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MEMBARIS: Grenzgänger

Überambitionierter Black Metal made in Germany.

Irgendetwas stimmt hier nicht. Denn statt ein tiefes, beschwörendes und spirituelles Black Metal-Album abzuliefern, stürmen MEMBARIS etwas zu ungestüm die Festung. Statt gleich alles aufzumischen, bleiben sie erstmal im Torbogen hängen und müssen sich sammeln, bevor sie zur vollen Form auflaufen und den Rahmen sprengen. Diese Form findet die hessische Black Metal-Band aber auch nur selten. Das Chaos, das manche Alben dieses Genres so dringend brauchen, um unter die Haut zu gehen, wirkt bei MEMBARIS eher störend. Ob das an der Produktion mit dem viel zu höhenlastigen Gitarrensound liegt, oder daran, dass die Black Metal-Band zu überambitioniert für ihre Fähigkeiten agiert, ist nicht zweifelsfrei zu erkennen.

MEMBARIS rasen dahin, verlieren immer wieder ihr Ziel aus den Augen, A Mind Full Of Captured Stars macht das gleich am Anfang ganz deutlich. Grenzgänger ist zu roh um wirklich anspruchsvoll zu sein und zu komplex um ordentlich dreckig zu sein. Dennoch retten sich MEMBARIS immer wieder mit epischen, erhabenen Teilen, so dass trotz der ganzen Hektik immer wieder ein bisschen Faszination übrig bleibt. Im Vergleich zu ihren Landsleuten GRABNEBELFÜRSTEN, die all das irgendwie stilvoller hinbekommen, scheitern MEMBARIS vor allem an sich selbst. Crossing The Borderline Of Event Horizon ist ein gutes Beispiel. Man bemüht sich Spannung aufzubauen, was in einem schönen Sample aus Sunshine gipfelt, verbergen kann es allerdings nicht, dass dieser Song in einer Sackgasse steckt und auch trotz dem Sample nur mäßig elegant dort heraus findet.

Gegen Ende des Albums gelingt MEMBARIS das Songwriting wieder besser. Einsamkeit und Remains Of Solitude lassen eher die melancholische, leidenschaftliche Seite der Band sprechen und schafft es, zusammen mit dem sehr atmosphärischem, gelungenen Outro , dass der Gesamteindruck des Albums doch noch ganz akzeptabel wird. MEMBARIS wollen dennoch zu viel, als sie imstande sind zu kreieren. Richtig gut gelungen ist hingegen das Artwork, bei dem jedes Lied ein schön gezeichnetes Bild erhält, jenseits vom Dilettantismus diverser Black Metal-Eigenproduktionen der frühen Neunziger. Schön wäre es, wenn MEMBARIS mit ihrer Musik hier d´accord gingen, etwas weniger Chaos und dafür etwas mehr Geradlinigkeit bieten würden. Instrumental gibt es nichts zu bemängeln, die Gitarren und das Schlagzeug sind auch am Anschlag der Geschwindigkeit sauber gespielt, nur das heisere Gekrächze geht größtenteils im Soundchaos ziemlich unter.

Grenzgänger ist also kein Pflichtprogramm für Freunde von anspruchsvollem und gleichermaßen wildem Black Metal, reinhören ist aber gestattet. Trotz dem abschließenden, größtenteils positiven Gesamteindruck bleiben genügend songschreiberische Schwächen übrig, die mit etwas weniger Verbissenheit leicht ausgemerzt werden könnten. Vielleicht haben MEMBARIS beim nächsten Mal das parat, was man von ihnen erwarten darf.

Veröffentlichungstermin: 23. April 2010

Spielzeit: 54:38 Min.

Line-Up:

Kraal – Bass, Vocals
Boreas – Guitar
Obscurus – Drums

Label: ARTicaz

Homepage: http://www.membaris.de
MySpace: http://www.myspace.com/seelenmacht

Tracklist:

1. A Mind Full Of Captured Stars
2. Seelenmacht
3. Crossing The Borderline Of Event Horizon
4. Grenzgänger
5. Realisation Of The Demon
6. Einsamkeit
7. Remains Of Solitude
8. ∞

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