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PROTEAN SHIELD: Protean Shield

Es gibt in den letzten Jahren kaum eine schönere musikalische Renaissance als die des traditionellen Epic Metals – nirgends sonst begegnen sich der Charme des Unperfekten und Absonderlichen, große echte Gefühle und ein gewisses Maß an Selbstironie in so angenehmer Weise wie in den Fellhosen oder -Büstenhaltern aktueller Epic-Metal-Bands. So auch in Griechenland?

Mit PROTEINE SHAKE, Verzeihung, PROTEAN SHIELD nämlich erscheint nun von Hellas aus eine weitere Band auf dem Schlachtfeld, und da sie angibt, Fans von ETERNAL CHAMPION und SLOUGH FEG gleichermaßen begeistern zu können, komme ich nicht umhin, mich näher mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum zu beschäftigen.

Und ich habe es nicht bereut: Zu hören ist tatsächlich eine durchweg heroische und hochmelodische Musik in rhythmisch anspruchsvollem Midtempo. Das vorliegende Werk wirkt recht reif für ein Debüt, was umso mehr verwundert, wenn man feststellt, dass vier der fünf Herren bisher noch auf keinem anderen Album irgendeiner anderen Band zu hören gewesen sind. Insbesondere Sänger Harris klingt, als würde ihm jeden Moment der Brustpanzer platzen vor Selbstvertrauen, und er trifft dankenswerterweise dabei auch noch die meisten Töne! Dankenswerterweise deshalb, weil die Lieder, die er trällert, vor erbaulichen Melodien nur so strotzen, und das lieb ich ja.

Fantastische Melodien – weniger fantastische Produktion

Ja, die Instrumentalfraktion beherrscht ihr Handwerk und schüttelt haufenweise geile Riffs und Leads aus dem Ärmel, und da es rhythmisch gleichzeitig eine Menge Überraschendes zu hören gibt, nutzen sich diese auch nicht so schnell ab. Das ist große Epic-Metal-Kunst und wäre die Grundlage für ein echtes Top-Album, wenn da nur das Problem mit der Produktion nicht wär. Denn in dieser dominiert Sänger Harris das Geschehen so penetrant, dass ich die ersten drei Durchläufe wirklich Probleme hatte, das Album richtig geil zu finden.

Versteht mich nicht falsch, ich bin normalerweise ein großer Fan von gut verständlichem Gesang im Vordergrund vom Mix. Aber hier fühlt es sich erstmal so an, als würde der Sänger plötzlich die Studiotür eintreten, die Band leiser drehen und dann einfach über sie drüber brüllen. Eine gute Epic-Metal-Produktion lässt den Gesang über den Instrumenten schweben, im Idealfall noch mit schönem Hall versehen, der dem Ganzen etwas Überirdisches verleiht. Davon ist hier weit und breit nichts zu spüren. Harris lässt seinen Gesang so trocken wie möglich durch die Lautsprecher dringen, und das ist einfach schade.

PROTEAN SHIELD wissen, wie man Ohrwürmer schreibt

Nur, Ohrwürmer fabrizieren sie dann doch: Titel- und Bandhymne „Protean Shield“ (“I will not break neither yield!!”) und vor allem das unglaubliche „Stormbringer“ lassen mir vor hymnischer Wonne die Nackenhaare hochstehen, und in den anderen Songs finden sich immer wieder diese süßen Melodien voller Leidenschaft, nach denen wir nunmal lechzen wie nichts Gutes. Es hat fünf Durchläufe gebraucht, bis ich mich an den Sound gewöhnt hatte und nicht mehr überlegt, wie gut das mit einem besser eingebetteten Sänger geklungen hätte, aber dann hat es wirklich geknallt und ich hab PROTEAN SHIELD so schnell nicht mehr aus der Playlist bekommen. Und deshalb, liebe True-, Trad-, Epic, Kauz- und Hassenichgesehn-Metal-Gemeinde, solltet ihr das auch mal probieren!

Spielzeit: 35:28 Min.

Veröffentlichung am 23.6.2023 auf No Remorse

PROTEAN SHIELD “Protean Shield” Tracklist

1. Protean Shield (Lyrics-Video bei YouTube)
2. 47 Ronin
3. Stormbringer
4. Lament
5. Mariner’s Dream
6. The Pendulum
7. Sin And Dream
8. Steel Of Ages
9. Dancers At The End Of Time

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