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IMPERIAL CRYSTALLINE ENTOMBMENT: Ancient Glacial Resurgence

Die Rückkehr der US-Winterdämonen: IMPERIAL CRYSTALLINE ENTOMBMENT versuchen auf ihrem zweiten Album „Ancient Glacial Resurgence“ den überhitzten Globus mit frostigem Black Metal abzukühlen.

Schnell die Heizung auf 5 drehen! Nach ihrem Debütalbum „Apocalyptic End In White“ lagen IMPERIAL CRYSTALLINE ENTOMBMENT, kurz I.C.E., für knapp 20 Jahre auch im übertragenen Sinne auf Eis, haha. Darin hat sich etwas konserviert, das nach dem Antauen ebenso angriffslustig ist, wie das Eismonster in „Frozen“, das der Verfasser nun schon einige Male mit seiner Elsaverliebten Tochter beim Brüllen und Sachen kaputtmachen bestaunt hat. Und ja, I.C.E. gehen auf ihrem zweiten Album „Ancient Glacial Resurgence“ ebenso zimperlich vor, wie dieses Frostwesen: nämlich gar nicht.

Anachronistische Hochgeschwindigkeitsbrutalität: IMPERIAL CRYSTALLINE ENTOMBMENT lassen mit „Ancient Glacial Resurgence“ die frühen 2000er aufleben

I.C.E. fahren alle Stereotype auf, die sie finden, doch eine IMMORTAL-, TSJUDER– oder 1349-Kopie sind sie nicht. „Ancient Glacial Resurgence“ klingt viel zu amerikanisch und wird deshalb schon viele Puristen verschrecken. Ein weiterer wunder Punkt für sie: Die Musiker sind hörbar im Death Metal verwurzelt. Das macht die Songs insofern interessant, dass die zwischendurch eingestreuten Death Metal-Riffs im Black Metal-Kontext für einen kleinen Aha-Effekt sorgen. „Ancient Glacial Resurgence“ haftet etwas Anachronistisches an, konserviert das Gefühl aus den späten Neunzigern und den frühen Zweitausendern, als diese stilistischen Überlappungen der heiße Scheiß waren. Freilich, der Sound ist zeitgemäßer, die Musik hingegen könnte direkt nach dem Debütalbum geschrieben worden sein.

„Ancient Glacial Resurgence“ begeht nicht den Fehler, stumpf und blind bei großen Vorbildern zu stehlen, stattdessen gibt es so manche Selbstreferenz, sei es nur das eingehende „We are still fucking ICE“, das ohne das Wörtchen „still“ schon im Debüt zu hören war. Danach geht es freilich mit maximal schnellen Blast Beats und sägenden Riffs im Stil eines winterdämonischen Blizzards zu. Und wie es im Schneegestöber üblich ist, beginnt viel zu verschwimmen. So sind kurze Verschnaufpausen, wie der Beginn von „Cataclysmic Glaciation“, der kurze, eingängige Schluss von „Of Blizzards And Banshees“ oder dem düsteren Mittelteil von „Savage Blizzard Stabbings“ eindeutig zu rar gesät.

Unter der Black Metal-Schicht von „Ancient Glacial Resurgence“ liegt so manches Death Metal-Riff vergraben: I.C.E. haben mehr zu bieten, als es zunächst den Anschein macht

Immerhin, die Riffs, so wenig innovativ sie sein mögen, sind catchy. Daraus ließen sich richtig starke Songs bauen, doch häufig gehen sie im Blast Beat-Dauerfeuer unter. Aber genau hier muss der Verfasser eine Lanze für I.C.E. brechen: Es passiert einiges auf „Ancient Glacial Resurgence“, und um das alles zu erfassen, muss man konzentriert bei der Sache sein. Wer sich in der Wildnis durch den Schneesturm kämpft, überlebt auch nur fokussiert und gut auf sich aufpassend. Dass solche überbordenden Kompositionen jederzeit drohen, die instrumentalen Qualitäten zu verschütten, ist wenig überraschend. Also hier nochmal in aller Deutlichkeit: Spielerisch ist „Ancient Glacial Resurgence“ sehr stark, was vermutlich auch am Death Metal-Background der semi-anonymen Protagonisten liegt. Dass die Performance sehr straight und damit auch etwas eindimensional ist – gerade beim Gesang – lässt sich aber auch nicht verleugnen.

So richtig „evil“ ist das alles nicht, teils ist die US-Formation eine Verneigung vor den klirrend-frostigen Black Metal-Eruptionen Norwegens, teils aber auch ein augenzwinkerndes Projekt – das sollten alle begreifen, die das Artwork gesehen und die Songtitel gelesen haben. „Ancient Glacial Resurgence“ schrammt mit dieser ganzen Überzogenheit knapp daran vorbei, eine Comicnummer zu werden. Insgesamt ist IMPERIAL CRYSTALLINE ENTOMBMENTs zweites Album auf allen Ebenen ein bisschen zu viel: Geschwindigkeit, Brutalität, Image. Dennoch: Wer im Black Metal auch mal auf Tiefgang verzichten kann und mit einer lauten und schnellen actionreichen Fahrt im Snowpiercer glücklich ist, hat gewiss seinen Spaß an „Ancient Glacial Resurgence.“

Wertung: 6 von 10 Frostfüße

VÖ: 1. September 2023

Spielzeit: 44:16

Line-Up:
Bleak
Blisserred
Mammoth
IceSickKill

Label: Debemur Morti Productions

IMPERIAL CRYSTALLINE ENTOMBMENT „Ancient Glacial Resurgence“ Tracklist:

1. Into A Frigid Bleak Infinity (Official Audio bei Youtube)
2. Eternal Subzero Torment
3. Cataclysmic Glaciation
4. Of Blizzards And Banshees
5. Ravaskeith’s Crystalline Return
6. Petrified Cadaverous Wastelands
7. Savage Blizzard Stabbings
8. Opening The Arctic Imperial Gates
9. Ancient Lords Of White Death
10. Born To Freeze

Mehr im Netz:

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