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JAMES LABRIE: Elements Of Persuasion

James LaBrie poliert sein Seelenleben auf.

JAMES LABRIE hat bei DREAM THEATER keinen leichten Stand, weder in der Band noch bei den Fans. Da wird er auf der Bühne schon mal von Jordan Rudess angemeckert und in den Internetforen aus der Band diskutiert. Deshalb ist es für den Vollblut-Sänger von ungeheurer Wichtigkeit, sich auf seinen Solopfaden zu entfalten. Für Elements Of Persuasion, sein drittes Soloalbum, wurde der längst überfällige Namenswechsel vollzogen. MULLMUZZLER heißt jetzt JAMES LABRIE. Damit sagt uns der Kanadier, dass dies nicht eine weitere Band (DREAM THEATER), ein weiteres Projekt (TIM DONAHUE) oder ein weiterer Gastauftritt (AYREON, FRAMESHIFT), ist, dem er seine Stimme leiht, sondern, dass Elements Of Persuasion sein Ding ist.

Entsprechend viel Energie steckt auch in Elements Of Persuasion. Durch das treibende Spiel des bisher eher unbekannten Rock-Fusion-Gitarristen Marco Sfogli, der einen Bogen zwischen Progressivität und zeitgemäßen dropped Sounds spannt, zeigt das Album viel Profil. Verneige dich vor Allan Holdsworth, aber spiele in der Gegenwart könnte das Motto des Italieners lauten.

Dass Mike Portnoy vor Jahren in einem Interview mal von sich gab, er wolle LaBrie keine Balladen mehr schreiben lassen, kann man ihm angesichts der ruhigen Songs auf Elements Of Persuasion nicht verübeln. Lost besitzt zwar eine tolle Akkord-Progression, aber in der warmen Stimme von LaBrie finden alle Anlehnungsbedürftigen dieser Welt Platz. Gleiches gilt im Bezug auf den Gesang für Smashed, das wiederum mit edlen Piano/String-Arrangements aufwarten kann.

Vieles auf Elements Of Persuasion erinnert an Train Of Thought, da sind die Harmonien und James LaBries aggressive Seite im Opener Crucify, die harten Grooves in Oblivious und das Bestreben des Kanadiers nicht mehr so häufig in die ganz oberen Tonregionen vorzustoßen. Dazu wurde eine nicht unerhebliche Anzahl an elektronischen Spielereien in die Musik eingearbeitet.

Jedoch nimmt auch dieses Projekt, wie so viele progressive Projekte, nicht den Zeitgeist auf. Zeitgemäße Klänge zu verwenden bedeutet nicht gleich im Sinne des Mainstreams modern zu sein. Das muss kein Kritikpunkt sein, da dies auch im komplexen Textkonzept von Elements Of Persuasion begründet liegt. Die Samples, dropped Sounds, Turntables und Effekte werden auf Elements Of Persuasion vielmehr in einen progressiven Kontext gestellt, denn auch in den nicht übermäßig langen Kompositionen sind anspruchsvolle Instrumentalpassagen enthalten. In Undecided nimmt sich der Song eine einminütige Auszeit und LaBries Mitstreiter zeigen ihr technisches Können.

Unverständlich ist, dass der abgefahrene, rockige Stil der ersten MULLMUZZLER-Platte aufgegeben wurde. So vielseitig und überraschend ist Elements Of Persuasion nicht. Elements Of Persuasion packt den Hörer stattdessen durch den technischen Anspruch, der nicht zum Selbstzweck zelebriert wird. Kein Song leidet durch die anspruchsvollen Arrangements. Das Album wirkt oft wie eine rationalisierte Version des aktuellen DREAM THEATER-Albums, dem etwas Wärme hinzugefügt wurde. Langsam begreift man die Balladen, die Wärme, als Eigenheit von James LaBrie und weiß sie auch zu schätzen.

Veröffentlichungstermin: 29.03.2005

Spielzeit: 55:19 Min.

Line-Up:
James LaBrie – Vocals

Bryan Beller – Bass

Matt Guillory – Keyboards

Mike Mangini – Schlagzeug

Marco Sfogli – Gitarre
Label: InsideOut

Homepage: http://www.jameslabrie.com/

Tracklist:
1. Crucify

2. Alone

3. Freak

4. Invisible

5. Lost

6. Undecided

7. Smashed

8. Pretender

9. Slightly Out Of Reach

10. Oblivious

11. In Too Deep

12. Drained

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