They have the clocks, but we have the time. Liegt Revolution in der Luft? Auch wenn IRA-Sänger Tobias Hoffmann live hier und da Probleme mit den Tönen hatte, seine Worte treffen immer ins Schwarze. Kein Wunder, dass er das schon auf einer anderen Ebene betreibt, als normale Typen, die für ihre Bands texten. Und da ist es nur gerecht und sogar nötig, dass IRA auch wieder von sich hören lassen, und zwar mit einem deutlich stärkeren Album als noch The Body And The Soil vor vier Jahren. IRA haben stark an sich gearbeitet, sind dem Post Hardcore, dem sie eh nie wirklich angehört haben, entflohen und machen jetzt etwas, das sie selbst nicht so richtig zugeben wollen: Progressiven Post Rock, der aber eigentlich weit mehr ist, als nur das.
Visions Of A Landscape setzt sich so gekonnt zwischen die Genres, dass diese sechs poetischen Songs sich direkten Vergleichen gut entziehen können. Ein wenig Shoegaze im Stil von KLIMT 1918 hier, ein bisschen MONO da, dann wieder die obligatorischen Vergleiche mit der CULT OF LUNAschen Soundwand, KATATONIA und JEFF BUCKLEY dürfen natürlich auch nicht fehlen, und fertig ist ein erfrischendes Album für eine Stunde, in der man hemmungslos schwelgen kann. Diese träumerische Herangehensweise von IRA bedeutet aber auch, dass sich nur sehr wenige härtere Passagen in die sechs überlangen Stücke eingeschlichen haben. Solche Gefühlsexplosionen, wie in der zweiten Hälfte des Titelstücks hätte es gerne öfter geben dürfen, gerade um es den teils bissigen Texten gleich zu tun.
Wenn diese Band sich aber in eine Richtung aufbaut, von der man hofft, dass sie in Richtung Rage und Explosion führt, dann tun IRA ihren Hörern diesen Gefallen aber nicht. Und diese konsequente Ablehnung gegen Erwartungen und Voraussetzungen tut beim ersten Hören nicht nur weh, sie ist ehrlich gesagt sogar eine willkommene Abwechslung. Aber man erkennt dies spätestens dann an, wenn man sich an dieses Album ein wenig gewöhnt hat. Denn gerade das sensationelle Doppel Lamb und A Drop Of Irony zeigt, dass Leidenschaft nicht zwingend laut sein muss. Hier gibt es wundervolle Gitarren zu hören, die sich in ihrer Elegie umarmen und miteinander sprechen, das ist wirklich poetisch. Und wenn sich Sänger Tobias Hoffmann so richtig treiben lässt, wenn er seine Texte lebt und nicht den Druck hat, schwierige Töne treffen zu müssen, dann möchte man für einen kurzen Augenblick sterben.
IRA hätte man solch ein Album nicht zutrauen mögen, aber es gibt auch ein paar Kritikpunkte. Einige holprige Übergänge zwischen Teilen der Songs, ein paar schiefe Töne im Gesang, ein bisschen zu wenig Wildheit. Aber nichts, das den schönen Gesamteindruck zerstören könnte, von dem IRA wissen, dass es darauf ankommt. Und somit haben sie auch ein Gesamtpaket geschnürt, das Freunden von melancholischer Rockmusik hervorragend schmecken wird, auch durch die erdige, natürliche Produktion. Eine wirkliche Revolution ist dieses Album nicht. Aber wenn IRA konsequent so weiter machen, dann werden sie groß werden, keine Frage.
Veröffentlichungstermin: 23. Oktober 2009
Spielzeit: 59:01 Min.
Line-Up:
Tobias Hoffmann – Vocals
Andreas Rosczyk – Guitar
Steve Hartmann – Guitar
Alexander Fromm – Bass
Thomas Klaus – Drums
Label: Golden Antenna Records
Homepage: http://www.iraism.com
MySpace: http://www.myspace.com/irarock
Tracklist:
1. Empire In The Bag
2. Visions Of A Landscape
3. Everybody Is In The Mood For Dying
4. Lamb
5. A Drop Of Irony
6. Encore