MESMERIZE: Stainless

MESMERIZE bemühen sich ihren Melodic Metal-Horizont klanglich zu erweitern. Das Streben nach Abwechslung ist prinzipiell begrüßenswert. Aber es fehlen die zwingenden Zusammenhänge. So pendelt sich die Klasse des gebotenen Materials spätestens beim vierten Song im soliden Mittelmaß ein.

Mit dem Opener The Burn legen die italienischen Melodic Metaller von MESMERIZE einen ausgezeichneten Start hin. Der Song kommt zügig auf den Punkt und geizt nicht mit melodischen Gitarren und aufstrebenden Gesangslinien. Mit Bitter Crop folgt allerdings eine bittere Pille. Eintöniges Riffing und wirre Klangeskapaden im Mittelteil sorgen für Stirnrunzeln beim Rezensenten. Einzig der hohe, klare Gesang von Folco Orlandini erinnert noch an den leuchtenden Einstieg. Zwischen diesen beiden Extremen bewegt sich anschließend der Speed Metal-Ausflug Princess Of The Wolves. Im Mittelteil gibt es folkloristische Einsprengsel mit Geigenbeteiligung, während der eigentliche Song sehr traditionell ausgerichtet ist. Gesangliche Parallelen zu Michael Kiske (ex-HELLOWEEN) sind nicht von der Hand zu weisen. Auch dürfte jeder zuhörende SYSTEM OF A DOWN-Fan inzwischen einen Termin beim Optiker arrangiert haben. Spätestens beim vierten Song Triumph Of The Darksword pendelt sich die Klasse des gebotenen Materials im soliden Mittelmaß ein. Der Nummer fehlt es an Stilsicherheit, Originalität und mitreißenden Momenten. Stattdessen gibt es einen weiteren ausladenden Mittelteil, bei dem die Band ihren Vorbildern von IRON MAIDEN huldigt. Leider geht die Band ohne erkennbaren Grund von der Wasted Years-Einlage direkt in einen Speed Metal-Teil über, nur um dann wieder in der ursprünglichen Midtempo-Monotonie zu verfallen. Das Streben nach Abwechslung ist prinzipiell begrüßenswert. Aber es fehlen die zwingenden Zusammenhänge. Der Uptempo-Track Windchaser besitzt dank erneutem Geigeneinsatz eine SKYCLAD-Schlagseite. Trotz seiner starken Stimme kann Folco Orlandini aber nicht das ganze Potenzial des Stücks ausschöpfen. Umgekehrt ist er es, der das verhältnismäßig modern rockende Field Of Heroes vor dem Absturz in die Belanglosigkeit bewahrt. Der kommt erst mit Hot Lead, Cold Steel, einer Speed Metal-Nummer, wie man sie als Metal-Schreiberling unzählige Male gehört und verflucht hat. Zuerst macht eine schmeichelnde Melodie Hoffnung auf einen versteckten Lichtblick, ehe minutenlang eindimensional herumgeschreddert wird und man unweigerlich an Ambrose Bierce denken muss, der die Gegenwart als jenen Teil der Ewigkeit bezeichnete, der das Gebiet der Enttäuschung vom Reich der Hoffnung trennt. Lure Of The Temptress besitzt wie schon einige der vorhergehenden Stücke eine geteilte Persönlichkeit. Nach einer gesichtslosen, schleppenden ersten Hälfte treten MESMERIZE plötzlich aufs Gaspedal, so dass es einem sehr schwer fällt dem dahinter liegenden kompositorischen Gedanken zu folgen. Bei Bloody Mary schimmert noch einmal etwas der Glanz der Openers durch, bevor der überlange Abschlusstrack Impossible Infinity die Band von einer recht epischen Seite zeigt. Ausnahmsweise wirkt hier der verflochtene Songaufbau schlüssig, zumal die verschlungenen Melodien schön aufeinander abgestimmt wurden. Aber auch hier vermisse ich den nötigen Fokus, da mit zunehmender Spieldauer Abnutzungserscheinungen auftreten.

Unterm Strich bleibt also wenig mehr als eine starke Stimme, die auf Eddy Antoninis (SKYLARK) Solowerk When Water Became Ice und TIME MACHINEs Act II: Galileo mit wesentlich besserem (und schnellerem bzw. progressiverem) Songmaterial zu hören ist.

Veröffentlichungstermin: 13.06.2005

Spielzeit: 59:51 Min.

Line-Up:
Folco Orlandini: Gesang

Piero Paravidino: Gitarre

Luca Belbruno: Gitarre

Andrea Tito: Bass

Andrea Garavaglia: Schlagzeug

Produziert von Giovanni Spinotti
Label: Dragonheart

Homepage: http://www.mesmerize.it

Tracklist:
1. The Burn

2. Bitter Crop

3. Princess Of The Wolves

4. Triumph Of The Darksword

5. Windchaser

6. Field Of Heroes

7. Hot Lead, Cold Steel

8. Lure Of The Temptress

9. Bloody Mary

10. Impossible Infinity

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