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KOHLRABENSCHWARZ: Im finstren Tal

Ein freudiges Wiederhören mit alten Bekannten: KOHLRABENSCHWARZ erkunden „Im finsteren Tal“ die dunklen Regionen der Seele.

Nicht nur Tobias Moretti wanderte anno 2014 in einem sich vor Sergio Leone verneigenden Alpenwestern als Oberbösewicht Hans Brenner durch ein finsteres Tal. Auch KOHLRABENSCHWARZ-Mastermind Constantin König stapft durch die Berge und Täler seiner Heimat. König, der zusammen mit seinem Bruder Benjamin zuletzt bei BALD ANDERS spielte und in den Neunzigern und Zweitausendern vielleicht DIE Black Metal-Legende LUNAR AURORA formte, kämpft sich zumindest als Lyriker und Komponist aus der Finsternis heraus – und zum ersten Mal seit 17 Jahren im Black Metal-Gewand. Dabei ist der Titel „Im finstren Tal“ nicht nur konzeptionell sehr passend, auch musikalisch ist KOHLRABENSCHWARZ intensiv geworden.

Vorweg: Wer mystischen und atmosphärischen Black Metal erwartet, wie ihn LUNAR AURORA spielten, könnte enttäuscht werden. „Im finsteren Tal“ ist musikalisch wie textlich viel direkter und somit auch ein sehr intimes Album. Statt ausufernder Songs wie auf „Elixir Of Sorrow“ oder geisterhafter Atmosphäre wie auf „Andacht“ ist das Debüt von KOHLRABENSCHWARZ beinahe ein Black ´n´ Roll-Album geworden. Was König hier beweist, ist ein Händchen für packendes, kompaktes Songwriting. Nur ein Song dauert länger als fünf Minuten – diese Verknappung sorgt dafür, dass „Im finstren Tal“ gut ins Ohr geht und die Stärken der Variabilität voll ausspielt.

Stilistisch sowohl variabel als auch einem roten Faden folgend: „Im finstren Tal“ zeigt, dass KOHLRABENSCHWARZ genau wissen, was sie tun.

Beispiele gibt es hierfür eine Menge: „Der Weg nach unten“ groovt im Uptempo mit einem sehr eingängigen Riff und ebnet den Weg für das gesamte Facettenreichtum, das KOHLRABENSCHWARZ innehaben: In „Tundra“ dominiert die Akustikgitarre und sorgt für ein Westernflair, das von den Riffs aufgenommen wird und mit einem mitreißenden Groove geradezu unwiderstehlich wird. Überhaupt, die Akustikgitarren: Bernhard Tomm (BALD ANDERS) hat viele sehr prägende Momente in den allermeisten der Songs und erweitert das Gesamtbild deutlich. Sein Spiel ist es auch, das die Atmosphäre von „Im finstren Tal“ maßgeblich prägt und ist beinahe ebenbürtig mit Gitarrist Enrico Pertoso (WHITE MANTIS), der die Kompositionen von Constantin König zum Leben erweckt.

Auch mit einem anderen Akteur der deutschen Black Metal-Szene um die Jahrtausendwende ist KOHLRABENSCHWARZ ein Wiederhören: Dirk Rehfus (GRABNEBELFÜRSTEN) ist nach langer Abstinenz wieder als Sänger aktiv. Seine variable Stimme passt sehr gut zu den Songs von „Im finstren Tal“. Wie schon bei den GRABNEBELFÜRSTEN lebt er die Texte, statt sie nur zu performen, aber mit weniger Pathos als in der Vergangenheit, aber eben genau so viel, wie es diese Songs brauchen. Auch Drummer C.A. (ODEM ARCARUM) liefert eine blitzsaubere, versierte Performance ab. Songs wie „Erinnerungen“ mit seinem groß aufgebauten Spannungsbogen, das treibende „Donnerwetter“ und das leidenschaftliche „Die Hoffnung stirbt zuerst“, aber auch das letzten Endes doch mit einem Hauch LUNAR AURORA-Magie versehene „Dunkler Stern“ werden auf diese Art sehr lebendig und folgen alle einem roten Faden.

Ein packender Einstand für KOHLRABENSCHWARZ: „Im finstren Tal“ verdient es, in Dauerschleife gehört zu werden.

Unter Umständen muss man sich davon frei machen, dass die neue Black Metal-Band von einem ehemaligen LUNAR AURORA-Mitglied eben nicht wie LUNAR AURORA klingt, um KOHLRABENSCHWARZ gut zu finden. Doch „Im finstren Tal“ verdient ein unvoreingenommenes Ohrenpaar. Allein deshalb, weil es so persönlich ist und weil es eben von einem Mann mit 17 Jahren mehr Lebenserfahrung geschrieben wurde. Es bleibt nur zu hoffen, dass Constantin König seine Dämonen ebenso besiegt hat, wie Greider die böse Brenner-Bagage im eingangs erwähnten Alpenwestern und dass auf „Im finstren Tal“ noch weitere Musik von KOHLRABENSCHWARZ kommen wird. Was König mit Hilfe seiner Mitstreiter aus seinen Erfahrungen gemacht hat, ist jedoch wirklich beeindruckend: Zu jeder Sekunde ist deutlich, dass hier Veteranen mit viel Genreerfahrung in der DNA tätig sind. „Im finstren Tal“ verdient es, in Dauerschleife gehört zu werden.

Wertung: 7 von 8 durchschrittene Talsohlen

VÖ: 29. März 2024

Spielzeit: 34:21

Dirk Rehfus – Gesang
Enrico Pertoso – Gitarren
C.A. – Schlagzeug
Bernhard Tomm – akustische Gitarren
Constantin König – Bass

Label: House Of Inkantation

KOHLRABENSCHWARZ „Im finstren Tal“ Tracklist:

1. Der Weg nach unten (Official Audio bei Youtube)
2. Tundra (Official Video bei Youtube)
3. Erinnerungen
4. Donnerwetter (Official Video bei Youtube)
5. Die Hoffnung stirbt zuerst
6. Am Ende der Nacht
7. Der letzte Schrei
8. Dunkler Stern

Mehr im Netz:

https://kohlrabenschwarz.bandcamp.com
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https://www.facebook.com/people/Kohlrabenschwarz-offical-music/

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