POTOP: Channels

Sludge der Marke "unerträglich". Geil.

Gerade dämmert es, an diesem eigentlich wunderschönen Wintertag. Mit einer Grippe gesegnet verweile ich schon den ganzen Tag im Wohnzimmer, langsam kriecht die Kälte rein, ich glaube, ich mache demnächst den Ofen an. Das eigentlich relativ normale Szenario erinnert mich allerdings eher an einen sehr seltsamen, surrealen Film, die Sonne geht nach einem nuklearen Horrorszenario auf und ich glaube, verdammt noch mal, es steht wer im dunklen Flur. Auf solche Gedanken komme ich nicht, weil ich momentan positive, melancholische Musik höre, auf so was komme ich, weil sich POTOP mal wieder auskotzen.

Angeblich spielen die sechs Musiker extremen Hardcore, und ich versuche mir permanent diese Band vorzustellen, wenn sie fünf Mal so schnell spielt. Das geht aber nicht. Was ich höre, ist eine bizarre, boshafte Klangwand, gelebter Nihilismus, so schwarz wie die Nacht, so kalt wie die Arktis. Hier gibt es Riffs in Zeitlupe zu hören, ein unentwegtes Fiepen im Hintergrund, peitschendes, schleppendes Drumming und dermaßen extremen, abgefuckten Gesang, dass man meinen möchte, der Sänger wäre just in diesem Moment mit einem rostigen Küchenmesser abgestochen worden. Das klingt schwer nach BURNING WITCH und erinnert sogar ein wenig an BETHLEHEM zu der Zeit, als noch Marco Kehren ins Mikro kotzte, nur dass POTOP in Sachen Geschmacklosigkeit deutlich darüber liegen.

Im Endeffekt gibt es hier vier lange Stücke zu hören, die sich wie Kaugummi dehnen und scheinbar alles Böse heraufbeschwören, was zwischen dem Erdmittelpunkt und dem Firmament zu finden ist. Es gibt somit keine wirklichen Songs zu hören, da sich alles schier endlos zieht, eine Tour de Force der Niederträchtigkeit und des Leids, nur hier und da lassen kleine Details aufhorchen. Besonderen Einfluss daran hat auch das Artwork, das komplett in kyrillischer Schreibweise gehalten wurde, das wirkt zusätzlich befremdlich und bedrückend.

POTOP aus Skopje sind im Sludge-Zirkus sicherlich keine der innovativsten und hochwertigsten Bands, aber Channels, eine Zusammenstellung aus Split- und Samplerbeiträgen, ist dennoch ein Monolith der extremsten Sorte, die es aus Osteuropa jemals zu hören gab. Unterm Strich ist diese Veröffentlichung wahnwitzig, völlig over the top und eigentlich unerträglich. Aber auch irgendwie verdammt geil, vor allem wegen dem irren Gesang. Nach diesem einmaligen Auftritt würde ich Mazedonien sofort in die EU lassen. Von Selbsthass durchzogene Sludge-Gemeinde, ihr wisst, was ihr zu tun habt.

Veröffentlichungstermin: 12. Dezember 2008

Spielzeit: 31:23 Min.

Line-Up:
Tome
Marko
Goran
Ivan
Saso
Daniel

Label: Iron Pig Records

Homepage: http://www.myspace.com/kedaegaolo

Tracklist:
I
II
III
IV
V

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