Da kommen zwei Typen aus Berlin, tun so, als würden sie Russisch singen, machen dazu grenzdebile Musik und wir sollen das jetzt gut finden? Ja genau, sollen wir! Und müssen wir sogar! Zumindestens wenn wir ein offenes Ohr für Skurilitäten haben. Um diese Platte zu erklären, fällt mir eigentlich nur ein Vergleich ein: Man stelle sich vor, das Lied Los, Paul! von den genialen TRIO würde eine ganze Albumlänge dauern, dazu wird kaukasischer Kauderwelsch gesungen, manchmal sind Worte wie Rennbahn oder Butterfahrt zu hören, und man hat OSTKREUTZ!
Und da es sich bei genannten Lied um eines der genialsten der deutschspachigen Musikgeschichte handelt, kann Motor also gar nicht schlecht sein. Es ist manchmal so erfrischend, wenn sich Musiker jeglicher Virtuosität entledigen und einfach nur mal draufhauen. Und mit diesem bescheuerten Phantasie-Russisch klingt das Ganze dann auch noch so verdammt cool! Der Ostblock-Flair zieht sich natürlich konsequent auch durch Auftreten und Artwork. Als hätten Anarchie 99 aus dem Film Triple X nebenbei noch eine Band gegründet. Mir gefällts. Ich finde das witzig und cool. Tut mir leid.
Und musikalisch? Die Drums machen Bumm-Zack, die Gitarren schrammeln mit Billig-Verstärker-Sound gnadenlos die simpelsten Riffs, darüber liegt das merkwürdige Megaphon-Gezeter von Sänger MAXIMUS und fertig ist der Spaß! Das mag jetzt billig klingen, aber letzlich treffen die Instrumente immer das Mark des Songs. Die Grundaussage. Den Kern. Das Riff. Der Rest ist Beiwerk und muss daher auch nicht gesagt werden. So simpel kann es sein. Dekonstruktivismus in Musik. Der Narr hat immer recht. Und es rockt, verdammt nochmal!
Als Einstieg empfehle ich die Pseudo-Coverversion von Let there be Rock, hier einfach mit Rock betitelt – Genial! (Der Text geht dann ungefähr: Waschtjetna Drums? – Waschtnejta Drums!). Danach am besten das nicht minder geniale Vibrator und als Höhepunkt natürlich Tanzen Wurst und Bier. Kommunisten-Disko. KBG-Party. Goldene Wasserhähne für die arbeitenden Massen.
An diese geniale Banalität kommt in Deutschland eigentlich nur noch das leider viel zu unbekannte ARSCHFALTENQUINTETT aus Wiesbaden heran. Also, lasst die Weltrevolution erneut beginnen! Oder um es mit den Worten der Künstler zu sagen: OSTKREUTZ rocks you under the carpet!
Veröffentlichungstermin: 01.09.2006
Spielzeit: 28.58 Min.
Line-Up:
Maximum – Gesang, Gitarre
Medium – ?
Produziert von Hahn
Label: Warner
Homepage: http://www.ostkreutz.de/
Tracklist:
1. Gangbang
2. Highspeed Bua
3. Rock
4. Elektrobaby
5. Motor
6. Vibrator
7. Tanzen Wurst und Bier
8. Torwand
9. Bum
10.Messer im Eis
11.Deutsche Asphalt