Wenn man von der keltischen Folklore beeinflussten Metal spielen will, muss man nicht zwangsläufig aus Irland kommen. HEOL TELWEN sind in der ebenso keltisch geprägten Bretagne ansässig und erinnern auf ihrem Label-Debüt sehr stark an das erste Album von CRUACHAN, als diese noch in extremen Metal-Gefilden zuhause waren, sowie an deren Landsleute von WAYLANDER: Zu hören gibt es sehr roh, aber auch etwas drucklos produzierten, ursprünglichen Metal mit blackmetallischem Kreischgesang und vielen keltischen Melodien, virtuos und oft zweistimmig gespielt auf Tin und Low Whistles. Immer wieder eingestreut werden auch in klarem Gesang vorgetragene, jedoch leider nicht sehr voluminös, sondern vielmehr etwas unsauber klingende, meist nur einstimmige Chöre sowie sehr gelungene Passagen, in denen nur Akustikgitarren und Flöten zum Einsatz kommen. Dominierend sind aber eindeutig die metallischen Passagen, zumeist gekennzeichnet durch schnelles, polterndes Drumming und primitives, schrammeliges Riffing.
Musikalisch haben HEOL TELWEN also wirklich nichts Neues zu bieten. Leider wird diese mangelnde Eigenständigkeit – einzig durch die gelegentliche Verwendung einer Bombarde, eines bretonischen Blasinstruments, hebt man sich geringfügig von den erwähnten Vorreitern ab – nicht durch außerordentlich starkes Songmaterial kompensiert. Zugegeben, die Musik der Bretonen versprüht einen gewissen Charme. Das oft einfallslose Riffing und Flötenspiel driftet jedoch zu häufig in die Beliebigkeit ab, wirklich interessante Melodien, die auch im Ohr hängen bleiben, finden sich viel zu selten auf diesem Album. Die Folge: Das Album plätschert größtenteils vor sich hin, auch nach mehrmaligem Hören fällt es schwer, die einzelnen Songs, denen es zudem an Spannungsmomenten fehlt, voneinander zu unterscheiden. Den ruhigen, atmosphärischen Parts – die einzigen, die wirklich herausstechen -, wird leider zu wenig Zeit gegeben, ihre Wirkung gänzlich zu entfalten. Ehe man sich versieht, setzt wieder das monotone Gepolter ein, welches sich von Song zu Song kaum unterscheidet.
An Deiz Ruz hat zwar durchaus seinen Reiz, dies jedoch in erster Linie aufgrund der erhabenen Atmosphäre, die immer wieder mal für einige Momente aufkommt. Kompositorisch müssen die Bretonen noch zulegen, um sich etwa mit CRUACHAN messen zu können, welche die Messlatte nicht wirklich unerreichbar hoch gelegt haben. Wer auf diese Verbindung von extremem Metal mit keltischer Folklore steht, wird möglicherweise trotzdem zugreifen wollen, allein weil es an Alternativen mangelt.
Veröffentlichungstermin: September 2005
Spielzeit:
57:47 Min.
Line-Up:
Gwadsec´hedik Kraban – Electric & Acoustic Guitars, Lead Vocals, Choirs, Tin & Low Whistles, Bombarde
Ossian – Electric & Acoustic Guitars, Choirs
Yskithyrwynn – Drums & Choirs
Mylgaon Vibuc´h – Bass & Choirs
hades – Tin & Low Whistles, Clean Vocals & Choirs
Label: Burning Star Records
Hompage: http://heoltelwen.acrocyanose.com
Email-Adresse der Band: heoltelwen@hotmail.com
Tracklist:
1. An Douar Eleh Mon Ganet
2. An Deiz Ruz
3. Dahud
4. Ar Korrigan Du
5. Etre Douae mor
6. Epona (part 1)
7. Epona (part 2)
8. Enez Glaz
9. Kan Ar kern
10. Son Ar Everezh
11. Heol Telwen
12. Ynis Witrinn