Gedankenverloren streichen meine Hände über das dunkle Cover, meine Augen saugen jede Feinheit des Artworks auf. Ungeduldig findet meine Hand ihren Weg nach innen und bringt eine 12 Zoll große, weiße Scheibe zum Vorschein. Mit zitternden Händen lege ich sie auf den schwarzen Schallplattenspieler. Der Kontrast ist herrlich, dieser Gedanke schießt mir durch den Kopf, als ich die Nadel auf das weiße Vinyl lege, das sich nun zu drehen beginnt. Fast augenblicklich erschlägt mich das Eingangsriffs von Gorging On Exposed Arteries und zaubert ein Grinsen der Verzückung auf mein Gesicht. Gebannt starre ich noch eine Weile auf die rotierende Scheibe, der erste Blastbeat lässt mein Herz höher schlagen, mündet dann in einen treibenden Groove und tobt dann kompromisslos weiter. Nicht, dass ich das nicht wüsste, denn immerhin ist mir die Musik gut bekannt. Schließlich handelt es sich um eine Veröffentlichung, deren CD-Version ich seit geraumer Zeit besitze und liebe. Was soll ich also zu JIGSORE TERRORs Geniestreich sagen, was ich nicht bereits im Review zur CD-Version gesagt habe? Nicht viel, außer, dass ich mich tierisch freue, das Teil letztendlich als Vinyl in den Händen zu halten. Und an alle, die die Scheibe, egal in welcher Version, immer noch nicht ihr eigen nennen, richtet sich dieses Review. Vergesst sachliche Analysen. Und überhaupt, wenn ihr jemals die Worte sachliche Analyse und Musik in einem Zusammenhang gebraucht habt, dann schlagt den Kopf so lange gegen die Wand, bis dieser irrsinnige Gedanke entweder der Vernunft oder dem totalen Wahnsinn gewichen ist. Eine Alternative wäre es, World End Carnage aufzulegen, alle Fenster aufzureißen, verdammt laut zu machen, auf dem Sofa herumzuspringen und dabei aus einer Mischung von Freude, Frust, Liebe und Hass aus voller Kehle zu brüllen.
Die Mischung aus Old-School-Death Metal und Grindcore pflügt sich noch heute genauso wirkungsvoll und sorglos durch die Prärie, wie noch vor einem Jahr und die Freude wird eigentlich nur durch eine Tatsache getrübt, die ich damals eher unter den Tisch habe fallen lassen: Das lyrische Konzept von World End Carnage ist schwacher Gore-Kitsch, ohne Witz und tiefere Bedeutung. Hier hätte man sich weniger an CARCASS und mehr an TERRORIZER orientieren sollen, dann wäre das Album für mich rundum perfekt. So verläuft für mich die Wut und der Hass der Scheibe irgendwie im Sand, statt einen adäquaten Adressaten zu finden. In Anbetracht der Tatsache, wie herrlich simpel und durch-die-Wand die Musik von JIGSORE TERROR ist, bringt mich dieser Sachbestand allerdings weniger zum Verzweifeln, sondern lässt sich mit einem müden Schulterzucken beiseite wischen.
World End Carnage ist immer noch zum Verrücktwerden gut, unverschämt dreckig und erlösend heavy. Wer sich jetzt nicht die limitierte Vinylversion (mit FURBOWL-Cover als Bonustrack) sichert, den kann ich nicht mehr ernst nehmen.
Veröffentlichungstermin: Januar 2006
Line-Up:
Tobbe six feet Ander – Gitarre
Adde Mitroulis – Drums, Gesang
Hampus Klang – Bass
Produziert von Mieszko Talarczyk
Label: Power It Up Records
Homepage: http://www.jigsoreterror.com
Tracklist:
01. Gorging On Exposed Arteries
02. Skeletal Decomposition
03. Slaughtered Existance
04. Death Rattle Cacaphony
05. Senseless Slaughter
06. Rotten Heads
07. Reeking Death
08. Insane Torture
09. Scattered Granial Remains
10. Violent Molestation
11. Corpses On Fire
12. Feast Of Dismembered Limbs
13. Brutally Murdered
14. Bestial Frenzy
15. World End Carnage
16. The Needle (FURBOWL-Cover)