HOKUM, das waren die bayrischen Jungs mit dem guten First Blood-Demo, erinnert ihr euch? Die Demo-Tage sind mittlwerweile vorbei, denn, auch wenn man immer noch mehr oder weniger in Eigenregie segelt, steht mit No Escape nun das erste Mini-Album in den Startlöchern. HOKUM sind dafür einen Schritt weiter gegangen, haben sich in den Freisinger Farmland Studios den passenden Sound verpassen lassen und beim Songwriting mächtig tief in die Kiste gegriffen.
Am Sound hätte man in puncto Druck wahrscheinlich noch was drehen können, denn dafür, dass eigentlich zwei Gitarristen in der Band sind, ist dieser ein kleines bisschen dünn. Dafür ist der Gitarrensound teilweise so lebendig, dass man das Gefühl hat, er springt einen aus den Boxen heraus an. Insgesamt ist der Sound transparent, klar und ziemlich unverfälscht.
Was das Songwriting angeht, haben HOKUM offensichtlich beschlossen, einen Schritt weiter zu gehen. Und das zu allem Überfluss nicht nur in eine Richtung, sondern gleich in mehrere, so dass No Escape ziemlich breitbeinig zwischen Death- und Thrash Metal steht. Allerdings sind es nicht der moderne, Trigger-dominierte Death Metal und auch nicht der neumodische, sterile Y2K-Thrash, die hier Pate stehen, sondern von beidem die längst aus der Mode gekommene Ur-Version. Daher klingt die Scheibe auch im großen und ganzen authentisch, schnörkellos und irgendwie, auf eine nicht klischeehafte Art und Weise true. Was nicht heißen soll, dass HOKUM altbacken klingen, nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Die Bayern holzen Thrash Metal mit Death Metal-Anteilen und konzentrieren sich dabei unglaublich genau auf die einzelnen Songs, denn jeder davon grenzt sich deutlich ab und macht ohne Rücksicht auf Verluste sein eigenes Ding. Manticore, der schnelle, brutale Opener mit viel Speed und Groove, und Death Metal-Charme, Silent Assasin, die energische Thrash-Abrissbombe, Face The End, das walzende Midtempo-Stück, The God Within, der treibende, fast ein bisschen vom Mitt-Neunziger Hardcore-inspirierte In-Your-Face-Brecher und mit The Loving Father findet sich sogar eine (Halb-)Ballade auf der Platte wieder.
Aber kurz umreißen kann man die Songs von No Escape nicht. Dafür holen HOKUM zu weit aus. Ja, gar ein wenig sehr weit, für meinen Geschmack. Dafür, dass die Musik im Grunde recht schlicht und bodenständig gehalten ist, sind viele der Lieder unglaublich lang. Zu lang, für meinen Geschmack. Den muss man nicht teilen, aber für mich ist die Kombination, die HOKUM zocken, nicht unbedingt für sechs Minuten lange Songs prädestiniert. Zwar schaffen es die Jungs auf füllende Parts fast zu verzichten und die Story spannend zu halten, dafür dauern manche Sequenzen aber einfach zu lange. Aber vielleicht ist es gerade diese Mischung, dieses verträumte Arschtreten, diese aus den Augen verlorene Aggressivität, diese bis ins letzte Detail ausgetüftelten Songmonster, die HOKUM eben ausmachen. Eins steht nämlich fest: No Escape ist ein gutes Album geworden, das mal eben völlig klar gemacht hat, dass man auch abseits aller Trends zeitgemäßen Metal machen kann, der auf seine fast unspektakuläre Art und Weise zu überzeugen weiß.
Veröffentlichungstermin: 2006
Spielzeit: 27:39 Min.
Line-Up:
Benjamin Geppert – Stimme, Rhythmusgitarre
Peter Reiter – Schlagzeug
Jonas Fischer – Bass, Stimme
Michael Vogl – Leadgitarre
Produziert von Yogi Lang
Label: Eigenproduktion
Homepage: http://www.hokum.de
Tracklist:
01. Manticore
02. Silent Assassin
03. Face The End
04. The God Within
goats part II:
05. I. The Loving Father
06. II. The Beloved Ones