Die Reihen der deutschen Schwarzmetall-Größen lichten sich. Erst verabschieden sich NAGELFAR Richtung Walhalla, dann verstummen NOCTE OBDUCTA. Ende 2006 beschließen zudem LUNAR AURORA, sich selbst auf Eis zu legen. Wann und ob sie aus diesem Winterschlaf erwachen, bleibt ungewiss. Als letzten Zeugen ihrer Schaffenskraft hinterlassen die deutschen Black Metaller ihr achtes Werk Andacht. Und bereits der Opener Glück, der viel zu düster für seinen Titel scheint, macht klar: Der Abgang von LUNAR AURORA ist weder andächtig, noch besteht er aus abebbend kreativen Songs.
Gewohnt dunkel, gewohnt vielschichtig geben sich LUNAR AURORA auf Andacht. Die Rohheit der Ars Moriendi-Zeiten ist gewichen, viel eher kommen auf diesem letzten Werk Erinnerungen an die Atmosphäre von Zyklus oder Mond auf. Wieder weben die Deutschen aus Dichte und Kälte ihre Kreationen, hier und da schleichen sich gar Riffparts ein, die entfernt an Vikingligr Veldi gemahnen – doch solche Momente sind kurz, denn die eigene Vergangenheit scheint weitaus stärker als Einflüsse, die von anderen Bands her stammen könnten. Höhepunkte herauszupicken funktioniert bei Andacht naturgemäß nicht. An Gänsehautmomenten mangelt es jedoch in keinster Art und Weise, das treibende Findling oder die angedeuteten Streicher im fesselnden Song Dunkler Mann seien hier lediglich exemplarisch hervorgehoben.
Doch auch hier, wo der schwarzmetallische Reigen so stark wirkt, haben sich Schwächen eingeschlichen. Denn zwei Faktoren stören hier die akustische Dunkelheit. Zum einen ist es das unsägliche Computerbassdrum. Dieses verleiht den Songs keinen pochenden Puls, sondern ist in etwa so störend, wie ein weggeworfenes Stück Plastik in einem Wald. Wenn man dazu noch bedenkt, dass es sich bei LUNAR AURORA wahrlich nicht um unbedarfte Schwarzmetallneulinge handelt, macht dies die Existenz dieses unbefriedigenden Drumsounds nur noch ärgerlicher. Zum anderen sind es die vielen Geräuschkulissen. Kein Songbeginn kommt ohne sie aus und man fragt sich, warum LUNAR AURORA das bei ihrer Fähigkeit, Atmosphäre aufzubauen, überhaupt brauchen. In diesem Fall wäre es besser gewesen, solche Soundlandschaften wie ein kostbares Gewürz einzusetzen – und den sakralen Gesang in Glück harmonischer in das Gesamtbild einzuweben.
Trotz der genannten Schwächen schaffen es LUNAR AURORA, sich mit ihrem achten Album würdig in die auf unbestimmte Zeit dauernde Pause zu verabschieden. Denn als Gesamtwerk ist Andacht eine dunkle, kalte Macht, die jedem Anhänger der Schwarzmetaller nahrhafte Wegzehrung für die Zeit ohne seine Helden gibt. Und trotz dieser Qualität verstärkt Andacht gleichzeitig den Wunsch, diese mondlose Zeit möge nicht zu lange dauern…
Veröffentlichungstermin: 08.01.2007
Spielzeit: 54:03 Min.
Line-Up:
Aran: Gitarren, Vocals, Sound-Scapes
Sindar: Bass, Vocals, Keyboards, Programmierung
Skoarth: Session Gitarren
Label: Cold Dimensions
Homepage: http://www.lunaraurora.de
Tracklist:
1. Glück
2. Geisterschiff
3. Dunkler Mann
4. Findling
5. Der Pakt
6. Das Ende