachsamples zum Einsatz als Spannungsaufbau dienen, kommt bei ROTTEN SOUND nicht allzu häufig vor und frischt die EP auf. Der Titelsong als langsames, instrumentales Outro, das ebenso mit Samples ausgestattet ist, lässt diesen Zyklus der finnischen Band bitter enden. Zuvor gibt es mit „Recycle“, „Gone“ und „Idealist“ ein paar kleine Hits zu hören und „Polarized“ einen Song, der mit seinem Aufbau sogar auf NASUMs „Inhale/Exhale“ stehen könnte. Der gewohnt abartige HM2-Gitarren- und Basssound, der räudige Mix und die Performance der Musiker geben dem Songmaterial den passenden Rahmen, und Keijo Niinimaa führt mit seinen angepissten Vocals die Band souverän an.

Pechschwarze Lyrics, endlose Wut: ROTTEN SOUND zeigen auf „Mass Extinction“, dass auch nach über 30 Jahren noch Feuer in ihnen lodert.

ROTTEN SOUND werden auf „Mass Extinction“ sehr deutlich: Dass sie schwarz sehen für diesen Planeten und seine intelligentesten Bewohner, die sich selbst wie die hirnlosen Barbaren den Kopf abreißen. Nun, so wirkliche Neuigkeiten sind das im Grindcore nicht, bedenkt man, dass dieses Genre sich seit jeher mit Thematiken wie dieser auseinandersetzen. Die Vehemenz, die ROTTEN SOUND an den Tag legen, die Bitterkeit und Frustration, ist aber in dieser Deutlichkeit nicht so häufig. Somit ist „Mass Extinction“ als Conclusio zu „Apocalypse“ musikalisch vielleicht einen Hauch gebremster, dafür eingängiger, in sich aber stimmig und zeigt das Quartett von seiner Schokoladenseite. Passt also alles. Außer die Sache mit der Menschheit natürlich.

VÖ: 12. Dezember 2025

Spielzeit: 9:42

Line-Up:
Keijo Niinimaa – Vocals
Mika Aalto – Guitars
Sami Latva – Drums
Matti Raappana – Bass, Backing Vocals

Label: Season Of Mist

ROTTEN SOUND „Mass Extinction“ Tracklist:

1. Recycle
2. Ride Of The Future
3. Gone
4. Polarized
5. Brave New World
6. Empty Shells
7. Idealist
8. Mass Extinction

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