Darf’s noch etwas lauter sein? ORBIT CULTURE denken nach dem Erfolg ihres Albums „Descent“ (2023) gar nicht einmal daran, etwas an ihrer Herangehensweise zu ändern. Der Sound aus den Reglern Buster Odeholms bleibt mächtig, die Gitarren tief heruntergestimmt und das massive Klangbild so komprimiert, dass die Details bisweilen durchaus im Audio-Sumpf flöten gehen. Das alles sind jedoch bewusst in Kauf genommene Opfer, um der größten Stärke der Schweden in die Hände zu spielen.
„Death Above Life“ setzt schließlich abermals auf einen nahezu unwiderstehlichen Groove, der sich im stampfenden Midtempo beheimatet sieht und von dort aus regelmäßige Abstecher in andere Gefilde wagt. Einst prominenter eingewobene Thrash-Einflüsse spielen zwar nunmehr die zweite Geige, den melodischen Modern Death Metal lockern dafür erneut eingängige Refrains auf, die Frontmann Niklas Karlsson in „Inferna“ oder „Inside The Waves“ mit kratzig-rauer Stimme intoniert.
ORBIT CULTURE bleiben sich auf „Death Above Life“ treu
Demgegenüber steht das donnernde Growling, das für einen Track wie „Hydra“ ähnlich essentiell ist wie das Downtuned-Chugging: nicht sonderlich kreativ, nicht übermäßig anspruchsvoll, aber verdammt zuverlässig darin, unsere ursprünglichen Höhlenmenschen-Triebe zu kitzeln. Nacken brechen können ORBIT CULTURE also nach wie vor zuverlässig, suchen mittlerweile jedoch zum Ausgleich nach anderen Ventilen. „Nerve“ präsentiert sich beispielsweise erstaunlich unverkrampft, setzt auf geradlinigen Drang nach vorne und verhältnismäßig melodische Vocals.
Der ruhige Abschluss „The Path I Walk” gestaltet sich gar introspektiv und offenbart eine Verletzlichkeit, die bislang im Falle des Quartetts nur angedeutet wurde. Aufhorchen lässt überdies das treibende „The Storm“, wo sich die Leadgitarre dezent an AS I LAY DYING zu „An Ocean Between Us“-Zeiten (2007) anlehnt, eine Prise AMON AMARTH hinzuaddiert und auf diese Weise für einen Augenblick der Leichtigkeit sorgt; in Verbindung mit den einsetzenden Chören etwas kitschig und nicht ganz auf dem Niveau des übrigen Materials, aber immer noch zweckmäßig.
Variation und Qualität prägen „Death Above Life“, auch wenn die frischen Ideen fehlen
Kompromissloses Geholze steht mit den Stakkato-Salven von „Bloodhound“ selbstredend ebenfalls auf der Speisekarte, so dass ORBIT CULTURE trotz der übermäßig aufgeblasenen Produktion jeglichen Anflug von Eintönigkeit erfolgreich umgehen. Was „Death Above“ hingegen nicht bietet, ist ein weiteres Ausloten der eigenen Grenzen, wie es etwa die EP „The Forgotten“ (2023) mit ihren ausladend angelegten Kompositionen versucht hat.
Eingängig, massiv und natürlich hitverdächtig stellt sich „Death Above Life“ der zuletzt enorm gewachsenen Fangemeinde vor und zementiert damit natürlich völlig zu Recht den Status der Skandinavier, die sich in den letzten drei Jahren zu einem der wichtigsten Vertreter des modernen Extrem-Metals entwickelt haben. Dass die wirklich originellen Ideen zur gleichen Zeit in der Schublade bleiben müssen, lässt sich derweil ganz gut kaschieren: Im Zweifelsfall drehen wir nämlich einfach noch eine halbe Umdrehung lauter und lassen uns vom Titeltrack gepflegt zurück in die Steinzeit prügeln. Selbst Buster Odeholms auditiver Größenwahn hat somit letztlich etwas Gutes.
Veröffentlichungstermin: 03.10.2025
Spielzeit: 53:10
Line-Up
Niklas Karlsson – Vocals, Gitarre
Richard Hansson – Gitarre
Fredrik Lennartsson – Bass
Schlagzeuger – Christopher Wallerstedt
Produziert von Buster Odeholm
Label: Century Media
Homepage: https://www.orbitculture.com/
Facebook: https://www.facebook.com/OrbitCulture
Instagram: https://www.instagram.com/orbitculture
Bandcamp: https://orbitculture.bandcamp.com/
ORBIT CULTURE “Death Above Live” Tracklist
1. Inferna
2. Bloodhound (Video bei YouTube)
3. Inside The Waves
4. The Tales Of War (Video bei YouTube)
5. Hydra (Video bei YouTube)
6. Nerve (Visualizer bei YouTube)
7. Death Above Life (Video bei YouTube)
8. The Storm
9. Neural Collapse
10. The Path I Walk