IRON TONGUE: The Dogs Have Barked, The Birds Have Flown

IRON TONGUE und das Ausbüxen aus dem Elternhaus: Eine Mischung aus Südstaatenrock, Blues, Doom und Americana, die in ihren starken Momenten beinahe prophetisch groß ist.

Der Weg nach Hause kann sehr lange sein, vor allem, wenn man gerade erst aus dem Elternhaus ausgebüxt ist, um seine wahre Heimat zu finden, eben das, wo man hin gehört. Es ist die immer gleiche Geschichte vom Vagabunden, der sich nach großer Enttäuschung auf den Weg macht. Diese idealistische, beinahe romantische Vorstellung, diese immer wieder und wieder erzählte Geschichte wird durch das Cover von IRON TONGUEs Debütalbum The Dogs Have Barked, The Birds Have Flown perfekt eingefangen. Neben diesem unglaublichem Graphic-Novel-Artwork vermittelt aber auch die Musik das Gefühl des ewig wandernden Suchenden: Bitterer Blues, beinharte Heaviness, Americana, Soul, ein wenig Gospel, und los geht die Reise in eine ungewisse Zukunft, die durch Bandchef Chris Terry, der auch bei RWAKE seine Stimme erhebt, vorgegeben wird.

IRON TONGUE sind natürlich nicht totale Südstaaten-Rednecks. Deshalb finden wir hier zur Hälfte schwere, bedeutungsschwangere Musik, während es mindestens genauso oft herbe rockt, wie wir es eben von solcher Musik auch erwarten. So als würde man ALABAMA THUNDERPUSSY mit US CHRISTMAS, DOWN und natürlich RWAKE kreuzen und sie einfach drauf los spielen lassen. The Dogs Have Barked, The Birds Have Flown beginnt dabei unglaublich stark mit Ever After, das sich langsam aufbaut, eine wundervolle Atmosphäre entstehen lässt und so klingt, als würde es eine große, tiefe Wahrheit beinhalten. Das ist schwer und echt, mit wunderbar vielschichtiger Gitarrenarbeit versehen, punktet mit warm wabernden Orgeln und weiblichem Backgroundgesang, der stolz und kräftig klingt, mit Südstaatenbräuten wie den DIXIE CHICKS aber glücklicherweise keine Gemeinsamkeiten hat.

Leider haben nicht alle Stücke dasselbe Intensitätslevel. Gerade wenn IRON TONGUE wie in Witchery und Said N Done sich eher dem klassischen Rock verschreiben – dank der liebevollen Instrumentierung sind die Songs weit davon entfernt, wirklich schnörkellos zu sein – lässt die Intensität der Songs nach, 7 Days ist sogar relativ fad. Aber immer wieder finden IRON TONGUE ihre Form, vor allem dann, wenn sie ruhiger werden. Nach dem donnernden Beginn von Skeleton wird dieser Song durch das Zusammenspiel aus Chris Terrys Gesang und den gut akzentuierten Riffs zu einem weiteren Highlight des Albums, ebenso wie Moon Unit und das bluesig-entspannte Lioness. Durch die zahlreichen Gitarren, die allesamt wunderbar harmonieren, die Orgel, die sich schön ins Gesamtbild einfügt, das kräftige Drumming und nicht zuletzt die herrliche Produktion von Billy Anderson, ist der Gesamteindruck dieses Debütalbums ein durchweg positiver.

Vielleicht erlebt der eine oder andere eine Enttäuschung nach dem starken Auftakt des Albums, aber immer wieder reißen sich IRON TONGUE am Riemen und lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie suchen sich ihren Weg durch die Musik der Südstaaten, haben Eier, Mut, eine manchmal schlichte, dafür aber absolut authentische Vision. The Dogs Have Barked, The Birds Have Flown ist verglichen mit anderen NEUROT RECORDINGS-Veröffentlichungen vielleicht kein übergroßes Album, aber eines, das Sand schmecken und den heißen Wüstenwind spüren lässt und dabei den schmalen Grat zwischen unprätentiösem Rock und einer Epik findet, die es eben nur in diesem Landstrich gibt.

Veröffentlichungstermin: 24. Mai 2013

Spielzeit: 45:37 Min.

Line-Up:
Chris Terry – Lead Vocals, Vibroslap
Jason Tedford – Guitars and Layering
Mark Chiaro – Lead Guitars
Andy Warr – Bass, Guitars, Vocals
Stan James – Drums
JR Top – Organ and Keyboards
Stephanie Smittle – Vocals
Tiffany Phillips – Vocals

Produziert von Billy Anderson
Label: Neurot Recordings

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/Irontongue

Tracklist:
1. Ever After
2. Witchery
3. Skeleton
4. Moon Unit
5. Lioness
6. 7 Days
7. Said N Done

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