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INSTRUMENT: Instrument

Ein gutes Album für alle, die beim Gedanken an eine Mischung aus OCEANSIZE, LONG DISTANCE CALLING und MOGWAI wuschig werden.

Seien wir ehrlich, auch im Untergrund des Post Rock gibt es so gut wie nichts Neues mehr zu entdecken. 65DAYSOFSTATIC wildern im elektronischen Bereich des Genres, GREGOR SAMSA in der Neoklassik, OCEANSIZE zeigen, wie es galant progressiv zugehen kann, und LONG DISTANCE CALLING machen das Ganze für Metal-Fans interessant. Nein, eigentlich braucht es keine neue Band aus diesem Genre. Auch die bayerische Band INSTRUMENT hat begriffen, dass es wirklich nicht mehr viele Winkel in diesem langsam aber sicher staubigen Gebäude mehr gibt, aber immerhin nehmen sie sich wie die reinsten Leichenfledderer alles, was sie brauchen. Moment, habe ich eben Leichenfledderer geschrieben? Ist Post Rock etwa tot? Ist das der Grund, warum INSTRUMENT mit einem Bein im Progressive Rock, mit dem anderen Bein hingegen im Grab des Post Rock stehen?

Wie es für dieses Semi-Genre weiter geht, ist nebensächlich, und eigentlich ist es auch wurscht, solange die Qualität der Veröffentlichungen stimmt. Und die stimmt ja meistens. Und so gesehen können wir auch nicht über INSTRUMENT schimpfen. Die wissen, was sie tun. Spielen ganz unverkrampft ihre acht Songs, lassen sich gehen, beweisen aber, dass sie trotz der ganzen Entspannerei das Hirn einschalten können und so mit kühl kalkulierten Brüchen für progressive Aufmerksamkeit sorgen. Warum um alles in der Welt nicht alle ihrer Kompositionen so großartig sind wie der knapp zehnminütige Opener Slow Motion Emotion weiß wohl nur der Herrgott allein. Immerhin, INSTRUMENT haben in fast allen Stücken Momente, die wirklich schön sind. Aber Bläser bietet eben nur der erste Track und mit sowas kriegt man mich halt immer rum. Auch davon abgesehen ist diese Wohlfühlnummer so etwas wie ein Bilderbuch Post Rock-Song, zumindest für diejenigen, die auch mal harte Gitarren vertragen können. Wirklich wahr, dieser Song ist toll.

INSTRUMENT haben sieben weitere Male die Chance, das zu wiederholen, und immerhin, sie haben mit ihrem restlichen Material eine Menge schöner Momente eingefangen. Das behäbige, etwas dunklere Watzmann, The Odd Fish, That´s Me, I Don´t Want To Lose This Beautiful Darkness und der sehr variable Schlusspunkt A Story Told By Someone Else (Trying To Make History) zeigen, dass auch mit geringem Wille zur Innovation spannende und frische Songs geschrieben werden können. Bei der Hälfte der Songs werden INSTRUMENT von Gitarrist Bennie durch Gesangslinien vervollständigt, der seine Sache rein technisch gesehen sehr gut macht. Seiner Stimme fehlt aber das gewisse Etwas und so richtig intensiv ist seine Darbietung eben auch nicht.

Dank der Leistungen der Gitarristen und der kreativen Rhythmussektion ist die instrumentale Komponente der Band aber deutlich stärker, alles andere wäre bei diesem Namen auch frevelhaft. Die Riffs sind schön eruptiv, dazu gibt es viele Ideen an den Leadgitarren, die der Musik deutlichen Wiedererkennungswert verschaffen. Dazu passt auch, dass die Produktion recht massiv und sehr transparent ausgefallen ist, so dass die Dynamik ordentlich zum Tragen kommt. Mit ihrem selbstbetiteltem Debütalbum machen INSTRUMENT ergo viel richtig, aber trotzdem lässt die Musik zu jeder Zeit erkennen, dass hier noch Luft nach oben ist, und dass die vier Musiker beim nächsten Mal ruhig etwas mutiger sein dürfen. Wer beim Gedanken an eine Mischung aus OCEANSIZE, LONG DISTANCE CALLING und MOGWAI wuschig wird, der darf sich dieses Album gerne anhören. Zum Olymp des Genres sind es aber noch ein paar Meilen.

Veröffentlichungstermin: 14. Mai 2010

Spielzeit: 57:23 Min.

Line-Up:

Bennie Benson Rademann – Voice, Guitar
Hubert Steiner – Guitar
Markus Schäfer – Bass, Guitar
Nicolas Sierig – Drums, Percussion, Voice

Label: The Instrument Village

Homepage: http://www.theinstrumentvillage,com
MySpace: http://www.myspace.com/theinstrumentvillage

Tracklist:

1. Slow Motion Emotion
2. Joke On Me
3. Watzmann
4. The Odd Fish, That´s Me
5. About Suits & Dresses
6. Handshake
7. I Don´t Want To Lose This Beautiful Darkness
8. A Story Told By Someone Else (Trying To Make History)

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