Wenn ein Album gleich zu Beginn mal mit ein paar richtig schönen Verspielern beginnt, dann gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Schrott oder Kult. Nun, von Schrott würde ich im Falle von BLACK ROSE – der Band, in der KING DIAMOND noch vor seiner Zeit bei MERCYFUL FATE tätig war – nicht reden.
“20 Years ago – A Night of Rehearsal” ist sicher kein Meilenstein der Rockgeschichte, doch würde ich dieses Album guten Gewissens als ein beeindruckendes Dokument zumindest der Karriere King Diamonds bezeichnen. Das Tape, aus dem letztendlich dieses Album abgemischt wurde, entstand am 30. September 1980 in einem Lagerraum einer Kneipe in Kopenhagen, im dem die Band BLACK ROSE regelmäßig unter dementsprechendem Bierkonsum probte (weshalb auf dem Album auch mal durchaus Gespräche auf Dänisch zu hören sind, bei denen es lediglich darum geht, wo denn nun der Flaschenöffner abgeblieben ist). Und letztendlich ist “20 Years ago – A Night of Rehearsal” nichts anderes, als ein Mitschnitt einer Bandprobe, bei dem neben der Musik natürlich auch das Stimmen der Instrumente, verpasste Einsätze und Gespräche zwischen den Musikern zu hören sind.
“20 Years Ago” bietet nicht durchgehend hochkarätigen Stoff
Musikalisch bietet das Album leicht abgedrehten und von Hammondsounds durchtränkten Hard Rock, der deutlich von DEEP PURPLE und ALICE COOPER (ganz eindeutig bei “Kill for Fun” oder “Disgrace”) beeinflusst wurde, aber genauso passt auch das GOLDEN EARRING-Cover “Radar Love” nahezu perfekt zu dieser Band. Doch nicht nur durch die theatralische Bühnenshow der Band können Parallelen zu dem gezogen werden, was der King einige Jahre später mit MERCYFUL FATE und KING DIAMOND machte. Es sind tatsächlich auch schon musikalische Ansätze vorhanden, die andeuten, was da dann später noch kommen sollte. Zwar klingt der KING auf “20 Years ago” nicht wirklich so, wie man das von ihm gewöhnt ist, doch gänzlich auf die typischen hohen Quieker muss der Fan auch hier nicht verzichten (und gerade diese geben einem Song wie “Road Life” die richtige Würze).
Betrachtet man das Songmaterial dieser Scheibe, so muss auch der eingefleischte KING DIAMOND-Fan ganz klar zugeben, dass “20 Years Ago” nicht durchgehend hochkarätigen Stoff bietet. Unterm Strich kann man aber auf jeden Fall sagen, dass das Album ziemlich abwechslungsreich ausgefallen ist und die einzelnen Songs auch den nötigen Wiedererkennungswert besitzen. Und mit “The End” (mein persönlicher Favorit), dem bereits erwähnten “Road Life” oder dem Opener “Locked Up in the Snow” haben BLACK ROSE auch durchaus richtige Hits zu verbuchen.
Zumindest Fans des Kings können bei “20 Years Ago” ein Ohr riskieren
Ach ja, zum Sound sollte man natürlich auch noch was sagen: Eigentlich dürfte man bei einer Aufnahme über ein 8-Spur-Mischgerät direkt auf der Anlage nicht allzu viel erwarten und dennoch bin ich überrascht, wie klar und druckvoll der Sound ist. Da wurde wirklich gute Arbeit geleistet, wenngleich das Ganze mit einer modernen Produktion natürlich nicht vergleichbar ist.
Fans des Kings würde ich auf jeden Fall zum Kauf dieses Albums raten (mit dem Bewusstsein, was einen erwartet), denn was ein echter Fan ist, der muss dann wohl auch mal BLACK ROSE gehört haben (wenn deren Musik endlich auch mal erstehbar ist). Ob es ansonsten ein Publikum gibt, das sich für “20 Years Ago – A Night of Rehearsal” interessieren könnte, wage ich doch ganz leicht zu bezweifeln, was aber niemanden vom Kauf abhalten soll.
P.S.: Und wenn man ganz genau hinhört, dann glaubt man gar, man könne die eine oder andere Idee erkennen, die der King bei seinen späteren Bands wiederverwendet hat – ob Einbildung oder nicht, schön ist es dennoch.
Veröffentlichungstermin: 19.02.01
Spielzeit: 63:40 Min.
Line-Up:
King Diamond – Lead Vocals
Jorn Bittcher – Lead Guitars
Ib Enemark – Organ & Moog
Jesper Weber – Bass Guitar
Kurt Jurgens – Drums & Occasional Backing Vocal
Produziert von King Diamond, Kol Marshall & Gary Long
Label: Metal Blade
KING DIAMOND & BLACK ROSE “20 Years Ago – A Night Of Rehearsal” Tracklist
1. Locked Up in the Snow
2. Holy Mountain Lights
3. Crazy Tonight
4. Virgin
5. Kill for fun
6. The End
7. Road Life
8. Soul Overture
9. Doctor Cranium
10. Disgrace
11. I need Blood
12. Radar Love